Michael Wiesnewski (l., Development Sound and Acoustics), Tobias Gründl (Head of Development Sound and Acoustics)

eMove360° nachgefragt: Wie wird man eigentlich Sounddesigner?

Sounddesign lässt sich im Ausbildungsberuf erlernen, es ist aber vor allem eine Leidenschaft. Dr. Tobias Gründl (Sounddesigner für AUDI) und Michael Wisniewski (Projektleiter Soundsystementwicklung AUDI, beide erzählen über ihren Traumberuf: Welche Talente es braucht, wie sie zu Sounddesignern wurden und was sie antreibt.

Dr. Tobias Gründl beschreibt seine Sound-Vita so: „Ich wollte eigentlich Tonmeister werden und bin voller Begeisterung in das Studium gestartet. Nach kurzer Zeit aber war mir klar: Mir fehlte die Vermittlung der technischen Grundlagen. Ich will immer das ‚Wie‘ und ‚Warum‘ hinter den Dingen verstehen. Darum begann ich parallel ein Physikstudium. Meine Leidenschaft für Musik – ich habe mich zum Sänger ausbilden lassen – war sicherlich ein weiterer starker Motivator auf dem Weg zum Sounddesigner.
Besonders wichtig bei unserer Arbeit: Es reicht nicht zu wissen, was Technik kann und mit welchen Einstellungen sie sich optimieren lässt. Man muss neugierig sein, wie sich bei den Zuhörern eine bestimmte emotionale Wirkung erzielen lässt. Kreativität ist gefragt, kritisches Denken – und immer auch Selbstkritik.
Im Mittelpunkt steht für mich bei der Arbeit der psychologische Aspekt: Ich möchte Ideen vermitteln und Illusionen im Fahrzeug erschaffen, die die Menschen in ihren Bann ziehen und begeistern. Das Auto wird zur Bühne, der Sound transferiert mich an den Ort, an dem ich mithilfe der aktuell ausgewählten Musik gerade sein möchte.
Mit am schönsten an meinem Beruf finde ich, dass ich mich verwirklichen kann, gestalterisch wirken kann – denn Klang ist so viel mehr als nur Parameter zu definieren und Frequenzen zu kombinieren. Der objektive Teil muss natürlich korrekt sein, aber es ist das Subjektive, das den Ausschlag gibt und passen muss. Es ist einfach toll und befriedigend, Menschen mit Musik und Sound zu berühren – ob als Sounddesigner für Audi oder als Musiker auf der Bühne.“

Michael Wisniewski beschreibt seinen Werdegang in der Welt des Sounds so: „Eigentlich wäre ich gerne Tischler geworden. Als junger Mann habe ich häufig Holzzuschnitte für den Lautsprechereinbau im Auto angefertigt – das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Das Thema Sound in Fahrzeugen zieht sich seitdem durch mein Leben, denn in meiner Brust schlägt als Ingenieur natürlich auch ein Technikerherz. Mit Ende 20 habe ich beschlossen, dass ich nicht länger nur an Hi-Fi-Anlagen in den Autos basteln, sondern Soundsysteme entwickeln möchte. Ich bin der Mann für die Architektur über der ganzen Klangwelt – der, der alle Komponenten verbindet.
Trotz der diffizilen Arbeit am Sound bin ich allerdings eher unmusikalisch und spiele kein Musikinstrument. Aber ich merke, wenn ein Ton falsch ist, weil ich weiß, wie er klingen muss. Dazu gehört viel Erfahrung. Und Austausch ist wichtig: im Team und mit Zulieferern. Denn nur wer Spezialwissen aus verschiedenen Bereichen zusammenfügt, kommt am Ende zu einem optimalen Ergebnis. Standardlösungen gibt es nicht – in diesem Beruf muss man ständig über den eigenen Tellerrand hinausblicken.
Mein Anspruch ist: Ein Fahrzeug muss in allen Situationen den richtigen Sound liefern, und wer immer darin sitzt, sollte sich wohlfühlen. Der Sound muss smart sein: mal dominant, wenn ich Rockmusik höre, mal zurückhaltend, wenn ich konzentriert fahren und trotzdem einen Podcast hören will. Am Ende sind es Innenraum-Erlebnisszenarien, die wir gestalten. Und die sind immer anders. Das fesselt mich und dann tüftele ich so lange, bis alles perfekt funktioniert. Wer in einem Audi sitzt, soll ein Wow-Gefühl erleben, was Sound und Klang angeht. Dann weiß ich, dass wir einen guten Job gemacht haben.“ ■

Den kompletten Beitrag finden Sie im aktuellen eMove360° Magazin 03/2021. Kostenloses Download-PDF.

Please follow and like us:

14.10.2021   |  

Das könnte Sie auch interessieren