Das Auto als Lebensretter

Ein Meilenstein der Verkehrssicherheit: Am 31. März 2018 wird in der Europäischen Union das automatische Notrufsystem „Emergency Call“ – kurz eCall – Pflicht. Damit sitzt auf jeder Fahrt ein digitaler Ersthelfer im Auto, der bei einem Unfall automatisch Hilfe ruft.

„Die Vernetzung von Autos macht vieles möglich. Mit dem automatischen Notrufsystem eCall werden vernetzte Fahrzeuge jetzt auch zu Lebensrettern“, sagt Dr. Dirk Hoheisel, Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH. Alle neuen Pkw-Modelle, die nach dem 31. März 2018 erstmals in der EU auf den Markt kommen, sind serienmäßig mit dem eCall ausgestattet. Dann ist im Fahrzeug eine standardisierte eCall-Box verbaut, die bei einem Unfall automatisch die Notrufzentrale des Rettungsdienstes unter der europaeinheitlichen Nummer 112 alarmiert. Lebensrettende Hilfe kommt so schneller und gezielter zum Unfallort. Laut EU soll das jedes Jahr 2 500 Menschenleben retten und die Anzahl von Schwerverletzten um 15 Prozent verringern. Erste Automobilhersteller bieten ihren Kunden den digitalen Lebensretter bereits ohne Verpflichtung als Teil des Navigationssystems an. Für diesen Service bietet Bosch ein umfangreiches Angebot mit Telematik-Lösungen und Dienstleistungen. Mit dem nachrüstbaren Unfallmeldestecker von Bosch müssen auch ältere Autos nicht auf den eCall verzichten.

Schnelle Hilfe in Serie

Warnweste überziehen, Warndreieck aufstellen, Hilfe rufen – in Notfällen muss man an viele Dinge denken. Jede Sekunde zählt. Doch bei einem Unfall stehen viele Menschen unter Schock. Ein noch größeres Schreckensszenario ist es, wenn die Fahrzeuginsassen nach einem Unfall bewusstlos oder eingeklemmt sind und selbst keine Hilfe rufen können. Genau in diesen Situationen wird der eCall zum unverzichtbaren Lebensretter. Denn er weiß genau, wo sich der Unfall ereignet hat – egal ob nachts auf einer verlassenen Landstraße oder der Autobahn – und sendet die Informationen automatisch an den Rettungsdienst. „Der eCall alarmiert den Notruf schneller, als ein Mensch es könnte, und startet damit die lebenswichtige Rettungskette“, sagt Hoheisel. Im Fahrzeugcockpit wird zudem ein SOS-Knopf verbaut, mit dem Insassen den Notruf auch manuell auslösen können. In beiden Fällen wird zunächst eine Sprachverbindung zwischen Fahrzeug und lokalem Rettungsdienst aufgebaut, um weitere Unfalldetails durchzugeben. Reagiert der Fahrer nicht, fahren die Rettungskräfte direkt zum Unfallort. Dank der präzisen Ortsangabe mit GPS-Koordinaten wissen die Einsatzkräfte sogar, in welcher Fahrtrichtung sich der Unfall ereignet hat. Das spart wertvolle Zeit, denn sie müssen beispielsweise nicht erst an der nächsten Autobahnanschlussstelle wenden, um zum Unfallort zu kommen. Durch das automatische Notrufsystem sind Rettungskräfte damit in der Stadt 40 Prozent schneller am Unfallort, in ländlichen Gegenden benötigen die Einsatzkräfte sogar nur die Hälfte der sonst üblichen Zeit.

Eine Vernetzungs-Box, die Leben rettet

Erste Automobilhersteller bieten ihren Kunden den eCall bereits seit einigen Jahren als Teil des Navigations- oder Infotainmentsystems an. Dann ist im Auto keine Standard-eCall-Box verbaut, sondern eine zusätzliche Steuereinheit, mit der ein vernetztes Fahrzeug mit seiner Außenwelt kommuniziert. Bei Bosch heißt diese Steuereinheit Connectivity Control Unit, kurz CCU. Sie ist das Herzstück für die vernetzte Mobilität und Kommunikationszentrale für den eCall und weitere Funktionen und Services. Die CCU erkennt, dass es gerade gekracht hat, wenn im Auto die Airbags oder Gurtstraffer ausgelöst werden. Dann alarmiert sie in nur wenigen Sekunden den Rettungsdienst oder die Bosch-Notrufzentrale, damit die Rettungskräfte gezielt und schnell zum Unfallort kommen können. Die CCU kann aber noch mehr: Sie ist mit weiteren Sensoren im Fahrzeug vernetzt und weiß beispielsweise, wie viele Sicherheitsgurte geschlossen sind und damit, wie viele Menschen im Auto sitzen. Damit kommen Rettungskräfte auch besser vorbereitet zum Unfallort, weil mehr Rettungswagen angefordert werden können.

Der eCall spricht auch Französisch

Wer bei einem Unfall in der Provence dem französischen Rettungsdienst erklären muss, was gerade passiert ist, steht oftmals vor der Hürde einer fremden Sprache. Der eCall-Service von Bosch spricht daher fließend 16 Sprachen wie Französisch, Schwedisch oder Türkisch. Anders als beim Standard-eCall, bei dem direkt die lokale Notrufzentrale unter 112 informiert wird, alarmiert der Bosch-eCall zuerst die Bosch-Notrufzentrale, die 24/7 und 365 Tage im Jahr erreichbar ist. Durch die Spracheinstellung des Navigationssystems kennen die Mitarbeiter des Notruf-Teams die Sprache des Fahrers. Sie können sich so schnell und direkt erkundigen, wie es dem Fahrer geht und was passiert ist. Gerade in der Ausnahmesituation eines Notfalls gibt es so keine Verständigungsprobleme. Anschließend koordiniert das Not-Team von Bosch alle Rettungsmaßnahmen mit der Notrufzentrale des Rettungsdienstes vor Ort in der jeweiligen Landessprache. Das macht auch die Arbeit der lokalen Rettungskräfte leichter, weil sie genau wissen, was passiert ist und wie sie gezielt helfen können. Reagiert der Fahrer auf den Anruf der Bosch-Notrufzentrale nicht, alarmieren die Mitarbeiter sofort die Rettungskräfte. Das funktioniert übrigens nicht nur in Europa: Bosch bietet seinen eCall-Service in mehr als 50 Ländern weltweit an, auch in Japan, Brasilien und Nordamerika. Auf diesen mehrsprachigen Notrufservice von Bosch setzen auch bereits zahlreiche Automobilhersteller, zum Beispiel die Daimler AG.

Lebensretter im Zigarettenanzünder

Bei welchen Fahrzeugen das automatische Notrufsystem in Zukunft zur Serien-ausstattung gehört, entscheidet das Datum der sogenannten Kfz-Typenzulassung: Die eCall-Pflicht gilt für neue Fahrzeugmodelle, die ab dem 31. März 2018 erstmals den Genehmigungsprozess der EU durchlaufen, bevor sie auf den Markt kommen. Fahrzeugmodelle mit einer früheren Typenzulassung dürfen auch weiterhin ohne eCall gebaut und verkauft werden. „Für Bosch ist kein Auto zu alt, um ein Lebensretter zu sein. Deshalb haben wir mit dem Unfallmeldestecker eine Nachrüstlösung für den eCall entwickelt“, sagt Hoheisel. Der nachrüstbare digitale Ersthelfer für jedes Auto wird einfach und ohne Werkstatttermin in den 12-Volt-Anschluss (Zigarettenanzünder) im Fahrzeug gesteckt. Dank integriertem Beschleunigungssensor erkennt er Kollisionen und die Schwere eines Unfalls. Via Bluetooth sendet er diese Informationen an die dazugehörige App auf dem Smartphone des Fahrers, die wiederrum das Service-Center des zentralen Unfallmeldedienstes der Autoversicherer alarmiert. Auch bei der Nachrüstlösung wird zunächst eine Sprachverbindung zum Fahrer aufgebaut. Reagiert der Fahrer nicht, werden Rettungskräfte sofort zum Unfallort geschickt.

Auch für Motorräder

Motorradfahrer gehören zu den am meisten gefährdeten Verkehrsteilnehmern: Das Risiko bei einem Unfall getötet zu werden, ist für Motorradfahrer 18-mal höher als für Pkw-Fahrer. Daher denkt Bosch beim eCall nicht nur an Autos, sondern entwickelt den digitalen Ersthelfer auch für Biker. Eine spezielle CCU für Motorräder erfasst die Betriebsdaten des Bikes und kann so Unfälle erkennen. Dank eines integrierten GPS-Moduls wird anschließend die genaue Position des Unfalls an die Notrufzentrale des Rettungsdienstes übermittelt.

www.bosch.com

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04.04.2018   |  

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