Fahren auf Zeit: Elektromobilität und Carsharing im Alltagstest

Seit einem Jahr erprobt die Universität Hildesheim die Alltagstauglichkeit von Carsharing mit Elektroautos. Nach Feierabend und am Wochenende können Unimitarbeiter die Autos privat nutzen, tagsüber greifen weitere 85 Mitarbeiter auf die Fahrzeuge zurück. Auf den Erfahrungen aus dem „innerbetrieblichen Carsharing” können Pflegedienste, Taxiunternehmen oder Nachbarschaftsverbünde im ländlichen Raum aufbauen.Bild Fahren auf Zeit klein

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität Hildesheim können Elektroautos nutzen – und teilen. Geplant ist, eine Flotte von zehn Fahrzeugen aufzubauen. Derzeit sind fünf Autos – verteilt auf drei universitäre Standorte – im Einsatz. Jeweils eine Person (Tandem-Partner) nutzt das Fahrzeug für den Weg zur Arbeit sowie nach Feierabend und an Wochenenden auch privat. Der Heimweg variiert derzeit von wenigen bis zu 90 Kilometer. Während der Arbeitszeit können die Elektroautos wiederum von weiteren Mitarbeitern der Universität – derzeit sind rund 85 freigeschaltet – kostenfrei für die Wahrnehmung ihrer beruflichen Aufgaben verwendet werden, etwa für Dienstfahrten zwischen den Campus-Standorten und innerhalb der Region. In einer Umfrage gaben zuvor mehr als 90 Prozent der Befragten aus der Uni an, noch keinerlei Erfahrung mit Elektrofahrzeugen gesammelt zu haben.

Eine Arbeitsgruppe um den Betriebs- und Umweltwissenschaftler Professor Helmut Lessing hat diese Form des „innerbetrieblichen Carsharings im Tandem“ entwickelt. Er möchte „Elektromobilität für die Mitarbeiter erlebbar machen”. „Die bisherigen Auswertungen zeigen, dass 88 Prozent aller Nutzer im Durchschnitt nicht mehr als 10 km weit fahren. Viele nutzen die Fahrzeuge, um zum Beispiel zur Domäne Marienburg zu gelangen“, sagt Olexander Filevych, der an der Universität Hildesheim im Bereich Umwelt und Naturschutz studiert hat und nun als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsfeld Elektromobilität und tragfähige Geschäftsmodelle an seiner Dissertation arbeitet.

Über ein Webportal erfolgen die Buchungen, aktuelle Betriebszustände sind dort einsehbar. So sind zum Beispiel an einem Mittwoch Mitte Januar am Mittag alle Fahrzeuge am Hautcampus „gebucht”, an einem Freitag hingegen keines. Am Hauptcampus stehen die Fahrzeuge unter anderem unter einem Solarcarport mit schneller Ladegeschwindigkeit. Online kann man den Speicherverbrauch und Netzbezug einsehen und nachvollziehen, ob gerade Solarenergie erzeugt wird.

Das Projekt ist Teil des Verbundvorhabens „eAutarke Zukunft“. Auf den Erfahrungen können Betriebe mit Flotten – zum Beispiel Pflegedienste, Taxiunternehmen oder Nachbarschaftsverbünde im ländlichen Raum – aufbauen. Derzeit untersucht Helmut Lessing zudem die Entstehung eines energieautarken Wohngebietes am Moritzberg, auch hier kommen Elektroautos zum Einsatz. Über die Prognose von Stromverbräuchen in kleinen Wohnsiedlungen promoviert die Mathematikerin Carola Gerwig. Die Sozialwissenschaftlerin Britta Reinecke erfasst in einer Studie die Akzeptanz der Bewohner für neue Technologien.

www.uni-hildesheim.de

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