eMove360°-Reisetipp: Wale, Winzer, Windräder – die grüne Seite Teneriffas

Teneriffa, die größte der Kanarischen Inseln, steht für ganzjährig milde Temperaturen, landschaftliche Vielfalt und ein breit gefächertes Freizeitangebot. Was viele nicht wissen: Fast die Hälfte der Insel besteht aus Naturschutzgebieten.

Seit vielen Jahren steht auch für Teneriffa das Thema Nachhaltigkeit stark im Fokus – dafür investiert die Insel in verschiedenste Projekte und Umweltschutzmaßnahmen. Wir geben sechs Tipps, um die grüne Seite der Insel kennen zu lernen.

Nachhaltig mobil: Per Elektro­fahrrad und Tram von der neuen in die alte Hauptstadt

Chic und trendy präsentiert sich die Inselhauptstadt Santa Cruz mit ihrer charmanten Mélange aus kolonialem Flair und avantgardistischer Architektur. Kühn schwingt sich die Silhouette des Konzertsaals Auditorio in den tiefblauen Himmel, daneben das aus schwarzen Lavaquadern errichtete Castillo de San Juan. Ebenfalls an der Meeresfront fasziniert der von César Manrique entworfene Parque Marítimo mit seinen türkisfarbenen Pools im schwarzen Lavafelsen. Ein Geniestreich war die Verlegung der Küstenstraße unter die Erde an der Plaza de Espana. Nur eine kurze, bequeme Trambahn-Fahrt von Santa Cruz entfernt lockt die Universitätsstadt und alte Inselhauptstadt La Laguna. Ein wahres Freilichtmuseum mit mehr als 40 historischen Unesco-Weltkulturerbe-Gebäuden. Radeln mit Rückenwind: Seit Anfang 2016 gibt es in Santa Cruz und La Laguna zwei Firmen, die durch Photovoltaik betriebene Elektro-Leihfahrräder anbieten. Sie verfügen alle über einen Korb mit Ladestation für Smartphones mit einer App, die gleichzeitig als Navi für die Radler dient (www.sunbike.com).

Übernachtungstipp der besonderen Art

Das erste CO2-emissionsfreie Dorf Europas: Es liegt im sonnen- und windreichen Südosten der Insel und wandelt die natürlichen Ressourcen Sonne und Wind in Energie um. Jedes der 24 Häuser ist das Ergebnis eines internationalen Architektenwettbewerbs. In ihrer Ausrichtung, ihrem Stil, durch die Wahl der Baumaterialien und die Raumaufteilung sind sie optimal den klimatischen Bedingungen angepasst. Manche ragen nur knapp über den Erdboden, die Dächer sind mit Gras bewachsen. Andere stehen auf einer Anhöhe und haben riesige Fensterfronten. Durch manches schlängelt sich ein kleiner Bach, der das Innere des Hauses mit Luftfeuchtigkeit versorgt. Die Gebäude kommen mit wenig Energie aus und erzeugen diese aus Wind und Sonne selbst. Das Trinkwasser stammt aus einer eigenen Meerwasser-Entsalzungsanlage, die mit erneuerbarer Energie betrieben werde. Sogar eine Kläranlage befinde sich auf dem Gelände. Das bioklimatische Dorf liegt auf dem Gelände des ITER, Institut für Technologie und Erneuerbare Energien, in Granadilla de Abona, dem es nach über 20 Jahren Forschung gelungen ist, ein praktikables Modell für Wohnen im Einklang mit der Natur zu schaffen. Die Urlauber erproben sozusagen die Zukunft des Ökotourismus in einem Feriendorf.

Wale beobachten und mit Meeresschildkröten tauchen

In ruhigen und gleichmäßigen Bewegungen tauchen die Flossen neben dem Katamaran auf. Sie gehören einer Familie Pilotwale. Die Stimmung auf dem Boot ist beinahe andächtig. Selig blicken alle aufs tiefblaue Wasser, im Hintergrund läuft leise Musik. Die kleine Walfamilie scheint sich wohl zu fühlen als „Eskorte“. Mit ihren sieben Metern Länge sind die Pilotwale nicht ganz so stattlich wie Pottwale, aber dafür das ganze Jahr über im bis zu 3000 Meter tiefen Atlantik zwischen Teneriffa und La Gomera anzutreffen. Stolz erzählt der Meeresbiologe David Novillo von seinem erfolgreichen Projekt zur Rettung des maritimen Ökosystems von Puertito de Adeje, dem Hafengebiet von Adeje. Vor zwölf Jahren noch war es wegen einer Diademseeigelplage verwüstet und ohne jegliches Leben. Heute gibt es wieder Schildkröten, Seepferdchen und Harlekinkrabben, die man ebenfalls zusammen mit David und seinem Team bei einem Tauchgang besuchen kann.

Wasserrutschen und Wellenreiten – aber ökologisch!

„Das ist die perfekte Welle“, begeistert kommt Bob mit dem Wellenreitbrett unterm Arm aus dem türkisfarbenen Wasser. Er schwärmt von der drei Meter hohen Welle, die beständig für eine „Tube“ a là Hawaii sorgt. Bob surft im Siam Park auf Teneriffa, einem Wasserthemenpark altthailändischer Art mit mystischen Dschungelpfaden, einer Seelöwen-Insel, dem Mai Thai River und unzähligen Wasserrutschen. Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn aus Thailand höchstpersönlich hat den Park vor drei Jahren eingeweiht und damit dem Traum der Erbauer-Familie Kiessling den hoheitlichen Segen erteilt. Der Park hat sich ganz dem Umweltschutz verschrieben: Das Wasser, das durch den Park fließt, ist Teil eines geschlossenen Kreises, der im Meer beginnt. Dort wird das Wasser gefördert, in einen See geleitet und in eine eigens dafür gebaute Entsalzungsanlage gepumpt. Das entsalzte Wasser speist Rutschen und Duschen und dient danach der Bewässerung der Pflanzen. Für das Beheizen der Pools wird die erste Erdgasanlage der Kanarischen Inseln genutzt.

Auf Hirten- und Königspfaden durchs Biosphärenreservat Anagagebirge

Wanderschuhe sind ein Muss für jeden Reisenden auf dem Weg nach Teneriffa. Liebhaber sattgrüner Wälder und wildromantischer Schluchten zieht es vor allem in den Norden der Insel. Im Nordosten der Insel Teneriffa liegt das am 9. Juni 2015 als Biosphärenreservat ausgezeichnete Anaga-Massiv. Das Gebiet weist mit 1900 Arten eine besonders große Vielfalt an Reptilien, Vögeln, Fischen und wirbellosen Tieren auf. Geologisch ist das Massiv einer der ältesten Bereiche der vulkanischen Insel, einige der Felsen sind über sieben Millionen Jahre alt. Steil erhebt es sich bis auf etwa 1000 Meter aus dem Meer. Eine beeindruckende Wanderung beginnt im nordwestlichen Teil des Gebirges im Mercedes-Wald, einem märchenhaft schönen, immergrünen Wald mit Lorbeerbäumen und meterhohen Heidekrautgewächsen. Hirtenpfade und alte Königswege führen in das entlegene Dorf von Chinamada, wo heute noch Menschen in Höhlen und höhlenartigen Wohnungen leben. Kulinarischer Wander-Höhepunkt ist das Conejo frito (Kaninchen), dazu trinkt man kanarischen Rotwein.

Ökowein aus Hochlagen

„Der Wein steigt in das Gehirn, macht es sinnig, schnell und erfinderisch, voll von feurigen und schönen Bildern“, schreibt Shakespeare in seinem Werk „Die Tragödie von König Richard III“ über den Wein Teneriffas. Tatsächlich verleihen die Lavaböden und das ausgeglichene Klima diesem ein ganz besonderes Aroma. Wer dem näher auf die Spur kommen möchte, dem sei „La Casa del Vino La Baranda“ empfohlen, ein Landgut aus dem 17. Jahrhundert mit Weinmuseum, gemütlichem Restaurant und Stuben zur Weindegustation. Auf der Suche nach ökologischen Weinen geht es erst von Los Menores nach Taucho zur Bodega Tierras de Aponte. Seit mehr als 65 Jahren werden hier Reben wie Listan, Merlot, Malvasia blanco, Castellana und Rubi Cabernet zu edlen Weinen verarbeitet. Europas höchstgelegene Weinberge umgeben den dritten Tipp: die Bodegas Cumbres de Abona in der gleichnamigen Region. Experimentierfreudige Winzer probieren hier seit 1989 auf einer Anbaufläche zwischen 500 und über 1000 Meter Höhe besondere Ökoweine herzustellen. Mit Erfolg: Der „Viña Peraza“ wurde mehrfach ausgezeichnet.

Autorin: Sabine Metzger

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