Professor Doktor Rainer Klein: Jetzt ist die Zeit reif für Elektroautos

Prof. Dr. Rainer Klein ist Leiter des Studiengangs Mechatronik an der DHBW-Mosbach und weiß, wovon er spricht. Er beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren mit Elektromobilität. Kurz vor dem Corona-Lockdown hielt er beim führenden Anbieter für Komplettlösungen von Ladelösungen für gewerbliche Flotten, eeMobility, einen Vortrag zum Thema „Warum sich Elektromobilität durchsetzen wird“. Im Anschluss haben wir uns mit ihm über entspanntes Fahren und die letzten Vorurteile zur Elektromobilität unterhalten.

Warum wird sich Ihrer Meinung nach die E-Mobilität in den nächsten Jahren durchsetzen?

Prof. Dr. Rainer Klein: Weil es aus technologischer Sicht und aus Vernunftgründen keine Alternative zum Elektromotor gibt. Es ist eigentlich ein Fauxpas, dass wir mit dem Wissen und der längst verfügbaren Technologie noch immer mit fossilen Brennstoffen betriebene Antriebe nutzen.

Welches sind die technologischen Gründe, die für die Elektromobilität sprechen?

Klein: Elektromotoren sind einfacher zu bauen. Hinzu kommt der bessere Wirkungsgrad. Sie bekommen 80 bis 90 Prozent der Energie einer Batterie auf die Straße. Beim Verbrenner gehen 70 bis 80 Prozent verloren. Dabei ist das technologische Potenzial bei der Elektromobilität noch gar nicht vollkommen erschlossen.

Und welche Vernunftgründe sprechen für die Elektromobilität?

Klein: Schon allein unserer Umwelt und damit uns selbst zuliebe müssen wir weg von fossilen Brennstoffen. Darüber hinaus ist es schade, dass wir Öl verbrennen. Öl ist ein guter Rohstoff. Wir können es gut für Kunststoffe gebrauchen, die derzeit zwar auch in Verruf geraten sind, die aber – richtig eingesetzt – unser Leben enorm erleichtern und übrigens recycelt werden können. Öl, das verbrannt ist, lässt sich dagegen nicht recyclen. Und es gibt noch einen Grund für die Elektromobilität.

Der wäre?

Klein: Der Fahrspaß. In einem Elektroauto haben Sie ein ganz anderes Fahrgefühl. Sprechen Sie mal mit Leuten, die elektrisch fahren. Wer einmal elektrisch gefahren ist, will kaum mehr zurück. Es ist ein viel entspannteres, souveränes Fahren.

Weshalb haben manche Verbraucher immer noch Vorurteile gegenüber der Elektromobilität?

Klein: Das ist vor allen ein deutsches Problem. Andere Länder wie Norwegen sind da schon viel weiter. Es wurden in den vergangenen Jahren immer wieder gezielt Mythen gestreut, um die Vorteile der Elektromobilität zu diskreditieren.

Können Sie ein paar Beispiele nennen?

Klein: Zum Beispiel die vollkommen unnötige Reichweitenangst. Selbst vor Jahren haben Elektroautos die Strecken geschafft, welche die meisten von uns täglich mit dem Auto zurücklegen. Hinzu kommt, dass das Auto ja eigentlich kein Fahrzeug, sondern ein Stehzeug ist. Und dort, wo es steht – zuhause oder am Arbeitsplatz – kann es geladen werden. Statistiken zeigen, dass 80 Prozent der Ladevorgänge zuhause oder in der Arbeit stattfinden.

Noch so ein Mythos ist der vom Strom-Gau. Was ist da dran?

Klein: Natürlich werden unsere Stromnetze nicht zusammenbrechen, nur weil plötzlich alle Menschen elektrisch fahren. Das können Sie problemlos steuern. Die meisten Menschen werden ohnehin erstmal überrascht sein, dass sie ihr Auto gar nicht jeden Tag wieder laden müssen, sondern nur alle drei oder vier Tage.

Gibt es weitere Mythen?

Es stimmt auch nicht, dass die Produktion von Elektrofahrzeugen besonders umweltschädlich ist. Es gibt in einigen Bereichen der Batterieproduktion Probleme, aber dort muss und kann man nachbessern. Und natürlich könnte ein E-Fahrzeug noch umweltfreundlicher fahren, wenn es nicht mit Kohlestrom geladen wird. Das bedeutet doch aber nicht, dass wir auf Elektrofahrzeuge verzichten, sondern endlich noch konsequenter die Energiewende vorantreiben müssen. Egal, ob wir über CO2, Stickoxide, Lärm oder Feinstaub reden – das Elektrofahrzeug ist dem Verbrenner in der Summe überlegen.

Das Gespräch fand am 12. März bei eeMobility (www.ee-mobility.com) statt und ist auch im aktuellen eMove360° Magazin nachzulesen. Hier geht es zum Download-PDF: https://www.emove360.com/de/emove-magazin/

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18.06.2020   |  

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