E-mobility Board Member Thomas Ulbrich and the Volkswagen ID. Charger.

Im Gespräch mit Thomas Ulbrich über den ID.3: Der Käfer des Elektrozeitalters?

Der VW ID.3 soll als erstes rein als Elektroauto konzipiertes Fahrzeug von Volkswagen die Welt der Elektromobilität gehörig aufmischen und als „Volks-E-Auto“ in die Fußstapfen des Käfer und Golf treten. Wir haben uns bei Thomas Ulbrich, Mitglied des Markenvorstands Volkswagen für das Vorstandsressort „E-Mobilität“ erkundigt, inwieweit die Markteinführung gelungen ist und welche kurz- und mittelfristigen Ziele Volkswagen sich in Sachen Elektromobilität gesteckt hat.
Der ID.3 konnte ja vorbestellt werden? Wie lief das ab?
Thomas Ulbrich: Der ID.3 steht für den Wandel unserer Marke zu New Volkswagen. Das bedeutet im Klartext: Mit der ID.-Familie machen wir E-Mobilität für Millionen von Menschen attraktiv und erschwinglich. Erstmals konnten sich Interessenten, die zu den ersten Besitzern eines ID.3 in Europa gehören wollten, als Frühbucher vorab einen Produktionsslot für ihren ID.3 sichern. Dieses sogenannte Pre-Booking haben wir in 27 europäischen Märkten angeboten.
Wieviel Bestellungen gab es? Lagen sie über oder unter Ihren Erwartungen?
Ulbrich: Die ID.3 1st Sonderedition war limitiert auf 30.000 Fahrzeuge für ganz Europa. Die Resonanz war sehr groß und hat unsere Erwartungen übertroffen – es gab mehr als 37.000 Reservierungen vorab. Das ist auch ein klarer Beleg dafür, dass die Menschen E-Mobilität wollen. Denn die Frühbucher haben sich als mögliche Kunden registriert, ohne das Auto je live gesehen zu haben oder gefahren zu sein.
Konnte man die Bestellungen erfüllen? Wie viele Fahrzeuge wurden bereits den Besitzern übergeben?
Ulbrich: Insgesamt haben bis Ende Oktober mehr als 43.000 Kunden einen ID.3 bestellt. Bis Ende Oktober wurden bereits rund 20.000 ID.3 ausgeliefert.
Wie viele Fahrzeuge gehen täglich vom Band?
Ulbrich: Der ID.3 wird in Zwickau gefertigt, dem ersten reinen MEB-Werk von Volkswagen und dem größten Kompetenzzentrum für Elektromobilität in Europa. Der Produktionsstart des ID.3 erfolgte am 4. November 2019. Seitdem wird die Tagesproduktion stetig hochgefahren. Der Lockdown im März und April kam natürlich sehr ungelegen. Mittlerweile sind wir aber mit mehr als 600 MEB-Fahrzeugen am Tag wieder auf einem Niveau, das annähernd unserer Ursprungsplanung entspricht. Wir fahren nun schrittweise auch die zweite Produktionslinie in Zwickau hoch.
Wie vieIe ID.3 sollen 2020 gefertigt werden? Wie viele im Jahr 2021?
Ulbrich: Insgesamt werden wir nach momentanem Stand in diesem Jahr rund 80.000 MEBFahrzeuge in Zwickau fertigen. Der größte Anteil davon werden ID.3 sein, der Rest das neue E-SUV ID.4, das ebenfalls in Zwickau gefertigt wird. Wenn es nicht zu einem erneuten Stillstand durch Covid-19 kommt, gehen wir davon aus, Mitte 2021 in Zwickau eine Tageskapazität von 1350 MEB-Fahrzeuge zu erreichen. Dann wird das Werk eine Jahreskapazität von 300.000 Fahrzeugen erreichen – das entspricht dem Produktionsniveau vor der Umstellung. Nach dem finalen Hochlauf wird Zwickau sogar eine Kapazität von 1500 MEBFahrzeugen am Tag schaffen, dann also etwa 330.000 Fahrzeuge pro Jahr produzieren.
Erklären Sie bitte kurz, was sich hinter MEB verbirgt?
Ulbrich: Das technologische Rückgrat der EOffensive ist der Modulare E-Antriebs-Baukasten MEB. Dieser ist eine rein elektrische und modulare Technologie-Plattform speziell für Elektroautos. Der MEB wurde von der Marke Volkswagen entwickelt und kommt auch bei den Schwestermarken AUDI, Cupra und ŠKODA zum Einsatz. Bis 2030 sind konzernweit rund 26 Mio. E-Autos projektiert, der Großteil (rund 19 Mio.) davon auf MEB-Basis. So generieren wir die Skaleneffekte, um das E-Auto gleichzeitig attraktiv und bezahlbar zu machen. Der Modulare E-AntriebsBaukasten wurde von vornherein für hohe Stückzahlen ausgelegt. Das bedeutet, dass wir bei unterschiedlichen Fahrzeugen und verschiedenen Modellen weitreichende Synergien durch baugleiche Teile haben. Wir haben markenübergreifend bei den Karosserien auf Konzeptgleichheit geachtet, damit wir im Design ausreichend differenzierte Fahrzeuge haben, die wir dann aber trotzdem auf einer Montagelinie bauen können. In Zwickau sollen so zum Beispiel bis Ende 2021 insgesamt sechs Modelle von drei Konzernmarken vom Band rollen.
Hat der ID.3 das Zeug dazu, um der Golf des Elektrozeitalters zu werden?
Ulbrich: Mit dem ID.3 beginnt nach Käfer und Golf das dritte Kapitel von großer strategischer Bedeutung für die Marke Volkswagen. Der ID.3 liegt preislich auf dem Niveau eines vergleichbar ausgestatteten Golfs, ist damit ein Auto für die Mitte der Gesellschaft.
Weitere Investitionen in die Elektromobilität?
Ulbrich: Volkswagen hat sich als erster Automobilkonzern dem Pariser Klimaschutzabkommen verpflichtet und will bis 2050 bilanziell klimaneutral werden. Der Konzern hat bereits angekündigt, bis 2030 rund 70 reine E-Modelle auf den Markt zu bringen. Etwa 20 davon sind bereits angelaufen, 50 weitere folgen. Geplant sind zudem bis Ende des Jahrzehnts rund 60 Hybridfahrzeuge, von denen etwas mehr als die Hälfte bereits produziert wird. Nach der jüngsten Planungsrunde im November treibt der Konzern die Transformation zum digitalen Mobilitätskonzern weiter voran und investiert in den kommenden fünf Jahren rund 73 Milliarden Euro in E-Mobilität, Hybridisierung und Digitalisierung. Allein in die E-Mobilität sollen in den kommenden fünf Jahren rund 35 Milliarden Euro investiert werden. Für die Hybridisierung des Modellportfolios sind weitere rund elf Milliarden Euro eingeplant.

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22.12.2020   |  

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