Alpine Energie: Auszeit in den Bergen

Sechs Geheimtipps mit Atmosphäre: Das sind unsere Lieblingsplätze für einen Verwöhnurlaub im Schnee – inklusive Ladeinfrastruktur für Elektroautos.

Egal ob Pulverschneeabenteuer, Loipenmarathon oder Schneeschuhtour: Sobald die Dämmerung hereinbricht, macht sich bei jedem Winterurlauber die Vorfreude auf die wohlige Wärme der Sauna, den beheizten Pool und ein prasselndes Kaminfeuer breit – am liebsten mit Blick auf tief verschneite Berge. Bestens für diese Szenarien geeignet sind Wellnesshotels im Schnee mit viel Atmosphäre, Design jenseits von Alpenkitsch und Gastgebern, die auf eine lange Tradition zurückblicken. Für Gäste, die mit dem Elektroauto anreisen, gibt es in allen sechs Häusern Infrastruktur zum Laden.

Kempinski Hotel Berchtesgaden: 1000 Meter über dem Alltag

Tiefverschneit streckt sich mächtig König Watzmann mit seiner Familie in den Winterhimmel, langsam überziehen weiße Flocken die Wiese mit einer weißen Pracht, unten im Tal leuchten die ersten Lichter. Im Kempinski Berchtesgaden, genauer auf dem 1000 Meter hochgelegenen Eckerbichl, macht sich Ruhe breit, die keinen Raum lässt für Hektik und Alltagssorgen. Der Blick richtet sich auf die Schönheiten der Natur und auf das, was wirklich zählt: Mußezeit, um die Akkus wieder aufzuladen und den Kopf frei machen. Im Kamin in der Lobby knistert das Holz, die heiße Schokolade schmeckt nach Mehr – genauso wie die köstliche Eckerbichl-Torte von Michael Stahl, dem Meister der Pâtisserie. Ein Stück geht noch, schließlich war man heute schon Kalorienverbrennen beim Schneeschuhwandern mit Manuel Huber, seines Zeichens „Activity Concierge“, Urbayer und Kind dieser Berge. Der gutaussehende Dreißiger weiß unzählige Geschichten zu erzählen, hat die besten Skitourentipps parat und kennt den idealen Zeitpunkt für einen Ausflug zur dunklen Seite des Obersalzbergs, ins NS-Dokumentationszentrum nicht weit vom Hotel, zum idyllischen Königsee oder in die Barockstadt Salzburg. Aber wer möchte schon diesem Refugium der Ruhe entfliehen? Lieber noch etwas entspannen – bei einer sanften Massage mit angewärmten Kräuterbeuteln, die sanft auf den Körper gedrückt werden. Selbstverständlich stammen Ringelblume, Arnika und Kamille von den umliegenden Bergwiesen. Für Adrenalin-Junkies empfiehlt Manuel Huber allerdings das Rennbob Taxi im Eiskanal am Königsee – jeder tankt eben anders seine Akkus wieder auf (www.kempinski.com/berchtesgaden).

Bergland Hotel: Granderwasser-Pool über den Dächern von Sölden

Kaum zu glauben, selbst in der Partyhochburg Sölden im Ötztal gibt es eine Oase der Ruhe: im Bergland, dem ältesten und zugleich einem der neuesten Hotels am Ort. Schon Daniel Craig alias James Bond, gönnte sich im Bergland seine persönliche Auszeit vom Drehrummel zu „Spectre“. Das Hotel wurde in den 1940er-Jahren eröffnet und vor einigen Jahren komplett renoviert. Wunderbar, was man aus heimischen Materialien machen kann: Betten aus Zirbenholz, Wolldecken, Teppiche und Kissen aus Schafwolle, Sofas und Wandbezüge aus Filz. In den Zimmern stehen Schaukelstühle mit Lammfellen. Schließlich gibt es ja auch eine eigene Schafherde. „Aktiv entspannt genießen“ ist das Motto im Bergland. Gastgeber Sigi Grüner ist überzeugt, dass Tradition ohne Stillstand und Moderne ohne Werteverlust vereinbar sind. Das Angebot an Pisten ist in Sölden bekanntermaßen schier grenzenlos, dementsprechend verlangen müde Muskeln Entspannung. Über den Dächern von Sölden lockt das Sky Spa zum morgendlichen Sonnengruß. Der schneebedeckte Hausberg Nederkogl begrüßt die Badegäste im Indoor-Pool genauso wie draußen im Whirlpool. Man schwimmt hier übrigens in Granderwasser. Danach locken im Raum der Stille duftende Heubetten. Das Heu für die Betten wächst auf der eigenen Bergwiese in über 1400 Meter Höhe (www.bergland-soelden.at).

Hotel Jungbrunn: Spa-Superlativ mit hauseigener Quelle im Tannheimer Tal

Nomen est omen? Der vielversprechende Name Jungbrunn lockt viele ins sonnige Tannheimer Tal in Tirol. Auch hier begeistert die Mischung aus regionaler Tradition und Materialien wie Holz, Granit, Loden und Filz mit modernen Design, die warmen Farben, der Duft nach Holz und Alpenkräuter. Alte Fotos aus dem Familienalbum der Gastgeberfamilie Gutheinz an den Wänden erzählen die Geschichte des Hauses: Aus dem Liftstüberl des Pioniers Raimund Gutheinz, der 1957 den ersten Skilift im Tannheimer Tal baute, entwickelte sich ein Verwöhnhotel, das zum Vorreiter der alpinen Lifestyle-Hotels von heute wurde. Unter Wellnessbegeisterten ist das Spa-Superlativ mit 7000 Quadratmetern inklusive großzügiger Erdsauna längst kein Geheimtipp mehr. An Reisigwänden vorbei geht es hinein in einen fast mystischen Raum mit urwüchsigen Holzbänken und einem mächtigen Kessel über glühenden Steinen. Der Naturteich zur Abkühlung ist gespeist von der hauseigenen Jungbrunn-Quelle. Schöne Idee: Das hoteleigene Elektro-Lieferauto, das alle im Hotel nur liebevoll „Elli“, nennen. „Elli“ kümmert sich darum, dass alle Lebensmittel geräuschlos in die Lagerräume des Hotels gelangen. Schließlich soll kein LKW-Lärm die Ruhe stören, wenn Gast sich früh morgens noch einmal zum Träumen auf die andere Seite dreht oder nachmittags nach dem Besuch der Erdsauna vom Naturbadeteich den Blick auf die Berge genießt. So mancher Gast würde Elli gerne selber mal kutschieren, doch das ist nicht vorgesehen. Als elektrische Begleiter stehen dafür zwei geländegängige Segways und drei e-Bikes gegen Gebühr zur Verfügung (www.jungbrunn.at).

Hotel Hochschober: China meets Kärnten auf der Turracher Höhe

Ein beheiztes Schwimmbad im kalten See? Ein orientalisches Hamam und ein fernöstlicher Chinaturm mitten in den Alpen? Eine Bibliothek mit über 3000 Büchern? All das klingt verlockend und spannend. Das Hochschober Hotel auf der Turracher Höhe am Ufer des gleichnamigen Sees liegt eingebettet in Lärchen- und Zirbenwäldern und dem Nationalpark Nockberge auf 1763 Meter Höhe. Karin Leeb und Martin Klein führen das Hotel mittlerweile in der dritten Generation. Immer wieder trifft man auf Stammgäste: bei der Teezeremonie im Chinaturm, im orientalischen Badehaus oder im Keltenofen Babuschka. Auch unter Yogis ist das Hochschober eine Hochburg: Mehrmals im Jahr finden „Yoga am Berg“-Wochen statt, die von international tätigen Yoga-Experten gestaltet werden. Yoga ist übrigens ideal als Aufwärmtraining für einen Tag auf den Pisten des Skigebiets Turracher Höhe. Auch hier steht Verwöhnen auf dem Programm: Ein Pistenbutler versorgt auf seinem Pistenflitzer die Skifahrer mit Süßigkeiten, Prosecco und Tipps, und fungiert auch als Skiguide (www.hochschober.com).

Salzburgerhof: Hochdekoriert floaten in Zell am See

Fünf Sterne fürs Haus, zwei Gault Millau-Hauben für die Küche und vier Lilien für den Wellnessbereich: Das Traditionshotel Salzburgerhof der Familie Holleis in Zell am See ist wahrlich hochdekoriert und versprüht im eleganten Landhausstil einen ganz besonderen Charme. Ein Highlight unter den Angeboten im Wellnessschlössl ist Lomi-Lomi-Nui, die hawaiianische Königsdisziplin unter den Massagen. Beruhend auf der Huna-Philosophie streichen zwei oder auch vier Hände sanft über den Körper. Dazu Musik aus Hawaii. Glückseligkeit pur, die nur noch im Sole Dome gesteigert werden kann: dem Floating-Pool mit hochkonzentriertem Salz aus dem Toten Meer. Absolute körperliche und geistige Tiefentspannung erreicht man beim geführten Floaten mit Österreichs einziger Aqua-Balancerin. Mehr Entschleunigung geht nicht! Wer tagsüber lieber auf den Pisten beschleunigen möchte, der findet auf dem Hausberg von Zell am See, der Schmittenhöhe, abwechslungsreiche, knapp 80 abwechslungsreiche Pistenkilometer mit fantastischem Panoramablick auf die tiefverschneiten Dreitausender der Hohen Tauern, dem Zeller See und die elegante Schneepyramide des Kitzsteinhorns. Dort, im Gletscherskigebiet bis über 3000 Meter Höhe, warten übrigens noch einmal verführerische 40 Abfahrtskilometer (www.salzburgerhof.at).

Arosea: Farbige Dampfschnecke und Aktiv-Sauerstoff-Pool im Ultental

Steile Hänge, urige Bergbauernhöfe und tief verschneite Berggipfel: Inmitten einer prächtigen Naturkulisse gibt es mit dem Arosea Hotel im Ultental südlich von Meran ein weiteres Verwöhn-Juwel. Das Gleichgewicht zwischen An- und Entspannung, auf Neudeutsch Life Balance, liegt dem Besitzer-Ehepaar Anne Stauder und Thomas Gerstgrasser am Herzen. Schon der Duft des Zirbenholzes hat eine entspannende Wirkung, hinzukommen wunderbare Gaumenfreuden aus regionalen Produkten und die warme Umgebung mit viel Holz, Schafwolle und Schiefergestein. Die „Anspannung“ sind im Ultental Skifahren im Skigebiet Schwemmalm, Langlaufen auf der Talloipe und Schneeschuhtouren, die der Chef des Hauses begeistert begleitet. Danach kommt der zweite Part in Sachen Life Balance – das Relaxen: Gleich zwei Etagen nimmt der Saunabereich ein: Klangtunnel, Zirm-Biosauna, Kräuter-Steinsauna, Dampfschnecke mit Farbtherapie, Eistrog, Außen­ruhehütte sind nur einige Highlights. Im 17 Me­ter langen Indoor-Pool kann man seine Bahnen ziehen oder über eine Schleuse zu den Whirlpool-Liegen im beheizten Outdoor-Pool schwimmen. Augen und Haut freuen sich: Das Wasser ist chlorfrei und wird mit Aktiv-Sauerstoff gereinigt (www.arosea.it).

Autorin: Sabine Metzger, Reisejournalistin

Please follow and like us:

Das könnte Sie auch interessieren