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Einkaufen und Stromtanken: Nicht überall kostenlos, aber bald schon selbstverständlich

Im Idealfall lässt sich der Ladevorgang seines Elektroautos bequem in den Alltag integrieren – wie beim Einkauf im Supermarkt. Während ALDI Süd, Rewe, Penny, Globus und Netto Ladegebühren erheben, setzen Lidl, Kaufland und IKEA noch auf Gratis-Strom. Erfreuliche Gemeinsamkeit: Im Kampf um die Gunst der zunehmend größer werdenden Anzahl an Kunden mit Elektroauto rüsten sie ihre Filialparkplätze mit Ladesäulen auf.

Ein Überblick von Sabine Metzger für das eMove360 Magazin (Download-PDF)

ALDI SÜD: Schluss mit Strom schenken an mehr als 1000 Ladepunkten

Als Vorreiter gilt ALDI Süd: Bereits seit 2015 errichtet der Discounter-Riese Ladestationen auf seinen Parkplätzen. Mittlerweile sind mehr als 1000 Ladepunkte entstanden. Fast sieben Jahre konnten Fahrer von Elektroautos bei den Supermärkten von Aldi Süd kostenlos Strom tanken. Seit 1. Juni ist Schluss mit dem Strom-Geschenk. Doch es gibt auch Vorteile: Man kann nun auch nach Ladenschluss noch laden. Und das meist günstiger als an der heimischen Wallbox. Wechselstromladen mit 22 kW kostet 29 Cent pro kWh, 39 Cent kostet das Stromtanken an den Schnelladesäulen. Auch die Begrenzung der Ladedauer auf eine Stunde ist weggefallen. Gezahlt wird mit EC- oder Kreditkarte oder mit der Ladekarte eines Drittanbieters, zu dessen Konditionen. An den Aldi-Ladesäulen wird übrigens 100 Prozent klimaneutraler Grünstrom oft direkt von den Fotovoltaik-Anlagen vom Filialdach verkauft– ergänzt durch zertifizierten Grünstrom aus Wasserkraft.

Lidl und Kaufland: Jede Filiale eine Ladesäule. Wie lange noch kostenlos?

Auch Hauptkonkurrent Lidl, Teil der Schwarz-Gruppe, denkt beim Ausbau der Ladeinfrastruktur in großen Dimensionen: Jede neu gebaute Kaufland- und Lidl-Filiale bekommt mindestens eine Ladesäule. Aktuell sind mehr als 450 Lidl-Ladesäulen in Betrieb, mehr als 70 im Bau oder in Planung. Kaufland bietet momentan 270 Ladepunkte an. 2023 soll ein Drittel aller 700 deutschen Kaufland-Geschäfte diesen Service bieten. Man vertraut dabei auf einen gezielten Einsatz von verschiedenen E-Ladesäulen. So wird je nach Standortanforderung eine Aufladung zwischen 22 bis 150 kW möglich sein. Dabei sollen vor allem DC-Schnellladesäulen mit 50 kW eingesetzt werden. Aktuell ist das Stromtanken noch kostenlos. Erste Anzeichen für den Übergang zur Kostenpflicht zeichnen sich ab. Seit März können die Ladesäulen nur noch über die App des Kundenkartensystems Lidl Plus genutzt werden. Integriert in diese App ist das eigene Zahlungssystem Lidl Pay, über das dann künftig auch der Ladevorgang abgerechnet werden könnte. Erlaubt ist das Laden für die Zeit des Einkaufs – nach einer Stunde wird der Ladevorgang automatisch abgebrochen, so versucht man Missbrauch zu erschweren.

IKEA: Pax, Billy & Co. shoppen und kostenlos Strom laden

Seit 2019 können Kunden des schwedischen Möbel-Discounter IKEA kostenlos und unabhängig vom Möbelkauf Strom laden – allerdings nur während der Öffnungszeiten und auf 1,5, Stunden begrenzt. An 154 Filialen in Deutschland gibt es 200 Ladepunkte – der Strom kommt meist von den riesigen Fotovoltaik-Anlagen auf den Dächern. Ob weitere Ladepunkte dazukommen sollen, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Allerdings haben wir im IKEA-Sortiment neu Ladesäulen und Fotovoltaik-Anlagen entdeckt – für das Laden an der heimischen Wallbox. Siehe auch Kurzbeitrag im eMove360° Magazin.

REWE: 6000 Ladepunkte bis 2024 – EnBW und Shell als strategischer Partner

Die REWE Group hat mit EnBW und Shell eine strategische Partnerschaft geschlossen. Gemeinsam möchte man bis Ende 2024 nach eigenen Angaben mehr als 6000 Ladepunkte in Betrieb nehmen. 2000 davon vor 400 Rewe- und Penny-Märkten sowie an neuen Mietobjekten. „Mit dem massiven Ausbau der E-Schnellladesäulen-Infrastruktur wollen wir nun auch unseren Kunden gezielt die E-Mobilität erleichtern. Denn nur wenn wir als Gesellschaft in allen Lebensbereichen maximale Anstrengungen unternehmen, werden wir den Klimawandel stoppen“, so Telerik Schischmanow, Bereichsvorstand der REWE Group. Auf den Parkflächen von Penny- und Rewe-Märkten ist das Laden kostenpflichtig.

GLOBUS und EnBW: 800 HPC-Ladepunkten, Laderabatte für Kunden geplant

Auch GLOBUS holte sich kürzlich für den Aufbau seiner Ladeinfrastruktur EnBW an seine Seite. Das Energieunternehmen startet noch im Laufe dieses Jahres schrittweise mit der Installation von Schnellladepunkten auf den Kunden-Parkplätzen der Globus Markthallen. Alle neuen Ladepunkte bei GLOBUS beziehen zu 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien. Insgesamt sollen über 800 High Power Charging-Ladepunkte (HPC) an allen GLOBUS Markthallen in ganz Deutschland installiert werden. Mit Ausbaupotential an über 60 Standorten, stehen zukünftig durchschnittlich 13 Schnellladepunkte mit einer Ladeleistung von bis zu 300 Kilowatt bereit. Bezahlt werden kann über alle gängigen Zahlarten, wie beispielsweise die EnBW mobility+ App. Für registrierte GLOBUS Kunden sind weitere Vorteile, wie etwa Laderabatte über die Mein GLOBUS App in Planung.

An rund 20 der GLOBUS Markthallen errichtet die EnBW Überdachungen mit eigenen Photovoltaik-Anlagen. Diese versorgen die jeweiligen Lade-Standorte direkt mit vor Ort erzeugtem Solarstrom und bieten noch mehr Komfort bei schlechtem Wetter. Zusätzlich für das Schnellladen benötigter Strom ist zu 100 Prozent zertifizierter Ökostrom. Die ersten HPC-Ladepunkte der EnBW werden bis zum Ende des Jahres zur Verfügung stehen.

Netto und Vattenfall: Aufbau der Schnellladeinfrastruktur

Auf Vattenfall setzt der Lebensmitteldiscounter Netto. Zunächst sollen an über 270 Märkten von Netto ca. 470 Ladesäulen mit 940 Ladepunkten aufgebaut werden. Der Aufbau der Schnellladeinfrastruktur mit 180 KW- und 360 KW-Ladesäulen an den Netto-eigenen Immobilien ist vorrangig in den Jahren 2023 und 2024 geplant. Netto stellt die Kundenparkplätze vor seinen Märkten zur Verfügung, Vattenfall übernimmt die Planung, Errichtung und den Betrieb der Stationen. Die Stationen sind allen Fahrern von Elektroautos während der normalen Öffnungszeiten von Netto frei zugänglich. Vattenfall und Netto beabsichtigen ebenfalls eine Erweiterung der Kooperation an weiteren Netto-Mietobjekten.

„Das Angebot von Schnellladestationen ist aus unserer Sicht ein wichtiger Baustein, um die Attraktivität unserer Märkte zu erhöhen“, sagt Ingo Panknin, CEO von Netto Deutschland. „Außerdem erreichen wir damit einen weiteren wichtigen Meilenstein unserer nachhaltigen Unternehmenspolitik. Gemeinsam mit Vattenfall setzten wir mit knapp 1000 neuen Ladepunkten ein Zeichen beim Ausbau der Infrastruktur für die Elektromobilität.“

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14.10.2022   |  

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