Panorama Hong Kong City. Foto: YiuCheung@stockadobe.com

Electric Vehicle Review: Wer hat die Nase vorne?

Laut des „Electric Vehicle Sales Review“ von PwC Autofacts und Strategy& geraten die europäischen Automobilhersteller im zukunftsweisenden Elektroautomarkt zunehmend unter Druck. Lesen Sie In der aktuellen Ausgabe des eMove360° Magazins (kostenloses Download-PDF) einen Beitrag Felix Kuhnert, Partner, Automotive Leader, PwC Germany und Jörn Neuhausen, Director, Strategy& Germany.

Die weltweiten Neuzulassungen von reinelektrischen Fahrzeugen (Battery Electric Vehicle, BEV) haben sich von zwei Millionen im Jahr 2020 auf 4,5 Millionen 2021 mehr als verdoppelt. Die Automobilhersteller haben je nach Region unterschiedlich stark an diesen Erfolgen teil: Von den meistverkauften BEV-Modellen in China und den USA stammten im vergangenen Jahr mehr als acht von zehn Fahrzeugen von einem asiatischen oder amerikanischen Hersteller. Im weltweiten Rennen um BEV-Marktanteile verzeichneten die deutschen Marken im vierten Quartal 2021 mit 14 Prozent bei reinelektrischen Autos ein leichtes Minus im Vergleich zu 17 Prozent im Vorjahresquartal. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen „Electric Vehicle Sales Review“ von PwC Autofacts und Strategy&, der Strategieberatung von PwC, in der die Neuzulassungszahlen in weltweit 14 ausgewählten Märkten ausgewertet werden.

„Der unterschiedliche Zugang zu Halbleitern offenbart geopolitische Dimensionen. Asiatische Hersteller sind im Gegensatz zu europäischen und deutschen OEMs im Schnitt besser durch die Krise gekommen, wie ein Blick auf die Verkaufszahlen des letzten Jahres zeigt: Nur jedes dritte reinelektrische Fahrzeug, das in China, Europa oder den USA verkauft wird, trägt eine europäische Marke“, kommentiert Felix Kuhnert, Partner und Automotive Leader bei PwC Deutschland. „Wegweisend sind die nächsten Monate in diesen neuen Segmenten. Immer mehr Automobilhersteller sehen in reinelektrischen Fahrzeugen die Zukunft. In wichtigen Märkten wie China geht es für europäische OEMs jetzt darum, an den Erfolg von Verbrennermotoren anzuknüpfen und Marktanteile zu behaupten sowie gegebenenfalls auszubauen. Das kann nur durch eine ausreichende Produktverfügbarkeit gelingen. Muss man verlorene Marktanteile später zurückerobern, stellt dies eine kostenintensive und herausfordernde Aufgabe dar.“

Die Anzahl der BEV-Neuzulassungen wuchs in den Top-5-Märkten der EU im Jahr 2021 um 72,4 Prozent im Vergleich zu 2020, in Deutschland sogar um 83,3 Prozent. E-Mobility-Primus China prescht weiterhin mit einem BEV-Wachstum von 172,3 Prozent im Vergleich zu 2020 voran. Der BEV-Markt in den Vereinigten Staaten zeigt vielversprechende Anzeichen von Wachstum. Dank einiger beliebter Modelle stiegen die BEV-Verkäufe hier im Vergleich zum Vorjahr um 62 Prozent.

Es gibt zwar weltweit Pläne, die Subventionen von Elektrofahrzeugen zu reduzieren. So hat die chinesische Regierung angekündigt, die Förderung von Elektrofahrzeugen in diesem Jahr um 30 Prozent zu kürzen. Großbritannien hat bereits zum zweiten Mal die Zuschüsse für Elektrofahrzeuge gekürzt, und im Schweizer Kanton Wallis wurde die Förderung für Hybridfahrzeuge bereits vollständig eingestellt. Die neue Bundesregierung hat zwar die derzeitige Förderung um ein Jahr verlängert, plant aber, die Anforderungen danach zu verschärfen. So dürfte die Subventionierung privater Wallboxen eingestellt werden. Frankreich hat die derzeitigen Anreizprogramme ebenfalls verlängert, allerdings nur bis Juli 2022. Der „Build Back Better“-Gesetzentwurf von US-Präsident Biden, der eine Steuergutschrift für E-Fahrzeuge in Höhe von 12.500 US-Dollar vorsieht, hat bisher noch keine Mehrheit im Kongress gefunden.

Das Abschmelzen der staatlichen Förderung dürfte jedoch nach Ansicht von Jörn Neuhausen, Director bei Strategy& Deutschland, nicht zu einem Einbruch der BEV-Verkaufszahlen führen. „Der BEV-Markt wächst immer stärker aus eigener Kraft, getrieben durch eine stetig wachsende Modell- und auch Herstellerpalette kombiniert mit weiteren technologischen Weiterentwicklungen, die bis 2025 eine weitere Kostenreduktion und Performancesteigerungen ermöglichen. Der Hochlauf der Batteriezellproduktion in Europa ist ein Lichtblick, gleichzeitig ist eine Vorbereitung darauf mit entsprechender Expertise seitens der Automobilindustrie entscheidend.“

Die Verteilung der verschiedenen Elektroantriebe ist von Region zu Region immer noch sehr unterschiedlich. In Deutschland zeichnet sich ein Wechsel bei den Marktanteilen ab. Zwar dominiert immer noch der Vollhybrid mit 16,4 Prozent Marktanteil (Gesamtjahr 2021), doch der Aufsteiger-Antrieb BEV hat sich inzwischen auf Platz 2 (13,6 Prozent) vorgeschoben und sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt (6,7 Prozent). Der Plug-in-Hybrid hatte im Jahr 2021 einen Marktanteil von 12,4 Prozent. In Summe stehen aktuell 42,4 Prozent neu zugelassene Elektrofahrzeuge 57,6 Prozent Verbrennern gegenüber. Im Jahr 2020 lag das Verhältnis bei 24,7 Prozent (EV) zu 75,3 Prozent (ICE). Damit ist zur Jahresmitte 2022 in Deutschland mit einem Gleichstand und bis Ende dieses Jahres mit einer deutlichen Überrundung des Verbrenners zu rechnen. www.strategyand.pwc.com

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26.03.2022   |  

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