Raus aus dem Alltag, rein ins Grüne und einmal komplett runterfahren: Für die aktuelle Ausgabe des eMove360° Magazins waren wir wieder auf der Suche nach einem besonderen Ort zum Akkuladen. Fündig wurden im Schlossgut Oberambach oberhalb vom Starnberger See. Entschleunigen und Genießen funktionieren in dieser Oase mit See- und Alpenblick fernab von Alltagshektik und Lärm ganz von alleine
Von Sabine Metzger
So hatten wir uns das wettertechnisch nicht vorgestellt. Als wir mit dem Testauto, den neuen GWM ORA 07, von München Richtung Starnberger See aufbrechen, regnet es. Und auch als wir gut 30 Minuten später die Abzweigung durch den dichten Wald hinauf zum Schlossgut Oberambach oberhalb vom Ostufer des Starnberger Sees kurven, Starkregen. Von wegen weiß-blauer Voralpenhimmel. Wir hängen den ORA 07 an die Ladestation an der Holzscheune und wollen die nächsten zwei Tage auch unsere Akkus laden. So müssen sich Prinzessinnen fühlen, denke ich, als wir unsere Park Suite im ersten Stock beziehen. Alle anderen Zimmer waren ausgebucht. Zum Glück. So dürfen wir uns einmal sehr royal fühlen. Zwei großzügige Räume, Vollholzmöbeln und geölte Holzböden, Samtsofa und -sessel, Kingsize-Bett, Badewanne, Südbalkon – alles mit sensationellen Blick über den Schlosspark bis hinunter zum See. Neidisch? Wie wir von den anderen Gästen erfahren, fühlt sich jeder in seinem Zimmer ein bisschen „geadelt“ – im positivsten Sinn des Wortes.
Vom Künstlertreff zum Biohotel mit Vitalzentrum
Kaffee- und Kuchenduft zieht uns nach unten. Während wir auf dem blauen Samtsofa schmausen, plaudern wir mit Direktionsassistent Martin Schulze über die Geschichte des Schlossguts Oberambach, die bis ins Jahr 1476 zurückreicht. Damals gehörte es zum oberbayerischen Kloster Schäftlarn. 1574 ging es in den Besitz des Klosters Bernried über. Knapp 300 Jahre später erwarb Franz Freiherr von Lobkowitz das Anwesen und baute es zum Herrensitz aus, bevor es sich ab 1907 unter Baron von Kleydorff zum Treffpunkt für Literaten, Freidenker und Künstler entwickelte, darunter die des „Blauen Reiter“. 1991 schließlich kaufte Andreas Schwabe den Landsitz – zunächst mit der für damalige Zeiten recht visionären Idee, ein Ayurveda-Zentrum zu errichten. Es folgten zahlreiche Sanierungen und Umbauten und 2003 schließlich die „Bio-Hotel“-Zertifizierung – als zweiter Betrieb überhaupt auf deutschem Boden. Den Ayurveda-Gedanken gibt es heute im Vitalzentrum des Schlossguts in Form der heilenden Hände von Ayurveda-Expertin Cenia Schell. Sie nutzt das ganzheitliche Wissen der jahrhundertealten asiatischen Heilkunst und stimmt ihre Therapie und Massage-Öle auf die individuell auf den Gast abgestimmt. Unbedingt ausprobieren!
Abschalten: Im wahrsten Sinne des Wortes
Seit 2018 wird das Schlossgut von Sohn Maximilian Schwabe als Geschäftsführer und Claudia Komeyer als Hoteldirektorin in persönlicher, aufmerksamer und herzlicher Atmosphäre geführt. Die Philosophie der Hoteliers, im Einklang mit der Natur zu leben, ist in jedem kleinsten, liebevollen Detail zu spüren. „Wir haben die erste Anlage in der Region bauen lassen, die Regenwasser in unterirdischen Zisternen speichert und für die Spülungen und die Gartenbewässerung nutzt. Mit einer Hackschnitzelheizung sorgen wir für die hauseigene Erzeugung von Strom und Wärme“, erzählt uns Schulze stolz. Alle Räume mit seinen 40 wurden nach ökologischen Grundsätzen gebaut, renoviert und eingerichtet, das bedeutet, sie sind nicht nur Allergiker freundlich, sondern auch frei von Elektrosmog.
Abschalten wird nämlich wörtlich gemeint: Um 23 Uhr schaltet sich das WLAN automatisch ab. Durch abgeschirmte Leitungen wurde der Elektrosmog in den Gästezimmern auf ein Minimum reduziert. Maßnahmen wie diese ermöglichen nachweislich ungestörten und erholsamen Schlaf. Martin Schulze erzählt uns, dass so mancher gestresste Manager gerne das Angebot, sein Handy an der Rezeption abzugeben, nutze. Und das Abgeben gelte dann auch wirklich für den gesamten Aufenthalt – da gäbe es kein Zurück mehr. Nach anfänglichen „Entzugserscheinungen“ sei die Wirkung groß. Und so sei jeder bei der Abreise dankbar über das selbst auferlegte digital Detox, schmunzelt Schulz.
Der See ruft
Mit der Ausrede „Das Handy ist auch unsere Kamera“ belassen wir unser Handy bei uns und schlendern durch die fotogene Szenerie: der Schlosspark mit seinem uralten Baumbestand, den romantisch verschwiegenen Rückzugsorten, da ein Tisch mit ein paar Stühlen, dort ein paar Liegen unter einer mächtigen Buche. Alles in lockerer Anordnung. In dem weitläufigen Gelände findet ein jeder sein Plätzchen und genießt den Blick auf den See und die Alpen. Unseres ist die Holzschaukel mit Doppelbett großer Liegefläche zum sanften Schaukeln mit Seeblick. Über eine von mächtigen Eichen eingerahmte Allee spazieren wir schließlich hinunter zum See und erreichen nach etwa 15 Minuten das hoteleigene Seegrundstück mit einem kleinen Badehaus, zwei Stand-Up-Paddle-Boards, Schwimmnudeln und allerlei Badeutensilien. Die Liegen laden zum Verweilen ein, der Wind zaubert Wellen aufs Wasser. Es ist noch warm genug zum Schwimmen. Zurück im Schlossgut lockt ein kleines, feines Wellnesshäuschen mit Sauna und Dampfbad. Wohlig temperiert, schaukeln wir wieder auf einer Kuschelliege, entspannen bei einer Tasse Alpenkräutertee und freuen uns auf das Abendessen mit einem See Spritz als Aperitif.
Vom Feld auf den Tisch
Der französische Biogärtner Francois bestellt den Demeter-Garten, wo auf einem Hektar Fläche allerlei Gemüse, Salate und Kräuter wachsen. So wandern Gurke, Tomate, Mangold, Fenchel, Paprika, Karotte, Bohne, Zucchini und Co. vom angrenzenden Feld direkt in die Hotelküche und zu uns auf den Teller. Ganz nach dem Motto „Farm to table“. Bio ist im Schlossgut seit mehr als 20 Jahren selbstverständlich, darüber hinaus setzt das Hotel durch seine enge Kooperation mit örtlichen Bauern, Metzgern und Fischern auf Saisonalität und absolute Frische. Wir genießen Fischeintopf mit Fischen aus dem Starnberger See, Roastbeef vom Murnau Weldenfelser Rind und Renkenfilet mit Kartoffel-Mangold-Stampf und Fenchel aus Francois Garten. Die Weine auf der Weinkarte stammen alle von Weingütern im Radius unter 500 Kilometern. Bei einem Gin Tonic und einem Moscow Mule (beides von einer Münchner Brennerei) lassen wir den Abend in unserer Suite entspannt ausklingen. Wir stellen uns vor, wie toll man auf dem Schlossgut auch Hochzeitfeiern könnte. Schade eigentlich, dass wir schon verheiratet sind. Die nächste Familienfeier MUSS hier stattfinden.
Ungestört Schlummern und noch mal See-Schauen
Die Ruhe ist herrlich. Der Schlaf tief. Wie neu geboren erwachen wir am nächsten Morgen und tauchen noch vor dem Frühstück in den Naturbadeteich. Spezielle Uferpflanzen reinigen ihn ganz ohne Chemie, der kleine Wasserfall befördert Sauerstoff, außerdem werden Grander- und weiches Regenwasser zugeführt. Danach ist Zeit für ein Frühstück. Die Auswahl am Buffet lässt keine Wünsche offen. Kräftig-mild ist der Kaffee von der Murnauer Kaffeerösterei, der Tee stammt aus der Berchtesgadener Teemanufaktur, die Eier für das Omelette vom nahen Lohhof. Brote und Küchlein werden zum Teil selbst gebacken. Während wir ausgiebig schlemmen, überlegen wir, was wir noch unternehmen wollen. Endlich zeigt sich der weiß-blaue Himmel. Wie wäre es mit einer E-Bike-Tour rund um den See? Einer kleinen Wanderung nach Degerndorf oder Holzhausen? Wieder zieht es uns hinunter zum See. In Ambach inspizieren wir den neuen kleinen Weinladen neben dem traditionellen Restaurant Fischmeister, halten ein Schwätzchen mit der Besitzerin des Ambacher Kiosk und erstehen beim Fischer Huber zwei frische Renken. Zeit Abschied zu nehmen, von den herzlichen Rezeptionistinnen, dem romantischen Schlosspark und unserer herrschaftlichen Suite mit dem Traumblick auf den See. Im Gemüse-Häusl von Francois nehmen wir noch die Beilagen für unsere Renken mit: Pflücksalat, Tomaten und einen Bund Petersilie. Der ORA 07 ist aufgeladen und auch wir hätten unsere Akkus nicht nachhaltiger laden können.
Adresse:
Schlossgut Oberambach GmbH Biohotel & Vitalzentrum Oberambach 1, 82541 Münsing, Tel. 08177/9323 info@schlossgut.de; www.schlossgut.de
Preis: Schnuppernacht von Sonntag auf Montag, ab 66 Euro pro Person im kleinen DZ mit Frühstück, ansonsten ab ca. 220 Euro pro DZ
Aufladen: 3 Ladestationen, davon 1 x Tesla, 2 x Universell, Ausbau auf insgesamt 20 geplant.
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