Interview mit Hubertus Troska, Vorstandsmitglied der Daimler AG, verantwortlich für China

Mercedes-Benz in China weiter auf der Überholspur – für 2015 zweistelliges Wachstum angepeilt – weitere Investitionen in Forschung und Entwicklung geplant.Bild Daimler China Interview klein

Chinas Wirtschaft wächst seit Jahren kontinuierlich. Insbesondere die weltweite Automobilindustrie profitiert von der enormen Wirtschaftskraft, die im Reich der Mitte vorherrscht. Inzwischen ist China zum weltweit größten Automobilmarkt gewachsen – und das spüren vor allem Premiumhersteller wie Mercedes-Benz. Der Stuttgarter Automobilkonzern befindet auf dem chinesischen Markt auf der Überholspur und verspricht sich auch im kommenden Jahr deutlich über 300.000 verkaufte Einheiten und damit erneut ein zweistelliges Wachstum. In diesem Monat feiert das Unternehmen das Produktionsjubiläum des 500.000sten Mercedes-Benz Pkw in Peking, einer C-Klasse in der Langversion. Rund die Hälfte dieser Fahrzeuge wurde alleine in den vergangenen zwei Jahren gefertigt. Für den China-Vorstand der Daimler AG Hubertus Troska macht das deutlich, wie dynamisch das Wachstum der Marke Mercedes-Benz in China zuletzt war. Hubertus Troska spricht über die Perspektiven des China-Marktes, die strategische Ausrichtung von Mercedes-Benz sowie die Zukunft der Elektromobilität in der Volksrepublik China.
Herr Troska, Sie sind seit zwei Jahren China-Vorstand von Daimler. Was macht für Sie die Faszination des chinesischen Automobilmarktes aus?

Vor 25 Jahren war China im internationalen Vergleich ein relativ kleiner Markt. Letztes Jahr 2013 war er der größte Markt der Welt. Insofern zeigt es die Dynamik einer Volkswirtschaft, die wächst, wo Einkommen wächst und wo Menschen das Bedürfnis und den Wunsch haben, Premiumprodukte zu nutzen. Das Automobil ist sicherlich eine gute Möglichkeit, die eigene Wohlstandsentwicklung jeden Tag erleben zu können.

Mercedes-Benz hat in diesem Jahr in China kräftig zugelegt. Welche Modelle sind gerade auf dem chinesischen Markt wichtig und erfolgreich?

Im Premiumsegment China sind die E-Klasse und die C-Klasse sehr wichtig. SUV, GLK und GLA sind ebenso wichtig, und natürlich sehr beliebt am oberen Ende ist die S-Klasse. Aber auch M-Klasse und GL sind ganz hervorragende Märkte in China.

Wie sehen vor diesem Hintergrund Ihre Prognosen für die Marke Mercedes-Benz in den kommenden Jahren auf dem chinesischen Markt aus?

In 2020 wollen wir als Mercedes-Benz weltweit auf die Nummer Eins vorrücken. Dafür ist es wichtig, dass wir auch in China eine starke Präsenz haben. Die Entwicklung unseres Geschäftes 2014 macht mich sehr zuversichtlich, dass wir auf einem guten Weg sind. Ich glaube 2015 wird ein noch besseres Jahr.

Ein weiterer Faktor, der zu Ihrem Erfolg in China beigetragen hat, ist der Ausbau der lokalen Fahrzeugproduktion. Wie sieht hier die weitere Entwicklung aus?

In 2013 haben wir rund 50 Prozent der in China verkauften Autos lokal gebaut, die anderen 50 Prozent waren importiert. Wir werden wahrscheinlich schon nächstes Jahr und in den Folgejahren rund zwei Drittel der Fahrzeuge, die wir lokal verkaufen, auch lokal produzieren. Das heißt zwei Drittel werden lokal gebaut und ungefähr ein Drittel wird importiert.

Sie haben in dieser Woche die Produktion des 500.000sten Mercedes-Benz Pkw im Werk Beijing Benz Automotive Co. gefeiert. Wie wichtig ist dieser Meilenstein für Daimler in China?

Sehr wichtig. Es zeigt, wie wir in den letzten Jahren gewachsen sind. Wir verkaufen in diesem Jahr über 260.000 Fahrzeuge und insofern streben wir jetzt das millionste, lokal gebaute Auto in einigen Jahren an.

Ein weiteres Signal für das Daimler-Engagement im chinesischen Markt war die Eröffnung des weltweit größten Forschungs- und Entwicklungszentrums in diesem Sommer in Peking. Warum ist dieses neue Entwicklungszentrum so wichtig für Ihr Unternehmen?

Es ist extrem wichtig, in diesem dynamischen Markt mit sehr jungen Kunden Trends zu verstehen, sehr gut zu verstehen, was chinesische Kunden wollen, und dieses dann auch möglichst lokal und flexibel umsetzen zu können. Dafür braucht man eine sehr gute Entwicklungsmannschaft, die auch vor Ort diese Trends erkennt und versteht, hier haben wir investiert. Es gibt ein neues Advanced-Design-Studio in Peking, ein extrem Modernes. Unser Ziel ist es, sehr frühzeitig die Trends zu erkennen, in die Entwicklung unserer Fahrzeuge zu integrieren, sodass alle Produkte, seien sie lokal gebaut oder importiert, voll den Geschmack der chinesischen Kunden treffen.

Welche Rolle spielt China aus Ihrer Sicht was die Etablierung der Elektromobilität angeht?

China hat das Potential, neben dem größten Pkw-Markt allgemein auch in der Elektromobilität der größte Markt der Welt zu werden. Das Jahr 2015 ist ein wichtiges Jahr, in dem es sich zeigen wird, denn jetzt sind einige neue Elektroprodukte, unter anderem unser Densa, auch verfügbar. Die Regularien sind sehr positiv, sehr elektrofahrzeugfreundlich. Jetzt fehlt nur noch eine gute Infrastruktur für Ladestationen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir 2015 einen sehr positiven Trend sehen werden für Elektrofahrzeuge oder auch PLUG-IN-Hybride.

Über Hubertus Troska

Hubertus Troska, Vorstandsmitglied der Daimler AG verantwortlich für China, über das immense Wachstumspotential im chinesischen Automobilmarkt. Der Stuttgarter Autokonzern wird 2015 gemeinsam mit seinem chinesischen Partner BAIC-Motors den Ausbau des Pkw-Produktionsstandortes in Peking konsequent vorantreiben. Im Gemeinschaftsunternehmen werden dazu im kommenden Jahr insgesamt rund vier Milliarden Euro investiert.

www.daimler.com

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11.12.2014   |  

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