Neue Logistikkonzepte: Mobile Hubs für die Last Mile Logistik

Verstopfte Innenstädte, steigende Verkehrsaufkommen und erhöhte Umweltbelastung – so die zunehmende Situation in deutschen Innenstädten. Zahlen des Umweltbundesamtes zeigen, dass die Fahrleistung aller Kraftfahrzeuge im deutschen Straßenverkehr von 1991 bis 2017 um ca. 32% gestiegen ist.

Dabei nahm die der Personenverkehr um fast 29% und der Güterverkehr um 76% zu. Der Trend zu mehr Verkehr scheint unaufhaltsam zu sein, wobei neben der hohen Umweltbelastung vor allem auch die Infrastruktur leidet, welche den steigenden Verkehr zukünftig vermutlich nicht mehr aufnehmen kann. Ein Großteil wird durch die Logistik auf der letzten Meile verursacht. Zahlen aus dem Kurier-, Express- und Paket-Bereich bestätigen auch hier das rasante Wachstum mit jährlichen Steigerungen des Paketaufkommens von ca. 5%.

Dieser stetige Zuwachs bedingt neue logistische Herangehensweisen und entsprechende Konzepte. Gerade Elektrofahrzeuge leisten diesbezüglich einen Beitrag, können aber allein das Verkehrsaufkommen nicht reduzieren. Aus diesem Grund entwickelt das Thüringer Unternehmen eLOG Systembetrieb GmbH ein flexibel einsetzbares mobiles Depot. Als Spezialist in der Pharmalogistik weiß eLOG genau, wie die Belieferung von Apotheken effizient realisiert werden kann. Der mobile Hub wird dabei täglich nach Bedarf in der Innenstadt positioniert und fortlaufend mit von Apotheken bestellten Waren nachbeliefert, die wiederum von kleineren Fahrzeugen verteilt werden. Dies reduziert den Verkehr in der Innenstadt deutlich, sagt Matthias Krause, Geschäftsführer der eLOG.

Der mobile Hub ist speziell auf das logistische Szenario der Pharmalogistik zugeschnitten, in welchen vor allem die Temperierung der Waren, gerade bei schnell verderblichen Pharmazeutika wie Krebsmedikamenten, eingehalten werden muss. Diese sogenannte GDP-Richtlinie (Good Distribution Practice) erfüllt der Hub durch eine eigene Klimatisierung, welche durch Solarzellen klimaneutral mit Strom versorgt wird. Auch für die Sicherheit der Waren wurde mittels Zugangssystem, Überwachung und Ermittlung des Befüllungsgrades geachtet. Neben dem Einsatz in der Pharmalogistik ist das mobile Depot auch für weitere Einsatzszenarien oder eine partnerübergreifende Nutzung ausgelegt.

Doch wozu benötigt man mobile Hubs und wie können diese zu einer nachhaltigen Belieferung bei gleichzeitiger Einhaltung der Wirtschaftlichkeit beitragen? Der Vorteil des Hubs macht sich gerade in Kombination mit dem Einsatz von Elektrofahrzeugen bemerkbar, so Krause. Während der Hub in der Innenstadt verbleibt, wird dieser von der am Stadtrand liegenden Niederlassung bedient und das E-Fahrzeug spielt seine Vorteile in der Innenstadt aus. Dabei werden viel weniger in die Stadt einpendelnde Achsfahrzeuge benötigt und so der Verkehr in der Stadt deutlich reduziert. In Summe kann so auch die Wirtschaftlichkeit der Elektrofahrzeuge und weiterer Verbrennerfahrzeuge deutlich gesteigert werden.

Entwickelt wird der Hub im Kontext des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens SMART DISTRIBUTION LOGISTIK (SDL). Im Projekt steht der wirtschaftliche Einsatz von Elektrofahrzeugen im Fokus. Diese Wirtschaftlichkeit soll durch eine geschickte Optimierung von Touren auf Basis modernster Technologien erfolgen. Neben der Entwicklung neuartiger Algorithmen und von IT-Lösungen erfolgt die Erprobung neuartiger Logistikkonzepte – beispielsweise durch neue Mehrfachnutzungsansätze für Elektrofahrzeuge oder die Neugestaltung historisch gewachsener Distributionsstrukturen. Auch der von eLOG entwickelte mobile Hub ist Teil dieser neuartigen Konzepte und wird im IT-System optimal und alltagstauglich berücksichtigt.

Der entwickelte Hub wird ab Oktober diesen Jahres in praktischen Einsätzen getestet und erprobt. Dabei werden die Touren und der Einsatz des Hubs selbst mit Hilfe der im SMART DISTRIBUTION LOGISTIK-Projekt entwickelten Lösung geplant, nachverfolgt und hin auf seine ökonomischen und ökologischen Auswirkungen bewertet.

http://www.sdl-projekt.de/

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18.09.2019   |  

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