Reto Fry. Foto: PhilippRuggli/LAAX

“Wir sind Greenstyle”: Laax auf dem Weg zur ersten CO2-neutralen alpinen Feriendestination

Die Graubündner gehen eigene, innovative Wege. Die Region Flims-Laax-Falera, kurz LAAX, setzt seit einigen Jahren kompromisslos auf drei Karten: ökologische Nachhaltigkeit (Greenstyle), Freestyle und Digitalisierung. Mit Erfolg, denn im Alpentourismus gilt LAAX in allen drei Disziplinen als absoluter Vorreiter. LAAX ist junggeblieben. Und vieles hier erinnert an die alpine Version der Surf- und Skatekultur Kaliforniens.

Wenn es um Nachhaltigkeit in der Region geht, kommt man um Reto Fry nicht herum. Neben seiner Tätigkeit als Umweltbeauftragter bei der Weissen Arena Gruppe (WAG) ist er auch Mitglied im Stiftungsrat der Greenstyle Foundation, einer Non-Profit-Organisation, die sich für den Erhalt und den Schutz der Umwelt vor Ort einsetzt. Eine der größten Visionen von Reto Fry ist es, den gesamten Energiebedarf von Flims, Laax, Falera, Trin und Sagogn durch 100 Prozent regionale erneuerbare Energie abzudecken. Frei nach dem Motto: «Stell dir vor, wir transformieren die gesamte Destination von einem Verbraucher zu einem Produzenten.» Nur eine Vision oder machbar?

Im aktuellen eMove360° Magazin zeigt Reto Fry auf, was die Ausgangssituation ist, was bisher erreicht wurde und was noch auf der Greenstyle-To-Do-Liste steht.

Außerdem wollte Sabine Metzger von Fry wissen, wie Nachhaltigkeit ein Skigebiet mit vier Snowparks, 224 Pistenkilometern und zahlreichen Freeride-Möglichkeiten sein kann.

eMove360°: Kann ein Skigebiet überhaupt nachhaltig sein?
Reto Fry: Skigebiete brauchen Schnee und sollten sich daher aus eigenem Interesse besonders stark für den Klimaschutz einsetzen. Vorbildliche Destinationen bekennen sich öffentlich zum ambitionierten Klimaschutz. Dabei sollte in erster Linie ein CO2-Absenkungspfad zu Grunde liegen. LAAX setzt voll auf grüne Energie! Und die Pistenpräparation übernehmen schon heute E-Pistenraupen. CO2-Kompensation ist zwar nicht grundsätzlich falsch – in jedem Fall besser als nichts, sollte jedoch nicht dazu genutzt werden, sein schlechtes Umweltgewissen reinzuwaschen.

eMove360°: Seit wann ist die elektrische Pistenraupe, die Iris Mannhart steuert, im Einsatz? Wie viele gibt es davon?
Fry: Bereits seit 2012 ist der Pistenbully 600 E+ mit Diesel-Hybrid-Antrieb im Einsatz. Von diesem Modell gibt es zurzeit 2 Stück. Kosten: ca CHF 600’000/Stk.

eMove360°: Können Sie uns einige technische Details zum e-Pistenbully verraten? Welche Marke? Batterieleistung?

Fry: Der Pistenbully 600 E+ ist eine Hybridlösung, damit lassen sich bis zu 20% Treibstoff (Diesel) einsparen. Die Leistung der E-Pistenbully ist zurzeit noch nicht mit einem herkömmlichen Pistenbully vergleichbar. Deshalb werden die E-Pistenbullys vor allem für Wanderwege und für Langlaufloipen eingesetzt (www.pistenbully.com). Außerdem ist jede Pistenmaschine mit einer Schneehöhenmessung ausgerüstet, damit der Schnee effizienter verteilt werden kann. Dadurch sehen die Fahrer und Schneier immer genau, wo wie viel Schnee liegt (www.snowsat.com).

eMove360°: Im Bereich Mobilität besteht ein großes Potenzial, Energie einzusparen. In ihrem Sechs-Punkte-Plan, der aufzeigt, wie es gehen könnte, nennen Sie auch die Elektromobilität. Welche konkreten Maßnahmen gibt es bisher zu diesem Thema – außer den E-Pistenbully? Und was ist Zukunftsvision?

Fry: Unser Klimaschutzversprechen ist es, bis 2030 CO2-neutral zu sein und dabei neben den Ölheizungen die gesamte Fahrzeugflotte zu elektrifizieren, damit keine fossilen Energien mehr verbraucht werden. Bei den Pistenbullys sind wir davon abhängig, was uns die Hersteller bis dahin anbieten können. Die Hersteller arbeiten an neuen Antriebstechnologien und an klimafreundlicheren Treibstoffen als Übergangslösung – bis der Verbrennungsmotor durch E-Antriebe ersetzt wird. Bei der Fahrzeugflotte der Unternehmung hat die Umrüstung vom Verbrennungsmotor hin zur E-Mobilität längst begonnen. Beispiele dafür sind:
Das LAAX E-Shuttle: Das moderne Ruftaxi fährt zu 100% mit regionalem erneuerbarem Strom, es ist seit 2017 klimaneutral im Einsatz und ist innerhalb der Destination verfügbar.
Das Sponti-Car: Wer spontan stunden-oder tageweise ein Auto braucht, hat seit 2020 die Möglichkeit, ein Elektroauto zu mieten. Bereits für CHF 5.- pro Stunde ist man emissionsfrei unterwegs. Momentan kann in Laax im Parkhaus an der Talstation, in Flims Dorf, in Trin bei der Bushaltestelle Quadris und in Schluein je ein Auto ausgeliehen werden.
Die Elektroschneefräse auf dem Baumwipfelpfad: Seit Herbst 2021 räumt die Elektroschneefräse den 1, 56 km langen Baumwipfelpfad.
Die Ladeinfrastruktur: Seit 2021 stehen in der Parkgarage des Signinahotels und des Rocksresorts 50 Ladestationen für E-Fahrzeuge zur Verfügung. In Zusammenarbeit mit PoIestar gibt es auch eine Schnellladestation. In der ganzen Destination Flims Laax Falera gibt es weit über 50 Ladestationen und es kommen stetig neue dazu.
E-Bikes: In der ganzen Destination hat es 18 Ladestationen, verteilt auf dem Berg und im Tal. Den Gästen des Signinahotels werden E-Bikes im Sommer kostenlos zur Verfügung gestellt.

Übernachtungstipps mit Ladestation finden Sie im eMove360° Travelguide

 

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24.03.2023   |  

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