Hafen Rotterdam: Vorreiter für autonomes Fahren

Die Containerterminals von APMT und RWG auf der Maasvlakte 2 im Hafen Rotterdam sind die am stärksten automatisierten Terminals der Welt.

Damit Technologie autonom arbeiten kann, muss sie genau wissen, was sie tut –im Normalfall, im Ausnahmefall und im Notfall. Autonom arbeitende Technik erfordert daher immer eine exakte Definition von Ursache-Wirkung-Ketten. Das ist in Automation und Robotik so, beim selbstfahrenden Auto wie im Internet der Dinge. Damit kommt der Bereitstellung von Daten und deren effizienter Nutzung eine Schlüsselrolle zu – natürlich auch im größten Seehafen Europas, dem Hafen Rotterdam.

Begonnen hat das autonome Fahren im Hafen Rotterdam zu einer Zeit, als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte. 1993 war das, eine Weltpremiere: Denn mit dem 1993 von ECT auf der Delta-Halbinsel eröffneten Terminal arbeitete erstmals ein Containerterminal komplett automatisiert. Unbemannte „Automated Guided Vehicles“, kurz AGVs genannt, transportierten jetzt Container zwischen Schiff und Containerdepot – zu Beginn als Diesel-Hydraulik-AGVs, ab 2006 mit Diesel-Elektrik-, seit 2012 mit Diesel-Hybrid-Antrieb. Die ersten batteriebetriebenen AGVs sind seit 2013 im Einsatz. Damit ist der Hafen Rotterdam Vorreiter des autonomen Fahrens in der Logistik: Für viele Jahre war ECT der einzige Terminalbetreiber mit einem automatisierten Terminalkonzept; zwischenzeitlich haben RWG und APMT auf der Maasvlakte 2 ebenfalls ein komplett automatisiertes Terminal gebaut.

So verläuft z.B. auf dem RWG-Terminal das Laden und Löschen der Schiffe vollautomatisch. Treibende Kraft dahinter ist künstliche Intelligenz. „Unsere Operateure überwachen die Kranbewegungen vom Büro aus“, sagt Niels Dekker von RWG, „ein Kran hebt einen Container aus dem Schiff und setzt ihn auf ein automatisches Fahrzeug. Die unbemannten, vollautomatisierten AGVs übernehmen dann den Transport ins Depot – sie erkennen selbst, wann ihr Akku fast leer ist, fahren dann zur Akku-Wechselstation und bekommen dort von einem Roboter einen neuen Akku.“ Auch in der Frachtschifffahrt wird bereits mit unbemannten, ferngesteuerten Schiffen gearbeitet. Ein Beispiel dafür ist Rolls-Royce mit seinen Drohnen-Schiffen. Wasser-Drohnen setzt auch der Hafen Rotterdam ein, genannt „Aquasmart­XL“: Die unbemannten, kleinen Boote, die mit einer Kamera ausgestattet sind, senden in Echtzeit Bildmaterial ans Ufer und bieten damit eine flexible Lösung für die Inspektion vom Wasser aus.

Truck Platooning

Bisher fahren LKW in aller Regel einzeln ihr Ziel an – jetzt kommt eine neue Form des effizienten Fahrens, bei dem LKW in Kolonne fahren, das sogenannte „Truck Platooning“. Auch bei der Entwicklung dieser Innovation ist der Hafen Rotterdam vorne mit dabei, in Kooperation mit TNO, DAF Trucks, Transport und Logistiek Nederland sowie dem Ministerium für Infrastruktur und Umwelt. „Beim Truck Platooning fahren die Lastwagen dicht hintereinander, das hat einige Vorteile“, erläutert Bob Dodemont, Projektleiter für Smart Mobility im Hafenbetrieb Rotterdam, „man denke etwa an Kraftstoffeffizienz. Es gibt weitere Vorteile: So kann Truck Platooning dazu beitragen, Transporte nachhaltiger zu gestalten, die Umwelt zu schonen und die vorhandene Infrastruktur effizienter zu nutzen.” Im Hafen Rotterdam gehört zum Internet der Dinge auch die Kaimauer. „Heute haben Poller und Kaimauern ihre Intelligenz noch vor sich“, sagt Emile Hoogsteden, Vice President Container, Massenstückgut & Logistik im Hafenbetrieb Rotterdam, „aber wir experimentieren bereits damit, Kaianlagen mit intelligenten Sensoren auszustatten. In Zukunft wird der Kai selbst angeben, wenn ein Schiff ablegt, so kann der freigewordene Platz schnell wieder genutzt werden.“

Im Hafen Rotterdam spielt Innovation eine Schlüsselrolle. Emile Hoogsteden: „Wir befinden uns im Aufbruch zu einer neuen Epoche, geprägt durch den Wechsel von fossilen zu erneuerbaren Energien und die Anwendung von Informationstechnologie in allen Lebensbereichen. Deshalb schaffen wir ein Klima, in dem Innovation stattfinden kann – indem wir im Rotterdamer Hafen die ganze Innovationskette begleiten. Als Hafenbetrieb nehmen wir hier eine Führungsrolle ein. Wir haben unser eigenes Start-Up-Unternehmen gegründet: Rotterdam Logistics Lab. Zudem unterstützen wir Forschung an den Universitäten, wie im Port Innovation Lab mit der TU in Delft, und an der Rotterdamer Erasmus Universität. Wir beteiligen uns an Wettbewerben für Studenten und unterstützen das Kompetenzzentrum SmartPort und niederländische Start-Ups, die für den Hafen relevant sind.“ Die nächste Innovation im Hafen Rotterdam kommt bestimmt.

www.portofrotterdam.com

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