Sento Lumo von HoheAcht. Foto: HoheAcht

E-Bike-Produkt-Spezial: Es wird immer vielfältiger

Vorbei ist das Nischendasein, E-Bikes haben den Markt längst erobert. Leichte Bikes für die Stadt, Pendler und Freizeitgeräte, Mountainbikes und unterschiedlichste Lastenfahrräder treiben den Absatz trotz Krise voran. Werner Köstle, von Touremo (www.touremo.de) hat für das aktuelle eMove360° Magazin eine kleine Auswahl aus dem riesigen Angebot zusammengestellt.

Kategorie Crossover: Hohe Acht Sento Lumo: Mountain-Trekking Crossover mit Stil

Die Grenzen zwischen den einzelnen E-Bike Kategorien verschwimmen immer mehr. Da gibt es vollgefederte MTB mit allem Komfort für die Stadt, Commuter- und Gravel-Bikes, städtische Leichtgewichte sowie Crossover-Modelle wie das hier vorgestellte aus dem Spektrum Trekking/Mountain. Das Aufweichen der Grenzen kann eine Marketing-Strategie sein, aber auch  für angewandte Praktikabilität stehen, abseits vorgegebener Schubladen. Dem Hohe Acht Sento Lumo, vom Hersteller als „Cross-Country Feile“ bezeichnet, liegt eine glasklare Konzeption zu Grunde. Leichtgewicht, Geschwindigkeit, Traktion! Der Gewichtsersparnis fällt die Federgabel zum Opfer, vertreten wird diese durch ein Pendant aus Karbon, was hier umso leichter fällt, als die 29-Zoll Bereifung vorne Hindernisse einfach „überrollt“ und so die Geschwindigkeit hoch halten kann. Für die nötige Traktion steht die 27,5-Zoll Bereifung hinten, die auch für die nötige Wendigkeit sorgt. Kurvenzirkeln auf Single-Trails ist also nicht das Revier des Sento Lumo, eher geht es über Waldwege und entlang von Bächen so richtig zur Sache – oder in Stadt und Stadtrand: schnell und stylisch! Rahmengeometrie, Motor und Schaltung sind Mountainbike-typisch, so dass auch die mitunter enorm steilen Wirtschaftswege in den Bergen für das Sento Lumo kein ernstzunehmendes Hindernis darstellen. Stadttypisch sind dann wieder Rahmenschloss, Batterieleuchten-Satz und GPS-Tracker.

Bei aller Verwirrung, wie das Bike nun einzuordnen sein, stellt es doch einen stimmigen Entwurf für heutige Mobilitäts- und Freizeit- Ansprüche dar. Daumen hoch! Preis: 4.199 Euro. https://www.hoheacht-bikes.de

Kategorie Leichte Urbane: Sushi California Roll/Roll+: Urbaner Fahrspaß zum Low-Budget-Preis

Foto: SUSHI

Zunehmend erobert eine ganz bestimmte Sorte von E-Bikes sowohl die urbanen Räume wie eine ausgesprochen junge und dem Zeitgeist frönende Käuferschicht. Kennzeichen dieser Bikes ist, dass alles weggelassen wird, was z.B. klassische Trekking-E-Bikes auszeichnet und sie für längere Strecken firm, aber schwer macht. Diese leichten E-Bikes wiegen weit unter 20 Kg, sind als solche kaum erkennbar, haben Akkus mit selten mehr als 250 Wattstunden und kommen damit ca. 50 Kilometer weit, genug für die Stadt. Joko Winterscheidt und Andy Weinzierl haben dieses „Weniger-ist-mehr“ Prinzip mit ihrem Leichtgewichts-Bike California Roll/Roll+ ziemlich konsequent interpretiert. Wobei seit kurzem der Komfort spürbar erhöht wurde: durch breitere Reifen, einen bequemeren Sattel, ein neues LCD-Display und Aufsteck-Beleuchtung. Das Gewicht liegt nun bei 17 Kg, der Preis bei 1.199 €. Daher das Plus im Namen. Kunstleder-Applikationen bei Griffen und Sattel setzen optische Highlights. Der praktikable und stabile Gepäckträger ist ein Zugeständnis an die alltägliche Praxis. Bei der Gangschaltung haben Winterscheidt & Co noch eins draufgesetzt, indem sie auf eine solche gleich verzichtet haben. Das ermöglicht es ihnen, das Bike für gut eintausend Euro unters kostenbewusste Jungvolk zu bringen.

Das Sushi-E-Bike ist zielgenau auf ein junges, städtisches und modebewusstes Klientel ausgelegt. Die Bedürfnisse dieser Zielgruppe trifft es sehr gut. Aber die Macher haben auch sehr feinfühlig erspürt, wo die Grenzen liegen und haben Schutzbleche und Gepäckträger integriert, sowie mit dem „+“-Update beim Komfort eine kleine Schippe draufgelegt. https://sushi-bikes.com

Kategorie Gravel E-Bike: Urwahn Waldwiesel: Wieselflink in Stadt und Gelände

Urwahn Waldwiesel. Foto Urwahn

Etwas für die ganz Harten unter uns? Mitnichten. Das Flexvermögen des Rahmenmaterials Stahl ist hier konsequenter als sonstwo in die Konzeption eingeflossen. Als die Mountain-Bikes laufen lernten, glich die Frage nach dem passenden Stahl einem echten Credo. Columbus Rohre oder lieber von Mannesmann, Reynolds, Easton oder Tange? Was bei dem Einen unmittelbar Angst vor einem Rahmenbruch auslöst, gilt bei dem Anderen eben als Hochamt der Handwerkskunst. Die Magdeburger Bikeschmiede hat neben dem Flex noch ein zweites Argument: Stahl ist ehrlich, für die Ewigkeit und in Herstellung und Recycling recht umweltfreundlich. Daher die Hersteller-Bezeichnung für diese Rahmen: Fairframe. Ein Mahle-Hinterradmotor sorgt für ordentlich Schub, ein Intube-Akku für angemessene Reichweite, hydraulische Scheibenbremsen für sicheres Stoppen. Ansonsten herrscht Minimalismus vor, man könnte auch anders sagen: Purismus. Ösen für Trinkflasche und die Befestigung von Schutzblechen sind vorhanden, desgleichen eine StVZO-konforme Beleuchtung – des Cyclocrossers Zugeständnis an die Verkehrsregeln. Die etwas breiteren und mit kleinen Stollen besetzten Reifen sind diesem Anwendungs-Mix aus Asphalt, Kiesweg und Wurzelpfad durchaus angemessen.

Stellt sich letztlich die Frage: Ist dieser schwungvoll gebogene Appetithappen nicht doch zu schade für Staub und Dreck. Preis: 4.449 Euro. https://www.urwahnbikes.com/de/bike/waldwiesel/

Kategorie E-Bike SUV: Victoria eParcours: Zwei Herzen schlagen in der Brust

Victoria eParcours. Foto: Victoria

SUV – bei den Vierrädrigen genießt die Gattung keinen besonders guten Ruf. Weil sie Innenstädte verstopfen und eine fast unter allen Aspekten negative Umweltbilanz haben. Aber was bedeutet SUV bei E-Bikes? Im Kern dasselbe: Bikes, die in der Regel stets an der unteren Belastungsgrenze bewegt werden, die eigentlich viel mehr könnten als die Semmeln vom Bäcker nachhause zu bringen. Man nehme also einen typisch city-liken Tiefeinsteiger, pflanze einen Hochleistungsmotor in einen vollgefederten Rahmen, inklusive 11 oder 12-Gang Schaltung mit riesiger Übersetzungs-Breite – typisch MTB, füge dann noch alle möglichen Komfortfeatures hinzu, Ständer, Schutzbleche, Beleuchtung, Gepäckträger, Schloss und fertig ist der komfortable 30 Kg-Alleskönner. Dann steigt man auf bzw. durch, und ab da ist dann pure Wonne angesagt. Sanft, Sänfte, genau das sind sie: Sänften auf zwei Reifen. Das Victoria eParcours 12.9 macht hier keine Ausnahme, auch wenn seine Ahnenreihe viel mehr in den städtischen Bereich verweist als auf echte Bergsteiger. Angetrieben von einem Bosch Performance CX Motor in Verbindung mit der Deore XT Schaltung von Shimano mit elf Gängen fliegen die Steigungen unter dem Bike nur so durch, ohne dass FahrerIn besonders viel davon spürt – wenn man das Bike denn in bergiges Gelände zerrt. Winkelige Trails und Bikeparks sollte man eher meiden, sowieso ist Trekking bzw. Touring der angemessene Einsatz für diese rollenden Plüsch-Sofas.

Für Gleiten auf höchstem Komfort-Niveau genau das Richtige! Der Preis beträgt 5.099 Euro. www.victoria-bikes.com

Kategorie MTB Fully: Malaguti Superiore: Premium-E-Bike für Gipfelregionen

Malaguti_Bike_Superiore. Foto: Malaguti

Mountainbike-Fullys der Premiumkategorie liegen voll im Trend. Die Vollfederung dient hier anstatt dem Komfort vielmehr der Kontrolle des Bikes in schwerem Gelände. Bodenhaftung ist gefragt, je rumpeliger, desto besser ist es, wenn beide Räder so schnell wie möglich wieder Kontakt zum Untergrund bekommen. Zwischen den Bikes der gemäßigteren All-Mountain Kategorie und reinen Downhill-Boliden liegt das Revier der E- Enduros, sie müssen die Alleskönner im Hochalpinen geben, steilste Anstiege bewältigen, rasant talwärts rauschen und zudem und zuvorderst knifflige Trails bewältigen. Ein so schön wie funktionell daherkommendes Exemplar dieser Gattung ist das Superiore LTD 1.1 von Malaguti, der italienischen Bikemanufaktur, die in früheren Zeiten vor allem für extravagante Mopeds der 50 und 125 ccm-Klasse berühmt war und auch heute noch dieses Terrain, als Teil der österreichischen KSR-Gruppe, bespielt. Die High-End Ausstattung ist der gestellten Aufgabe ebenbürtig. Vorne sorgt die 29 Zoll-Bereifung für das Glattbügeln von Hindernissen, hinten bemüht sich der 27,5 Zöller um entsprechende Behändigkeit, die Dämpfer ermöglichen 160 mm Federweg und Shimano XT Vierkolben-Scheibenbremsen lassen den E-Hammer rechtzeitig zum Stehen kommen. Für große Ausdauer ist ein 750 Wattstunden-Akku verbaut. Dass hier dennoch Funktionalität vor Prestige geht, zeigt auch der Preis von 6.675 Euro, in dieser Klasse fast schon ein Sonderangebot.https://malaguti-bicycles.com/models/superiore-ltd/

Kategorie E-Bikes aus nachwachsenden Rohstoffen: MyBoo Todzie EP8: Zurück zur Natur

Todzie EP8 Trapez. Foto: MYBOO

Zurück zur Natur, zurück zu den Wurzeln oder dem, was daraus wächst. Rohstoffe direkt aus der Natur spielen noch keine große Rolle im E-Bike Bau. Allenfalls peripher, bei Lenkergriffen und Sätteln finden oft Leder, Holz oder Kork Verwendung. Kleinere Spezial-Manufakturen bauen Fahrradrahmen aus Holz, meist vielfach verleimt in Sandwich-Bauweise. Das setzt sich nun auch langsam im Bereich E-Bike fort. My Boo aus Kiel bieten Bikes und E-Bikes quer durch die ganze Palette an Bike-Klassen. Das Einzigartige bei den Kielern ist, dass hier ein komplettes System aufgebaut wurde, bei dem alle Partner auf Augenhöhe sind. Das Rohmaterial für die Rahmen, Bambus, Hanf und Baumharz kommt nicht nur aus Ghana, sondern wird dort auch verarbeitet, bevor die fertigen Rahmenkits in Kiel zu kompletten Fahrrädern assembliert werden. Vom Verkaufserlös der Bikes geht wieder ein Teil direkt nach Ghana, wo so zukunftsfeste Arbeitsplätze entstehen und unter anderem in Kooperation mit UNICEF ein Schulprojekt unterhalten wird.

Das Modell Todzie besetzt die Rolle eines leichten urban-Bikes mit kräftigem Shimano EP8 Motor und vollwertiger Straßenausstattung, aber ohne Federelemente. Für Gepäck ist ein Taschenhalter vorhanden, dazu Schutzbleche und Seitenständer. Das Modell gibt es mit klassischem Diamantrahmen oder in Trapezform für einen erleichterten Durchstieg. Der Preis liegt bei 4.999 Euro www.myboo.de

Kategorie: City/lasten E-Bike: Metz E-Packr: Ein kompaktes E-Bike für vielfältige Aufgaben

ARTARCO Fotostudio Fürth/METZ

In der Stadt ist die Luft oft dick und das Raumangebot dünn. Große Lastenräder haben große Parkplatzprobleme. Die Gehwege sind oft zu schmal, Fahrradständer oder Bügel passen nicht, auf der Straße ist alles zugeparkt. Beste Voraussetzungen also für die Kompaktklasse. Die Zwanzigzöller mit ihren weit ausfahrbaren Vorbauschäften und Sitzrohren sind nicht nur für Klein und Groß gleichermaßen geeignet, sie haben auch noch in engen Fahrradkellern Platz und genießen meist das Recht, in öffentlichen Nahverkehrsmitteln kostenlos transportiert werden zu können. Aber wie steht es um deren Transportkapazität? Das dachten sich wohl auch die Experten von Metz mobility in Fürth und sannen auf Abhilfe. Herausgekommen ist ein Kompaktrad mit einem einzigartigen Träger-System und 150 Kg Zuladung. Angetrieben von einem selbstentwickelten Aggregat mit 75 bzw. 85 Nm Drehmoment, das im Betrieb sehr leise agiert und einem selbstproduzierten CroMo Stahl-Rahmen, der auch mehr als 180 Kg tragen könnte. Verblüffend einfach geht der Wechsel oder der Tausch der Position der Träger und Körbe vonstatten, es gibt eine Menge Zubehör vom Hundekorb bis zum Kindersitz und auch andere Fixiersysteme können verwendet werden inkl. Anhängerkupplung.

Das Bike ist als Lastenrad zertifiziert und wird von Kommunen mit entsprechendem Förderprogramm meist ko-finanziert. Das Bike gibt es in den Varianten E-PACKR 8.0 mit 8-Gang Nabenschaltung und als Typ 8.E mit stufenlos schaltender Enviolo Getriebenabe fü3.199 bzw. 3.499 Euro. ADAC Mitglieder erhalten auf das Modell 8.E einen Rabatt von 250 Euro. www.metz-mobility.de

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01.07.2022   |  

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