Mobility Report 2021: Beginn einer neuen Zeitrechnung für die Mobilität

Stadtgeograf und Zukunftsforscher Dr. Stefan Carsten. „Die Corona-Pandemie hat grundlegende Trends wie die Transformation der Mobilitätsräume, Autonomous Cities oder den Einsatz von Delivery Bots massiv beschleunigt und könnte eine neue Epoche der Mobilität einläuten“.

Das Zukunftsinstitut, ein internationaler Think-Tank für Trend- und Zukunftsforschung, veröffentlicht mit dem Mobility Report 2021 erstmals eine Publikation zum Megatrend Mobilität. Während sich zahlreiche Studien darauf beziehen, dass es nach Corona ein zurück zum abgekapselten Individualverkehr mit Autos gehen könnte, sieht Autor Dr. Stefan Carsten, Stadtgeograf und Zukunftsforscher, das ganz anders: die Corona-Pandemie könnte eine neue Epoche der Mobilität einläuten und grundlegende Trends massiv beschleunigen. Mobilität müsse demnach neu erlernt werden. Wie wirkt sich das steigende Angebot an Verkehrsmitteln auf das Mobilitätsverhalten aus? Wie sieht die Transformation der urbanen Straßeninfrastruktur aus? Wird der Einsatz von Robotern die Logistik revolutionieren? Wie entwickelt sich die autonome Mobilität? Diese und andere Fragen will der Mobility Report 2021 beleuchten.

Trend 1: Mobility Seeker

Nicht auf ein Verkehrsmittel festlegen, lautet das Motto der Mobility Seeker – Bewegung im Raum entwickelt sich zum spielerischen Erlebnis. Vor allem in Großstädten sieht Dr. Stefan Carsten zunehmend Menschen, die das breite Angebot an Verkehrsmitteln gerne wahrnehmen. Je nach Bedarf wechseln Mobility Seeker zwischen Carsharing, E-Roller, Fahrrad oder öffentlichem Verkehrsmittel. Lebenszeit im Stau verschwenden wird nicht mehr akzeptiert – eine neue Zeitrechnung beginnt, die Mobilitätswende wird die Stadt- und Raumentwicklung massiv beeinflussen. Besitz von Fortbewegungsmitteln wird durch Sharing ersetzt. Park-and-Ride- sowie Bike-and-Ride-Orte werden zu multifunktionalen und lebendigen Mobilitätsräumen. Die unterschiedlichen Verkehrsanbieter – ob öffentlich oder privat – dürfen sich dabei nicht als Konkurrenz betrachten, sondern All-inclusive-Mobility bieten, per App und im physischen Raum.

Trend 2: Road Diet

Die Corona-Pandemie hat einen Trend beschleunigt, der bereits zuvor von einigen Städten angestoßen wurde. Der öffentliche Raum wird neu verteilt. Der Platz für Autos wird zunehmend zurückgedrängt, Fußgänger und Radfahrer erhalten mehr Raum. Während einige Städte wie Berlin ihre Verkehrsstrategie anpassen, planen Mailand, Paris und London eine grundsätzliche Neuorientierung. Parkplätze werden zu Radwegen und Begegnungszonen. Experten für Städtebau sind gefragt, neue Konzepte zu entwickeln für eine zukunftsfähige Gestaltung des öffentlichen Raums. Städte sind hier in der Verantwortung: urbane Lebensqualität entsteht nur durch resiliente, gesunde und nachhaltige Raumarchitektur.

Trend 3: Delivery Bots und Autonomous Cities

Platz auf den Verkehrswegen muss auch zunehmend für Delivery Bots geschaffen werden. Steigende Umsätze im E-Commerce werden für eine stärkere Nutzung von Lieferrobotern sorgen, die Produkte effizient und hygienisch liefern. Autonome Prozesse werden nicht nur die Mobilität grundlegend verändern. Bereits jetzt werden mehr als eine Milliarde Passagiere pro Jahr mit fahrerlosen öffentlichen Verkehrsmitteln durch Europas Städte befördert. Das autonom fahrende Auto ist noch Zukunftsmusik, Städte und Regionen müssen sich entscheiden, welche autonome Zukunft sie wählen: haben Fahrräder und Passanten den Vorrang oder technische Systeme? Für Dr. Stefan Carsten ist klar: Das autonome Fahren wird kommen, die Entwicklung ist bereits weit vorangeschritten. Und es wird viele Vorteile haben: der Verkehr wird sicherer und Autos entwickeln sich zum aktiven Aufenthalts- und Arbeitsort. Interieur und Entertainment Ausstattung werden entscheidende Kriterien für die Wahl eines Fahrzeugs.

Über Dr. Stefan Carsten


Dr. Stefan Carsten ist Zukunfts- und Mobilitätsforscher mit Leib und Seele. Seit mehr als 20 Jahren setzt sich der Stadtgeograf mit der Zukunft der Mobilität auseinander – wissenschaftlich, beratend und immer wieder kritisch. Die Zukunft ist für ihn Perspektive und Methode zugleich, um Mobilität, Stadt und gesellschaftliche Zusammenhänge zu untersuchen. Stets leitet ihn dabei die Frage: Wie lässt sich mithilfe möglicher Zukünfte eine bessere, zukunftsfähigere Gesellschaft gestalten? Mit großer Leidenschaft formuliert Stefan Carsten Antworten – indem er die zentralen Chancen der Mobilität von morgen ins Visier nimmt, von denen die gesamte Gesellschaft profitieren kann.
www.zukunftsinstitut.de

Weitere Beiträge finden Sie im aktuellen eMove360° Magazin zum Download: https://www.emove360.com/wp-content/uploads/2020/12/eMove360_Magazin_04_2020.pdf

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05.01.2021   |  

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