Einzelradaufhängung revolutioniert Nutzfahrzeugarchitektur

Der Elektromotorenbauer Ziehl-Abegg revolutioniert die Architektur von Nutzfahrzeugen: Mit einzeln aufgehängten Radnabenmotoren (ZAwheel) und einem modularen Baukasten für die Federung – klassisch pneumatisch oder hydropneumatisch.

Damit entstehen völlig neue Perspektiven für Innenraumgestaltung, Low-Floor-Nutzung und Gewichtsklasse. Zudem gibt es ein völlig neues Fahrgefühl und durch die ausgefeilte Fahrwerkskinematik eine konsequente Reduktion von Reifenverschleiß. Mehrere Nutzfahrzeughersteller sind an dieser Technik interessiert.

Auf der IAA Nutzfahrzeuge sind zudem die ersten Doppeldecker-Busse zu sehen, die mit ZAwheel von Diesel auf Elektro umgerüstet worden sind. Mehrere Hundert klassische Doppeldecker-Busse sollen nun zu Elektrofahrzeugen umgebaut werden.

Die Einzelradaufhängung ist neben der Stadtbus Anwendung auch für den gesamten Nutzfahrzeugsektor entwickelt worden. Das aktuelle Achsantriebsmodul von Ziehl-Abegg verfügt über zwei Radnabenmotoren und erweitert den nutzbaren Raum über der Antriebsachse im Vergleich zu herkömmlichen Achssystemen wesentlich. „Mit unserem Radnabenmotor ZAwheel können wir extrem platzsparend agieren, wenn wir eine Einzelradaufhängung einsetzen“, erklärt Ralf Arnold, Geschäftsführer von Ziehl-Abegg Automotive. Dann steigt der nutzbare Raum noch deutlich weiter an. Dies bringt generell Vorteile für den Aufbau von Nutzfahrzeugen.

Während das Achsantriebsmodul bereits auf dem Markt ist, sieht Ziehl-Abegg die Einzelradaufhängung als Zukunftskonzept an. „Wir sind im Gespräch mit mehreren Herstellern von Nutzfahrzeugen, die sehr stark an der Einzelradaufhängung interessiert sind“, sagt Arnold. Traditionell setzen Nutzfahrzeughersteller auf pneumatische Systeme bei Bremsen und Federung. Ergänzend zu dieser Lösung bietet Ziehl-Abegg noch einen nächsten Entwicklungsschritt für völlig neue Bauraumkonzepte an: ein hydraulisches Bremssystem in Kombination mit einer hydropneumatischen Federung. Hierzu wurde ein Baukastensystem entwickelt, mit welchen die Kombination aller verfügbaren Technologien aus dem Bereich Pneumatik, Hydraulik und Elektrik möglichst nah am Kundenwunsch realisieren kann.

Ein Schnellschuss für die Integration eines rein hydraulischen Systems wird nicht möglich sein, da die komplette Fahrzeugarchitektur umgekrempelt werden muss. So muss beispielsweise auch die Vorderachse mit hydropneumatischer Federung ausgestattet werden. Wird das Konzept angewandt, entsteht Platz für die Batteriepakete im Fahrzeugunterbau, was den Schwerpunkt nach unten verlagert. „Und damit ist es möglich, auch elektrisch betriebene Nutzfahrzeuge in Leichtbauweise zu gestalten und so richtig Energie zu sparen“, schwärmt Motorenexperte Arnold. „Ich bin gespannt, welcher Nutzfahrzeughersteller sich als Erster für dieses Zukunftskonzept entscheidet.“

Bei Fahrten mit hydropneumatischer Einzelradaufhängung wird die Wankbewegung in Kurven völlig eliminiert und das ohne Einsatz eines mechanischen Stabilisators. Zudem kann das Chassis komplett angehoben und gesenkt werden. Dies ermöglicht Fahrzeuge in Ultra-Low-Floor-Bauweise. „Die Einzelradaufhängung ist die konsequente Weiterentwicklung unseres ZAwheel“, unterstreicht Arnold. „Denn der extreme Platzgewinn ist nur mit echten Radnabenmotoren möglich.“ Das Beispiel Stadtbusse zeigt: „Kinderwägen oder Rollstühle können auf Grund der Durchgangsbreite die ganze Buslänge nutzen“, betont Arnold. Bisher sind nur in der Mitte der Busse in den Einstiegsbereichen Plätze für Kinderwagen und Rollstühle ausgewiesen.

Neue Sightseeing-Busse vom spanischen Hersteller UNVI mit ZAwheel

Der spanische Sightseeingbus-Hersteller UNVI bietet seit knapp einem Jahr Neufahrzeuge mit dem leisen Radnabenantrieb ZAwheel an. In den Städten Paris und Amsterdam sowie demnächst auch in London rollen bereits die ersten Exemplare der Doppeldeckerbusse. Weitere Städte werden folgen. Die französische Fußball-Nationalmannschaft hat ihren Triumphzug in Paris übrigens in einem UNVI-Bus absolviert: leise angetrieben von Radnabenmotoren von Ziehl-Abegg.

Hunderte von Diesel-Doppeldeckerbussen erhalten Elektroantrieb von Ziehl-Abegg

ZAwheel gibt es nicht nur für Neufahrzeuge, auch Retrofit ist möglich. In Berlin werden nun zahlreiche Stadtrundfahrtenbusse zu Elektrofahrzeugen umgerüstet. Doppeldeckerbusse, mit denen Touristen aus aller Welt ihre Rundfahrten durch die Hauptstadt unternehmen. Die Busse waren zunächst für die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) im Liniendienst unterwegs und wurden im Anschluss für ihre zweite Karriere in der Tourismusbranche umgebaut. Diese Doppeldecker Busse verfügen jedoch mit ihren veralteten Dieselmotoren über keinen zeitgemäßen Antrieb. Nun werden Hunderte von Bussen zu Elektrofahrzeugen umgebaut: mit Radnabenantrieben von Ziehl-Abegg. Die Auslieferung wird 2019 beginnen

Der Motorenbauer Ziehl-Abegg konstruiert, entwickelt und produziert die elektrische Antriebsachse als Plug-&-Play-Umrüstsatz für dieselbetriebene Fahrzeuge. Die E-Motoren und die Leistungselektronik sind in die Radnaben integriert. Das führt zu einer kompakten Bauform, die besonders für Niederflurbusse geeignet ist. Die Traktionsbatterie wird für diesen Anwendungszweck ausgelegt und je nach Reichweitenanforderung in ihrer Größe angepasst. Sie ist nach dem Umbau u.a. dort untergebracht, wo sich zuvor der Dieselmotor befunden hat.

www.ziehl-abegg.com

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