Maxwell Philp, Head of Communications & Public Affairs Plugsurfing. Foto: Plugsurfing

Ladeparks statt E-Fuels

Der Mobilitätssektor zählt derzeit als einer der Hauptverursacher für schädliche Emissionen und muss deshalb mit Blick auf die Zukunft transformiert werden. Dabei dürfen E-Fuels keine Rolle spielen, findet Maxwell Philp, Head of Communications & Public Affairs beim Mobilitätsanbieter Plugsurfing und erklärt im aktuellen eMove360° Magazin, was das für unsere Tankstellen und die Mobilitätswende bedeutet.

Tankstellen sind out – gleichzeitig wird die Ladeinfrastruktur für E-Autos in einer Weise ausgebaut, die den Fahrerinnen und Fahrern zeigt, dass die elektrisch betriebenen Fahrzeuge weitaus mehr sind als Autos. Sie sind eine innovative Technologie mit viel Potenzial für die Zukunft.

Der Stellenwert von Elektroautos hat in den letzten Jahren massiv an Fahrt aufgenommen. Noch vor circa zwölf Jahren war Elektromobilität lediglich für die sogenannten Innovators, also die ersten 2,5 Prozent, die eine Innovation adaptieren, ein Grund zur Freude. Mittlerweile hat auch die Bundesregierung erkannt, dass E-Autos für eine nachhaltige Zukunft essentiell sind. Daher rührt auch die Forderung, bis zum Jahr 2030 ganze 15 Millionen solcher Fahrzeuge auf deutschen Straßen fahren zu lassen. Kein Wunder also, dass mit zunehmendem Interesse an dieser Technologie auch die Anzahl der Ladesäulen in Deutschland steigt. Heutzutage enthält das Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur 69.925 Normalladepunkte und 13.261 Schnellladepunkte (Stand Februar 2023). Zum Vergleich: Besitzerinnen und Besitzern von Verbrennern stehen laut Statista mittlerweile nur noch 14.453 Tankstellen zur Verfügung (Stand 2022).

Tankstellen haben ausgedient

E-Autofahrer sind umweltfreundlicher unterwegs als alle, die Verbrenner nutzen. Doch nicht nur der Umweltaspekt der Elektroautos zeigt klare Vorteile gegenüber dem klassischen Tanken auf. Statt an Tankstellen zu fahren, können E-Autofahrerinnen und -Fahrer quasi überall laden: auf dem Parkplatz vor dem Büro, vor dem Supermarkt oder Zuhause.

Das Fahrzeug lädt also, während seine Benutzer gleichzeitig einer anderen Beschäftigung nachgehen und ist wieder fahrbereit, sobald es von A nach B gebracht werden soll. Das Laden funktioniert dabei so ähnlich wie beim Smartphone: Stecker rein und „auftanken”. So müssen sich E-Fahrerinnen und -Fahrer lediglich darüber Gedanken machen, sobald sie eine längere Strecke zurücklegen – etwa während einer Urlaubsreise. Das Laden an öffentlichen Ladesäulen funktioniert ganz einfach über Wechselstrom, der im fahrzeugeigenen Wandler, dem sogenannten OBC, in Gleichstrom umgewandelt wird. Wenn es schneller gehen muss, stehen auch diverse DC-Ladesäulen bereit, mit denen E-Autofahrerinnen und -fahrer bereits Gleichstrom laden. Ein Umwandeln im Auto wird dadurch überflüssig.

Die einfache Ladetechnologie in Verbindung mit den Nachhaltigkeitsvorteilen von Elektrofahrzeugen wird traditionelle Tankstellen in Zukunft überflüssig machen. Eine Alternative sind „Ladestellen” für E-Fahrzeuge – also eine Ansammlung mehrerer Ladesäulen, die an vielbefahrenen Straßen aufgestellt werden. So können auf beliebten Strecken die Wartezeiten auf freie Ladepunkte auf ein Minimum reduziert werden. Mit dieser Entwicklung hätten nicht nur die klassischen Tankstellen „ausgedient”, es wäre auch ein wichtiger Schritt in Richtung eines finalen Verbrenner-Aus getan. Daran ändert auch die aktuelle Debatte nichts, die eine Zulassung von Verbrennern ab 2035 vorsieht, wenn diese ausschließlich mit E-Fuels betankt werden.

E-Fuels gefährden die Transformation des Mobilitätssektors

Doch warum sind mit E-Fuels betankte Fahrzeuge nicht mal für eine Mobilitätssymbiose neben E-Autos geeignet? Es steht fest, dass sich der Mobilitätssektor, der zu den größten Emittenten in Deutschland zählt, schnellstmöglich nachhaltig transformieren muss. E-Fuels sind jedoch teuer – und das wird sich aus Sicht der derzeitigen Prognosen auch nicht so schnell ändern. Zudem sind sie nicht so umweltfreundlich wie oft kommuniziert – schließlich stoßen sie das CO2, das zuvor für die Herstellung für deren Produktion beispielsweise aus der Luft entnommen wurde, beim Fahren auch wieder aus. Dadurch bleibt der Kohlenstoffdioxidgehalt in unserer Atmosphäre gleich. Eine wirkliche Reduktion von CO2-Emissionen kann hingegen nachweislich durch Elektromobilität erreicht werden. Und auch, wenn es um den Stromverbrauch geht, liegen die E-Autos vorne: Sie benötigen lediglich ein Fünftel des Strombedarfs von Verbrennern, die mit E-Fuels betankt wurden.

Die Gesellschaft muss umdenken!

Ob Diesel, Benzin oder E-Fuels – Tankstellen bieten keine Optionen für zukunftsträchtige Mobilitätslösungen und sind somit ein Gegner der Mobilitätswende. Um die ambitionierten Klimaziele und eine Dekarbonisierung des Mobilitätssektors zu erreichen, müssen mehrere Faktoren berücksichtigt werden. Zum einen muss sich die Politik auf eine klare Strategie festlegen, statt in regelmäßigen Abständen auf vermeintliche Lösungen umschwenken, die oftmals klaren wirtschaftlichen Interessen geschuldet sind. Zum anderen darf aber auch die Relevanz der Gesellschaft nicht unberücksichtigt bleiben. Mobilität ist in vielen Ländern, so auch in Deutschland, ein Grundbedürfnis. Es ist wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger über nachhaltige sowie umweltbelastende Mobilitätslösungen informiert werden. Gleichzeitig trägt aber auch jedes Individuum eine Verantwortung, die eigenen Verhaltensweisen kritisch zu hinterfragen. Ein kollektives Umdenken wird jedoch Zeit kosten. Jeden Tag zeigt uns Social Media, wie schnell wir uns an Veränderungen anpassen können. Wünschenswert wäre, dass wir diese Fähigkeit auch auf unser Mobilitätsverhalten übertragen können.

Der Autor Maxwell Philp ist Head of Communications & Public Affairs beim Mobilitätsanbieter Plugsurfing.

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31.01.2024   |  

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