Cadillac Lyriq. Foto: Robert Metzger

eMove360° Fahrbericht: Entspanntes Cruisen im Cadillc Lyriq

Die US-Kultmarke, bekannt für riesige Sprit fressende Straßenkreuzer mit dicken V8-Motoren, feiert mit dem vollelektrischen Cadillac Lyriq ihr Comeback in Europa. Für die aktuelle Ausgabe des eMove360° Magazins durften wir den mehr als fünf Meter langen E-SUV der Premiumklasse auf einer Fahrt nach Marienbad in Tschechien testen. Fahrkomfort, Ausstattung und Leistung sind top. Der Cadillac Lyriq fährt so, wie man sich das Cruisen mit einem Cadillac vorstellt, nur eben völlig lautlos und emissionslos.

Von Sabine Metzger

Akkus statt Achtzylinder. Cadillac ist wieder da. Und setzt auf Akkus statt auf Achtzylinder. Nachdem sich der Mutterkonzern General Motors bereits vor Jahren aus dem europäischen Markt zurückgezogen hatte, feiert die US-Marke 2024 mit dem Cadillac Lyriq ein Comeback. Ist das ein neuer Chinese? Ein Koreaner? Werden wir an der Ladestation gefragt. So richtig einordnen können den großen Luxus-Stromer mit dem markanten Design noch wenige, zu lange hat man das Logo nicht mehr in Deutschland gesehen. Aus USA? Wirklich? Von dort rollen doch aktuell nur Teslas an. Und die recht erfolgreich. Warum sollte das nicht auch dem Cadillac Lyriq gelingen, meint man im Mutterkonzern, und tritt hierzulande gegen Mercedes EQE SUV, Audi Q8 e-tron & Co an. Mit einem Preis von 80.500 Euro liegt er im hohen Preisniveau, punktet aber mit einer umfangreichen Serienausstattung, die bei seinen Konkurrenten noch on top kommen. Von elektrisch verstellbaren, beheiz- und belüftbaren Ledersitzen, Massagesitze über ein Panoramadach bis zur Luftfederung und Navigation, Luxus ist bei Cadillac inklusiv mit an Bord. Gegen Aufpreis gibt es optional besondere Farben, ein Dachträgersystem und eine Anhängerkupplung. Ein gewohntes und wie wir finden entscheidendes Extra vermissen wir allerdings im Cadillac Lyriq: ein Head-up-Display.

Schlichtes Luxus-Ambiente: Aber nicht nur die umfangreiche Serienausstattung begeistert uns. Einmal eingestiegen verwöhnt ein edles und angenehmes Luxus-Ambiente, das nicht überladen wirkt, die Sinne: durchgängig weiche Oberflächen, exakt vernähtes Leder und angenehme Haptik. Dank des großen Radstandes bietet der Cadillac Lyriq sehr viel Platz auf weichen Lederpolstern. Das moderne Cockpit wird dominiert von einem 33 Zoll großen Touchscreen, der sich im leichten Schwung bis über die Mittelkonsole legt. Trotz seiner stattlichen Länge von mehr als fünf Metern, hat man auf eine dritte Sitzreihe verzichtet. Dafür gibt es viel Platz auf allen Sitzen, einem sehr großen, gut zugänglichen Kofferraum (588 Liter) und einer immensen Ladefläche, wenn die Rückenlehnen im Fond umgeklappt sind (1687 Liter). Unser Gepäck für drei Tage Marienbad jedenfalls schluckt der Cadillac Lyriq ohne mit der Wimper zu zucken.

Intuitiv: Die Bedienung des Cadillac Lyriq ist unkompliziert und unterscheidet sich nicht von der Konkurrenz. Zahlreiche Funktionen lassen sich direkt über das Lenkrad oder über einen 33-Zoll-Touchscreen ansteuern. Alternativ kann am Touchscreen selbst oder mit dem Dreh-Drück-Steller in der Mittelkonsole eine Auswahl getroffen werden. Der Bildschirm reagiert prompt auf Eingaben, die Navigation über Google Maps ist serienmäßig und funktioniert wie man es gewohnt ist gut. Bei der Routenplanung werden Ladestopps direkt vorgeschlagen. Das gefällt uns ebenfalls. General Motors Antwort aus den Autopiloten von Tesla oder den Drive Pilot von Mercedes heißt SuperCruise. Der ist nach Level 2 zertifiziert, arbeitet dafür aber umfassend und weitreichend, erlaubt allerdings keinen Griff zum Handy.

Lautlos Cruisen: Der Cadillac Lyriq lädt vor allem zum entspannten Cruisen ein. Gerade sein Fahrkomfort ist beeindruckend. Lautlos setzt er sich in Bewegung, gleitet über den Asphalt, und auch bei steigender Geschwindigkeit ist so gut wie nichts im Innenraum zu hören. Dafür sorgt die sogenannte Noise Cancelling Funktion: Das Prinzip kennt man von manchen Kopfhörern. Aus den Lautsprechern der Kopfstützen kommt (nicht hörbarer) Gegenschall, der jede noch so kleine Frequenz eliminiert. Auch Reifenabrollgeräusche finden nicht den Weg ins Innere. Kombiniert mit der Soundanlage bestehend aus 19 Lautsprechern, wird aus dem Lyriq – ohne Übertreibung – ein rollendes Soundstudio.

Vibrieren statt Piepsen: Ausgezeichnet ist auch der Federungskomfort. Trotz der 21-Zoll-Räder rollt das SUV sanft und geschmeidig ab. Keine Frage: Der Cadillac Lyriq scheint gemacht zu sein für die große Reise. Einzig die Lenkung ist etwas schwergängig. Das Manövrieren durch das Parkhaus in der Münchner Innenstadt und später in unserem Hotel in Marienbad, erfordert etwas Kurbelleistung. Doch keine Sorge: Eine Armada an Assistenzsystemen warnt frühzeitig. Durchaus gewöhnungsbedürftig ist allerdings die Form der Warnung: vibrierende Sitze, statt den klassischen „Parkpiepsern“ mahnen drohende Kollisionen an.

Schwergewicht mit 102 kWh-Akku: Der Cadillac Lyriq ist durchaus ein Schwergewicht. Schon im leeren Zustand bringt er fast 2,8 Tonnen auf die Waage. Als Dynamiker kann man ihn nicht bezeichnen. Dafür als erstklassigen Cruiser mit viel Fahrkomfort. Dank elektrischen Allradantriebs und 388 kW / 528 PS Leistung mit 610 Newtonmetern Drehmoment kann er bei Bedarf ordentlich Vortrieb generieren. In 5,3 Sekunden beschleunigt er von 0 auf 100 km/h und auf freien Autobahnstrecken erreichen wir problemlos 210 km/h. Ohne uns unsicher zu fühlen. Allerdings schnellt bei hoher Geschwindigkeit der Verbrauch so in die Höhe, dass die theoretisch möglichen 530 Kilometer (mit 102 kWh großem Lithium-Ionen-Akku) sehr schnell zusammen schrumpfen. Unserer Erfahrungen sind 400 Kilometer eine realistische Reichweite jenseits reinen Stadtverkehrs.

190kW-Laden: Immerhin ist der Cadillac Lyriq schnell nachzuladen. An DC-Schnellladesäulen lädt der Cadillac mit maximal 190 kW. In einer halben Stunde sind 80 Prozent erreicht. An innerstädtischen AC-Säulen nimmt er sich die vollen 22 kW und ist dort viereinhalb Stunden wieder gefüllt.

Fazit: Eine umfangreiche Ausstattung, reichlich Platz, hoher Fahrkomfort und eine starke Elektro-Power kombiniert mit einem gefälligen Luxus-Ambiente, das nicht überladen wirkt: Der Cadillac Lyriq ist in jedem Fall eine Alternative im Segment der Oberklasse-SUVs. Für elektrisierte Fans der US-Kultmarke sowieso.

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07.01.2025   |  

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