Ralf Gladis, CEO von Computop. Foto: Sonja Och

eMove360° Interview: In Car Payment: Gut vernetzt und sicher

Mit der Tankstelle stirbt auf lange Sicht auch das Kassenhäuschen. Doch durch In Car Payment verlagert sich schon heute das Bezahlen ins Auto. eMove360° spricht für die aktuelle Ausgabe des eMove360° Magazins mit Ralf Gladis, Mitgründer und Geschäftsführer des global tätigen Payment Service Providers Computop, über aktuelle Entwicklungen.

Es wird viel über das selbst fahrende Auto gesprochen, aber was ist eigentlich mit dem selbst zahlenden Auto?

Ralf Gladis: Beide befinden sich mitten in der Entwicklung, haben aber unterschiedliche Bedingungen. Beim selbst fahrenden Auto heißt die größte Herausforderung: Schutz von Leib und Leben der Insassen und anderer Verkehrsteilnehmer. Beim selbst zahlenden Auto dagegen geht es um Schutz vor Betrug und den Datenschutz. Und weil das autonome Fahren völlige Unabhängigkeit von externen Anbindungen bedeutet, kommt es beim Bezahlen gerade auf die Verbindung zu Parkhäusern, Tankstellen oder Ladesäulen an.

Wie sieht denn ein vom Auto initiierter Zahlungsprozess, beispielsweise beim Parken, derzeit aus?

Ralf Gladis: Bei den aktuellen Prozessen zahlt das Auto noch nicht selbst. Vielmehr ist das Zahlungsverfahren, häufig die Kreditkarte, an das Benutzerkonto des Fahrers oder Halters gekoppelt. Ein Beispiel hierfür ist die Kooperation von Mercedes-Benz mit Computop. Über die entsprechende App in ihrem Infotainment-System können Fahrerinnen und Fahrer ein teilnehmendes Parkhaus finden und sich dorthin navigieren lassen.

Am Parkhaus angekommen, hält der Fahrer seine Parkkarte an den Schalter – wo mittels RFID-Funktechnologie die Parkkarte erkannt wird und sich die Schranke automatisch öffnet. Nach Beendigung des Parkvorgangs kann einfach aus dem Parkhaus gefahren werden, denn durch den RFID-Chip erkennt das Parkhaus bei der Ausfahrt den Abschluss des Vorgangs. Im Anschluss wird der Betrag nach der Ausfahrt aus dem Parkhaus auf dem Infotainment-Display angezeigt, von der im Account hinterlegten Karte abgebucht und als Transaktion im persönlichen Profil vermerkt.

Das erfordert ja immer noch den Einsatz einer Parkkarte, auch wenn diese in verschiedenen Parkhäusern genutzt werden kann.

Ralf Gladis: Ja das stimmt, aber schon im nächsten Entwicklungsschritt wird mit der Einführung der Kennzeichenerkennung jegliche Handhabung von Parkkarten obsolet: Dann kann man einfach in das Parkhaus ein- und ausfahren, ohne sich um den Bezahlvorgang für das Parken kümmern zu müssen, da das Fahrzeugkennzeichen mit dem Nutzerkonto und mit der dort hinterlegten Zahlungsart verknüpft ist.

Schauen wir uns einen anderen Use Case an: das Laden. Dabei ist heute häufig eine Auswahl von Apps involviert, aber auch die direkte Kartenzahlung kommt. Wie kann hier eine Verknüpfung mit den Bordsystemen gelingen?

Ralf Gladis: Der einfachste Weg ist sicher die Integration einer App über Services wie CarPlay von Apple. Doch dabei fungiert das Display im Armaturenbrett eigentlich nur als externer Bildschirm, alle Prozesse finden im Smartphone statt. Wie eine native Einbindung aussehen kann, zeigt Mercedes-Benz: Die neueste Technologie ermöglicht jetzt, Zahlungen aus dem Auto heraus ganz nahtlos und ohne Medienbruch zu authentifizieren – nämlich per Fingerabdruck. Für den Identitätsnachweis dient das Fahrzeug als sogenanntes „Trusted Device“ und der Fingerabdruck als biometrischer Abgleich.

Das ist wichtig, weil die Authentifizierung, also der Nachweis zur Berechtigung einer Zahlungsauslösung, bei Online-Zahlungen durch zwei Faktoren geschehen muss: einer Kombination aus Wissen, Besitz oder Inhärenz, also einer persönlichen Eigenschaft. Das Fahrzeug deckt hier den Faktor Besitz ab, weil der Zahlungspflichtige es in seinem Nutzerkonto auf sich registriert hat. Als zweiter Faktor wird die biometrische Erkennung des Fingerabdrucks verwendet.

Das erklärt dann auch, warum es beim Bezahlen mit dem Auto so stark auf die Vernetzung ankommt.

Gladis: Stimmt, besonders wichtig ist bei solchen Innovationen eine branchenübergreifende Zusammenarbeit. Durch die Anwendung von neuesten Technologien und durch die Kooperation mit marktführenden Card Schemes können sich Kundinnen und Kunden auf die Sicherheit ihrer Daten und der Zahlungsabwicklung verlassen. Die Kartendaten der Kundinnen und Kunden werden tokenisiert, also verschlüsselt und die Kartennummer mit einem anonymisierten Platzhalter ersetzt.

Werden sich Verfahren dieser Art auch für andere Dienste im Auto nutzen lassen?

Gladis: Sicherlich. Denken wir zum Beispiel an ergänzende Angebote wie Streamingdienste oder andere App-Services. Warum nicht bald auch Drive In-Restaurants? Das Auto wird zum rollenden Marktplatz und Zahlungsmittel zugleich. Übrigens nicht nur für Kreditkarten: in vielen Ländern erfahren lokale Zahlungsmethoden eine hohe Beliebtheit und sind daher der Akzeptanz von In Car Payment förderlich. Die Prozesse dahinter sind jedoch komplex und über allem steht der Vorbehalt der Sicherheit: Sicherheit beim Fahren, um die Konzentration auf den Verkehr nicht einzuschränken. Und Sicherheit beim Bezahlen, damit die sensiblen Zahlungsdaten nicht in unbefugte Hände geraten und die Zahlungsauslösung durch Unberechtigte zuverlässig verhindert wird.

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