Polestar-Deutschland Geschäftsführer Alexander Lutz im Interview: „Als Leitstern wollen wir den Wandel der Autoindustrie bewusst vorantreiben“

Die schwedische elektrische Performance Marke hat die ersten Polestar 2 Modelle an Kunden in ganz in Deutschland übergeben. Alexander Lutz, Geschäftsführer Polestar Deutschland, sprach mit uns über die Strahlkraft der jungen Marke, das Thema nachhaltige Produktion und wie in den Polestar-Spaces die Begeisterung für das Thema E-Mobilität geweckt werden soll.

 Wer verbirgt sich hinter Polestar?

Alexander Lutz: Polestar ist die elektrische Performance Marke der Volvo Car Group und der Zhejiang Geely Holding. Hierbei profitieren wir enorm von technischen und technologischen Synergien in Verbindung mit Volvo Cars und dadurch von erheblichen Skaleneffekten und bald hundert Jahren Automobilbauerfahrung. Diese erleichtern uns die Entwicklung, das Design und die Produktion von leistungsstarken Elektrofahrzeugen unter eigenständiger Marke, die wir ab diesem Jahr auf den deutschen Markt bringen. Die Auslieferung unseres ersten vollelektrischen Modells hat soeben begonnen.

Der Name „Polestar“ ist bewusst gewählt. Als Leitstern wollen wir den Wandel der Autoindustrie bewusst vorantreiben. Wir fokussieren uns hierbei auf skandinavisches Design, innovative Technologie und das Thema Nachhaltigkeit, das für uns mehr ist als nur der reine elektrische Antriebsstrang. Wir haben vor Kurzem eine Abteilung gegründet, die dieses wichtige Thema auf höchster Eben vorantreibt.

Wann fiel Entscheidung zu vollelektrischem Modell Polestar 2?

Lutz: Mit der Entscheidung Polestar als eigenständige Elektro-Performance-Marke zu etablieren. Wir sind überzeugt davon, dass Elektrofahrzeuge die Zukunft sind und wir so einen Beitrag zu einer grüneren Zukunft liefern. Bisher gab es im Premiumbereich zwischen 40.000 und 60.000 Euro kaum Angebot, während die Nachfrage deutlich steigt. Dies haben wir frühzeitig erkannt und sind angetreten, zu beweisen, dass Elektromobilität kein Kompromiss oder Alternative ist, sondern vor allem eins bedeutet: Fahrspaß.

Polestar 2: Was zeichnet ihn aus?

Lutz: Polestar 2 ist ein leistungsstarkes, hochwertiges und innovatives Elektrofahrzeug. Die Fließheck-Limousine bietet mit 470 Kilometern kombinierte Reichweite nach WLTP, 408 PS, 660 Nm Drehmoment und eine 78kw Batterie zum Launch. Allein das schreit bereits Performance, kombiniert mit einzigartigem skandinavisch minimalistischem Design. Dank unserer Verbindung zu Volvo ist es zudem ein absolut hochwertiges Fahrzeug. Die Erfahrung im Fahrzeugbau zeigt sich anhand der hohen Qualität bei der Verarbeitung. Unsere Wurzeln im Tuning-Bereich ermöglichen es uns ein wirkliches austariertes Fahrwerk zu entwickeln. Zugleich arbeiten wir mit Google als den Experten für künstliche Intelligenz zusammen und sind das erste Fahrzeug weltweit mit Google Android basierten Infotainmentsystem. Dadurch bieten wir Google Assistant für die Sprachsteuerung und Google Maps als Navigationssystem serienmäßig an und der Kunde kann auf eine stetig wachsende Anzahl von Apps zugreifen. Die Kombination aus erfahrener Automobilproduktion, hochqualitativen Komponenten wie Öhlins, Brembo, Abstimmung von Experten aus dem Rennsport Bereich und Software die sich stets weiterentwickelt macht Polestar 2 zum stimmigsten Auto der Welt. Ein Gesamtpaket das seinesgleichen sucht, vor allem zu einem sehr attraktiven Preis von 48.440 Euro bereits abzüglich der derzeitigen Förderungen.

Wo wird der Polestar 2 gefertigt?

Lutz: Die Produktion von Polestar 2 ist Anfang des Jahres planmäßig trotz der Pandemie in Luqiao, China, gestartet. Das Werk wird von Volvo Cars betrieben und hat über 600.000 Autos auf unserer CMA Plattform produziert. Es ist ein Beispiel dafür, wie Polestar vom Know-how seiner Mutterunternehmen profitiert und Synergien schafft. Hier läuft unter anderem auch der XC40 vom Band, mit dem wir uns eine Plattform teilen. Die jahrelange Erfahrung in der Produktion sichert einen hohen Standard bei den Produktionsabläufen und der Qualität der Fahrzeuge.

Wann beginnt die Auslieferung?

Lutz: Die Auslieferung der ersten Fahrzeuge hat gerade in Deutschland begonnen. Für uns ein großer Meilenstein als junge Marke, auf den wir sehr stolz sind und als Team lange drauf gewartet haben. Wir haben mit großem persönlichen Einsatz trotz der Pandemie unser Lieferversprechen eingehalten und sind einer der wenigen Hersteller, der weiterhin lieferfähig ist. So können wir gerade noch die Auslieferung in 2020 garantieren, so dass man von der Mehrwertsteuersenkung zusätzlich zu den Förderungen aus dem Konjunkturpaket profitiert.

Halten Sie den Zeitpunkt für günstig? Hoffen Sie durch die erhöhten Prämien beim Kauf eines Elektroautos auf eine besonders große Nachfrage?

Lutz: Wir hoffen nicht nur darauf, wir sehen es deutlich. Das Timing könnte für unseren Launch nicht besser sein. Das liegt zum einen natürlich an den Prämien, mit denen unsere Regierung das absolut richtige Zeichen hin zu zukunftsgerichteter, nachhaltiger Mobilität gesetzt hat. Aber auch daran, dass die Kunden gerade umdenken und offen für Elektromobilität sind. Elektrofahrzeuge sind die Zukunft, davon sind wir schon lange überzeugt, und wer das einmal schon auf wenigen Kilometern erlebt hat, versteht ganz schnell, wie überlegen die Technologie gegenüber die eines Verbrenners ist.

Polestar Spaces sind als Schnittstelle zwischen digitalen und stationären Handel gedacht? Wie kann man sich Polestar-Spaces vorstellen?

Lutz: Die Polestar Spaces verbinden diese zwei Welten perfekt. Wir vertreiben unsere Fahrzeuge ausschließlich online. Dennoch sind wir uns bewusst, dass die Konsumenten mit uns als Marke in Kontakt treten wollen, die Fahrzeuge physisch sehen und erleben wollen. Dies ist im Polestar Space möglich. Geschulte, kommissionsfreie Experten beraten nicht nur zum Auto, sondern auch zum Thema Elektromobilität. So nehmen wir nicht nur den Verkaufsdruck raus, sondern können vor allem einen Beitrag zur Aufklärung und Umdenken leisten. Unser Wunsch ist es, Begeisterung für das Thema E-Mobilität zu wecken. Wir wollen eine Erfahrung erschaffen, die Spaß macht, ein Erlebnis. Daher nennen wir die Spaces intern E-Mobilität Erlebniscenter.

Unsere Spaces sind bewusst in den Innenstädten, um es Menschen einfach zu machen mit uns zu interagieren und möglichst viele Menschen willkommen heißen zu können. Durch das zurückhaltende Design, das eher an eine Kunstgalerie erinnert als ein klassisches Autohaus wirken wir einladend und stellen unsere Design-Meisterwerke aus – unsere Autos.

Wir arbeiten zudem mit lokalen Partnern aus dem Volvo Netzwerk zusammen, die unbezahlbares Know-how mitbringen, solch eine Fläche zu betreiben, und einen hohen Service und Beratungsstandard zu sichern, wie wir es als Premium Marke anstreben.

Warum Düsseldorf erster Polestar-Spaces?

Lutz: Düsseldorf liegt im Herzen von NRW und damit in einem Bevölkerungsdichten Standort. Die Affinität von Autos ist extrem hoch, auch im Umkreis. Und die Stadt tut bereits viel, um Elektromobilität zu fördern, sei es durch kostenfreie Parkplätze für Elektroautos oder die Umweltspur. Nicht zuletzt haben wir mit Moll direkt einen sehr starken Partner vor Ort und haben die richtige Location an der Berliner Allee in unmittelbarer Nähe zur Kö und den Einkaufsstraßen gefunden, die uns begeistert hat. Als Unternehmen mit Sitz in Köln ausgerechnet in Düsseldorf den Startschuss zu legen, ist sicherlich ungewöhnlich. Aber wir wollen genau das sein: Anders.

Sind weitere geplant? Welche Kriterien sind wichtig bei der Standortwahl für Polestar Spaces?

Lutz: Bis Ende des Jahres sollen sechs weitere Spaces entstehen in den größten Städten in Deutschland mit Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt, Stuttgart und München. Hier sehen wir das größte Potenzial, um Aufmerksamkeit zu erzeugen und die höchste Nachfrage nach Elektrofahrzeugen. Alle Spaces werden bewusst in der Innenstadt liegen und Platz für zwei bis drei Fahrzeuge bieten, sowie eine komfortable Anbindung für eine Probefahrt vor Ort haben.

Ist Polestar als Marke bei den Kunden bereits angekommen?

Lutz: Absolut. Die Marke hat eine enorme Strahlkraft. Unsere Events und Probefahrten in unseren Test Drive Hubs waren innerhalb von Minuten für die ersten Wochen ausgebucht. Wir haben einen eigenen Fanclub (Polestar.fans), der absolut für die Marke brennt und mit unglaublicher Leidenschaft jeden Schritt von uns verfolgt und uns unterstützt. Die Spaces werden uns weiter dabei unterstützen, die Marke bekannt zu machen. Wir werden immer unabhängiger von Volvo auftreten und uns als eigenständige Marke etablieren. Das Potenzial von Polestar ist dabei unglaublich groß, gerade durch den hohen Wiedererkennungswert aufgrund des klaren, gradlinigen Designs bei all unseren Berührungspunkten. Daher wurden wir gerade auch als Marke des Jahres mit dem renommierten Red Dot Award ausgezeichnet. Gemessen an unserer Größe sorgen wir für viel Wirbel in der Industrie. Wir werden zurecht gerade von vielen, auch von unseren Wettbewerbern beobachtet.

Was verbirgt sich hinter Precept-Studie?

Lutz: Polestar Precept ist eine Studie, die wir nur zu gerne zum Genfer Autosalon vorgestellt hätten. Das Studienfahrzeug ist richtungsweisend für die weitere Entwicklung unserer Marke im Bereich Design, Technologie und Nachhaltigkeit – ein Thema, das uns besonders am Herzen liegt. Daher ist der Innenraum komplett aus recycelten, natürlichen, nachhaltigen Materialien entwickelt. Wie Flachs für die Verkleidung, wodurch wir Plastik reduzieren, recycelte Fischernetze und Pet-Flaschen für die Sitze. Precept ist unsere Absichtserklärung. Wir wollen keine realitätsferne Theorie zeigen, sondern eine realistische, nahe Zukunft. Wir gehen neue Wege und zeigen unserer Industrie Möglichkeiten für eine nachhaltige Produktion der Autos auf.

Zukunftsvisionen von Polestar? Sind weitere Voll-Elektroautos geplant?

Lutz: Ich kann natürlich noch nicht zu viel verraten, aber wir werden weiterhin für Aufsehen sorgen. Wir haben bereits angekündigt, dass Polestar 3 ein aerodynamische Elektro SUV sein wird. Wir bauen auch das Angebot unseres erfolgreichen Polestar 2 weiter aus, z.B. mit einer kleineren Batterie, um E-Mobilität für die Öffentlichkeit noch erschwinglicher und zugänglicher zu machen. Das ist aber nur der Anfang – Polestar wird über viele Jahre spannend sein!

Hinweis der Redaktion: Das komplette Interview finden Sie im aktuellen eMove360° Magazin – druckfrisch und als PDF zum downloaden: https://www.emove360.com/de/emove-magazin/

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21.09.2020   |  

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