Fahrbericht NIO ET5 Touring: Unterwegs im eMove360° Award-Gewinner

Gelungenes Design, smarte Laderaumdetails, gute Alltags- und Langstreckentauglichkeit und vor allem ENDLICH EIN KOMBI. Für die aktuelle Ausgabe des eMove360° Magazins waren wir mit dem NIO ET5 Touring unterwegs Richtung Südtirol – Von Sabine Metzger

Auf mehr als 250.000 Kilometern hat uns unser alter Diesel-Kombi nie im Stich gelassen, ob bei winterlichen Ausfahrten zum Snowboarden oder zur SUP- oder Wandertour im Sommer. Doch der Diesel muss weg. Auf der Suche nach einem elektrischen Kombi sieht es eher mau aus, E-SUVs, wohin das Auge reicht. Der chinesische E-Autobauer NIO sticht mit einem gelungen designten elektrischen Lifestyle-Kombi NIO ET5 Touring hervor. Designt in München (hier sitzt die NIO-Designschmiede) für den aktiven Lebensstil mit jeder Menge smarter Gadgets im Heck ist er das ideale Fahrzeug für alle, die gerne unterwegs sind.

Überzeugend. Das hat auch die eMove360° Award-Jury überzeugt. Einstimmig wählte sie den ET5 Touring zum Sieger 2023. Vor allem die Designer unter den Juroren, wie Christian Labonte, Manager Design Experience AUDI AG, und Prof. Peter Naumann, Hochschule München FB Industriedesign, honorierten seine perfekten Proportionen, das Fließheckdesign betont seine dynamische Karosseriekontur. Wie die Limousinen-Variante ist er knapp 4,80 Meter lang, 2,18 Meter breit und 1,50 Meter hoch. Ergänzt wurde eine Dachreling mit bis 75 Kilogramm Tragkraft und ein verändertes Heck mit Kombi-Abschluss.

Smart. Der ET5 Touring ist unser Reisebegleiter für einen Wochenendtrip nach Südtirol. Am Freitag verstauen wir die Wanderrucksäcke, Bergschuhe und Koffer im Kofferraum. Sein Volumen liegt bei 450 Liter, weitere 42 Liter kommen unter dem doppelten Ladeboden hinzu, bei vollständig umgeklappten Rücksitzlehnen (dreigeteilt, 40:20:40) summiert es sich auf 1300 Liter. Cool. Den hinteren Teil des variablen Bodens kann man als Laderaumteiler hochkant fixieren. Ausziehbare Laschen mit magnetischer Arretierung und Aufrollfunktion sind hilfreich beim Verstauen der Ladung. Selbst in der elektrischen Heckklappe gibt es ausklappbare Haken für Kleiderbügel. Wassersportler können hier beispielsweise den Neoprenanzug trocknen, Wanderer ihre Funktionsklamotten auslüften. Auch cool. Die Taschenlampe im Laderaum, die man mit einem Klick mit nach draußen nehmen kann.

Wohlfühlen: Aber jetzt hinters Lenkrad des NIO ET5 Touring. Etwas Schwierigkeiten haben wir mit dem Ausfahren der versenkten Türgriffe und dem Öffnen der Türen mit den rahmenlosen Fenstern. Im Innenraum empfängt uns Wohlfühlambiente in warmen Erdtönen. Das Cockpit wirkt klar und aufgeräumt und ist geschmackvoll mit hochwertigen, umweltfreundlichen Materialien ausgestattet. Nichts wackelt oder wirkt billig. Das 12-Zoll-Touch-Display in der Mitte des Armaturenbretts reagiert schnell und verfügt über eine sehr gute Auflösung.

Digital. Zum Marktstart des Touring im September ist eine neue Software-Generation an den Start gegangen. Ausgestattet mit Banyan, dem smarten Digitalsystem, bietet die digitale Ausstattung der zweiten Generation mehr KI-Rechenleistung sowie eine schnellere Grafik- und Multimediaverarbeitung. Etwas gebraucht haben wir für das Einstellen so mancher Funktion, wie der Außenspiegel. Aber da gibt es ja auch noch NOMI, die sympathische Sprachassistentin und künstliche Intelligenz, die entweder auf dem Armaturenbrett thront oder darin versenkt ist (optional nach „User“, sprich Kundenwunsch). NOMI versteht uns fast immer aufs Wort, und so wird es bald kuschelig warme 23 Grad warm, und der untere Rücken massiert…

„Hey NOMI, lass uns nach Sand in Taufers fahren!“

Antriebsstark. NOMI schlägt uns zwei Varianten vor, inklusive Lademöglichkeiten. Südtirol, wir kommen. Es gibt keinen Startknopf, einfach den kleinen Automatikwählhebel nach vorne drücken, aufs Gaspedal steigen und der ET5 Touring gleitet sanft und lautlos über den Asphalt. Wer Lust auf etwas Flugzeug-beim-Start-Feeling hat, kann auch das erleben. Zwei Elektromotoren mit insgesamt 360 kW/490 PS und 700 Nm Drehmoment verteilt auf vier Räder sorgen für gehörig Schub, der die 2,2 Tonnen nach 4,0 Sekunden auf 100 km/h bringt. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 km/h – das ist auf jeden Fall eine Ansage im Elektroautosegment.

Gelassen. Wir schaffen die 200 auf einem feinen geraden Stück auf der A80 zwischen Irschenberg und Rosenheim. Ruhig und gelassen meistert der NIO ET5 die zügige Fahrt. Charmant erinnert uns NOMI dann am Inntaldreieck an die Geschwindigkeitsbegrenzung und sobald wir die Spur nicht exakt halten, kommt ein mahnendes „Bleibe konzentriert“ aus dem Armaturenbrett. An der Raststätte Wörgl schlägt NOMI uns einen Ladestopp beim IONITY-Hypercharger vor. Von max. 300 kW werden 150 kW genutzt. Wir trinken einstweilen einen Kaffee, blättern in Zeitschriften und holen uns die AFINAG-App für den Brenner. Weiter geht die Fahrt.

Aussichtreich. Verschneite Bergriesen strecken sich in den tiefblauen Himmel, ab 1800 Meter Höhe liegt Schnee, unterhalb leuchtet das bunte Herbstlaub, sind die Wiesen noch grün. Das Vollglas-Panoramadach (mit intelligenter Abdunkelung) eröffnet wunderbare Ausblicke. Weniger gut ist der Ausblick nach hinten. Die Heckscheibe ist etwas schmal geraten, was mir etwas Schwierigkeiten beim Rückwärtsfahren bereitet. Ja, die Kameraansicht vorne auf dem Display weist den Weg, aber ich habe auch beim Vorwärtsfahren gerne das Verkehrsgeschehen im Rücken im Blick. In Brixen verlassen wir die A1 Richtung Kronplatz. Langsam dämmert es. Nach gut dreieinhalb Stunden Fahrt erreichen wir entspannt unser Ziel. Das nagelneue, kreisrunde, energieautarke Aparthotel OLM in Sand in Taufers. Hier dürfen wir und der NIO ET5 unsere Akkus laden. Mehr dazu lesen Sie im eMove360° Reisetipp.

Kaufen, mieten, abonnieren. Der Nio ET5 Touring startet bei 47.500 Euro. Die Batterie ist nicht inklusive und kann für 169 Euro im Monat gemietet (75 kWh, 100 kWh für 289 Euro im Monat) werden. Wer sich für den Batteriekauf entscheidet, zahlt 12.000 Euro für die kleinere Version und 21.000 Euro für die 100 kWh-Batterie. Wer den Akku mietet, kann eine NIO Power Swap Station (PSS) nutzen. In wenigen Minuten kann hier ein leerer Akku gegen einen zu 80 Prozent gefüllten getauscht werden. Das Einparken und der Tausch laufen vollständig automatisiert ab. Bisher gibt es sieben PSS in Deutschland, 28 sind es europaweit. 50 weitere Standorte hat Nio sich bereits gesichert. Den NIO ET5 Touring gibt es auch im Abo-Modell. Pro Monat zahlt man dafür 1119 bzw. 1249 Euro und darf ebenfalls die PSS nutzen.

Fazit: Wir sind sicher, der Nio ET5 Touring wird schnell eine große Fangemeinde um sich scharen, dank seines gelungenen Designs, seiner smarten Details und seiner charmanten NOMI und außerdem macht es sehr viel Spaß, ihn zu fahren.

 

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10.01.2024   |  

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