Birò, der nur ein Viertel des Stellplatzes eines üblichen Autos belegt, passt in die kleinste Lücke. Foto: ESTRIMA

Mikromobilität: Das bringen elektrische Kleinst-Fahrzeuge für Kommunen

Große Entlastung und sinnvolle Ergänzung: Elektrische Kleinst-Fahrzeuge wie Birò, Microlino, Microletta lassen sich problemlos in Sharing-Projekten unterbringen und können zu einer wichtigen Säule in der Verkehrsinfrastruktur werden

Ein Gastbeitrag von Thomas Joos aus dem aktuellen eMove360° Magazin

Die Verkehrswende ist in aller Munde. Wir alle wollen in Zukunft schneller, nachhaltiger, sicherer und dabei so flexibel wie möglich reisen und unsere Ziele nah und fern zuverlässig erreichen. Unsere Städte und deren Bewohnerinnen und Bewohner leiden unter immer mehr Verkehr. Es müssen Lösungen her, die unsere Mobilität erhalten, unter Umständen sogar verbessern und gleichzeitig nachhaltiger sind. Dabei gibt es zahlreiche Konzepte und Möglichkeiten, die dabei helfen – dazu gehört auch die E-Mikromobilität.

Um schneller voranzukommen, nutzen viele Menschen noch immer das Auto. Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ist in großen Städten zwar gut ausgebaut, dafür aber dennoch überlastet und in vielen Fällen nicht ausreichend, weil es nicht überall Haltestellen gibt. Viele Menschen drängen sich stark frequentierten Strecken eng aneinander, was zu Zeiten der Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren durchaus ein öffentlich bekannteres Problem geworden ist. Neben Corona übertragen sich in voll besetzten Bussen und Bahnen aber auch andere Krankheiten, die aktuell nicht im Fokus stehen. Corona hat viele Berufstätige und Schüler dazu bewegt, mit Leihrollern zur Arbeit oder zur Schule zu fahren, aber auch – wieder verstärkt – mit dem eigenen Auto.

Zugleich sind in ländlichen Kommunen viele Orte durch den ÖPNV nur schwer zu erreichen, und die Taktzahlen von Bussen und Bahnen reichen in den allermeisten Fällen nicht aus. Hier muss eine Lösung für uns alle her, vor allem für die „Letzte Meile“ der Mobilität. Wo heute das Auto zum Einsatz kommt, können morgen schon E-Mikrofahrzeuge eine sinnvolle Ergänzung sein. Hier können Kommunen oder Unternehmen unterstützen, indem sie über Sharing-Plattformen den Bürgern Fahrzeuge zur Verfügung stellen, mit denen sie zwischen Haltestellen oder Ortschaften reisen können, ohne auf das Auto zu setzen.

E-Bikes, Pedelecs und E-Roller erleben seit Jahren einen Boom, sind aber nicht für alle Einsatzzwecke der Mobilität geeignet. Wer seine Einkaufstüten mit dem E-Roller und bei Regen oder Schnee transportiert, hat nicht viel Freude dabei und erhöht auch noch deutlich das Unfallrisiko. Inzwischen gibt es aber einige flexible Alternativen, dazu gehören unter anderem auch die Leichtelektromobile.

Es gibt bereits interessante Alternativen zu E-Rollern

Elektrische Kleinstfahrzeuge können Autos und den ÖPNV nicht ersetzen, sie sollen aber Lücke schließen, und den einen oder anderen Autofahrer davon überzeugen, bei einigen Strecken das Auto in der Garage zu lassen und besser auf ein E-Mikrofahrzeug zu setzen. Der ÖPNV lässt sich optimal mit elektrischen Kleinstfahrzeugen ergänzen, um Bürgerinnen und Bürger flexibler zu transportieren. Es geht darum, Lücken in unserer Mobilität mit effektiven, günstigen und nachhaltigen Konzepten zu schließen. Dabei muss es sich nicht immer um E-Roller handeln. Es gibt weitere Konzepte, die den Bereich der elektrischen Kleinstmobilität noch weiter voranbringen. Das E-Mikrofahrzeug Birò des italienischen Herstellers Estrima ist zum Beispiel ein 4-Rad-Elektro-Leichtfahrzeug mit Sitzen für zwei Personen, Türen und Fenstern.

Der Birò fährt sich grundsätzlich wie andere 4-rädrige-Fahrzeuge im Sitzen und ist eine gute Möglichkeit, in Ortschaften kurze Strecken zu überbrücken. Das Fahrzeug hat eine Reichweite von bis zu 100 km mit einer Akkuladung, was in vielen Kommunen ausreicht. Auch ein transportabler Akku, der sich unkompliziert an jeder Haushaltsteckdose wiederaufladen lässt, steht zur Verfügung. Dazu kommt eine maximale Geschwindigkeit von bis zu 60 km/h, um im fließenden Verkehr mithalten zu können. Dabei verbraucht er auf 100 Kilometer nur vier bis fünf Kilowatt.

Wer Angst um seine Sicherheit hat, sollte wissen, dass Estrima seine Wurzeln in Sicherheitskabinen für landwirtschaftliche und industrielle Fahrzeuge hat. Der Birò ist mit einem Stahlrohrrahmen und vier Scheibenbremsen ausgestattet und bietet einen allwettertauglichen Einsatz. Dazu kommt eine 345-Grad-Rund-um-Sicht.

Auf einen PKW-Parkplatz passen übrigens vier Birò. Überfüllte Parkhäuser und Innenstädte lassen sich mit diesen Fahrzeugen daher nachhaltig entlasten. Wer mit dem Birò einkauft, kann bis zu 300 Liter in den Stauraum unterbringen. Solche Fahrzeuge sind daher ideal für das Einkaufen in der Stadt geeignet und dem Auto eher deutlich überlegen, wenn es um kurze Fahrten geht. Weitere Fahrzeuge von diversen Herstellern sind in der Planung. Beispiele dafür sind der Isetta-Klon Microlino oder der dreirädrige E-Scooter Microletta.

Günstig und flexibel von Ort zu Ort: Dabei helfen elektrische Kleinfahrzeuge

Elektrische Kleinfahrzeuge sind günstig, haben genügend Reichweite, um zum nächsten Ort zu gelangen und sind zudem schnell aufgeladen. Es zeigt sich bereits am Beispiel von E-Rollern, dass Mikrofahrzeuge eine Säule der Mobilität werden, die in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird, vor allem für die „Letzte Meile“ der Mobilität, also von Haltestellen, Parkplätzen, dem Arbeitsplatz oder von zu Hause zum nächsten Knotenpunkt oder sogar zum eigentlichen Ziel.

Die Nachteile der Mikrofahrzeuge sind derzeit vor allem noch die überall unsachgemäß abgestellten E-Roller, die Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung und das noch nicht optimal umgesetzte Laden der Akkus. Bereits seit 2019 gibt es mit der Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (eKFV) jedoch eine gesetzliche Grundlage für den Einsatz dieser Fahrzeuge. Dem Einsatz steht also nichts mehr im Wege, entsprechende Versicherungen für die Fahrzeuge stellen ebenfalls kein Problem dar.

Car-Sharing-Konzepte sind auch auf elektrische Kleinstfahrzeuge ausdehnbar

Das Beispiel Birò zeigt, dass auch Leichtfahrzeuge in Städten und Kommunen umfassende Möglichkeiten bieten, von denen Bürger deutlich profitieren können. Diese Fahrzeuge sind natürlich vollumfänglich Car-Sharing-geeignet, so dass sie sich leicht in bestehende Flotten integrieren lassen. Auch Werbezwecke sind mit den Leichtfahrzeugen denkbar. Neben dem öffentlichen Straßennetz kann das emissionslose Fahrzeug auch in Innenräumen wie Messehalten oder Unternehmensstandorten zum Einsatz kommen.

Auch an Park & Ride-Parkplätzen ermöglichen solche Fahrzeuge, dass Autos am Rand der Städte stehen bleiben und kleine, schlanke, emissionslose Fahrzeuge die Fahrt zum Ziel in der Kommune ermöglichen. Das entlastet Städte deutlich von Emissionen und schlussendlich auch uns alle. Das Deutsche Zentrum für Raum- und Luftfahrt (DLR) hat in einer Studie festgestellt, dass sich in Deutschland durch den Einsatz von elektrischen Leichtfahrzeugen bis zu 40 % Prozent der Emissionen pro Jahr eingespart werden können. Das wären pro Jahr 57 Millionen Tonnen weniger Emissionen. Die Studie kommt auch zu dem Ergebnis, dass die Hälfte der in Deutschland mit Pkw gefahrenen Kilometer theoretisch auch mit elektrischen Leichtfahrzeugen bewältigt werden können (www.dlr.de)

Zudem lassen sich Kosten einsparen, da der typische Stop & Go-Verkehr in Innenstädten sehr hohe Verbräuche bei Autos verursacht, was bei aktuellen Benzinpreisen schnell teuer werden kann. Elektrische Kleinstfahrzeuge helfen Pendlern und Schülern dabei, schneller und einfacher ans Ziel zu kommen. Über eine digitale Vernetzung lassen sich die Verbindungen noch mehr beschleunigen und optimieren, da die Fahrzeuge untereinander Daten austauschen und über ein Netzwerk auch vor Staus, Unfällen und anderen Gefahren warnen können.

Vorausschauende Stadtplanungen werden diese auf die Zukunft ausgerichteten Fahrzeuge berücksichtigen, Strecken, Abstellflächen sowie Parkplätze entsprechend gestalten, da diese Mobilität das Leben in den Städten nachhaltig verbessert. Wenn etwa elektrische Kleinstfahrzeuge nicht wild abgestellt, sondern sich in durchdachten Stellflächen parken lassen, werden auch mehr Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit diese neue Transportmöglichkeiten nutzen.

Fazit

Bei der Verkehrswende sind elektrische Kleinstfahrzuge nicht mehr wegzudenken. Fahrzeuge wie Birò, Microlino, Microletta lassen sich problemlos in Sharing-Projekten unterbringen und können zu einer wichtigen Säule in der Verkehrsinfrastruktur werden. Dabei geht es nicht um das Ersetzen von Auto oder ÖPNV, sondern um die sinnvolle Ergänzung und dem Schließen von Lücken. Auch Optimierungen im Nahverkehr sind mit Elektro-Leichtfahrzeugen umsetzbar. Eine tragende Rolle dabei spielen die Städte und Kommunen, da diese bei der Verkehrsführung und -Planung dabei helfen können, ihre Verkehrsprobleme nachhaltig zu lösen.

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22.09.2022   |  

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