Der Ladeanschluss ist vorne links. Sabine Metzger beim Laden am EnBW-Schnellladepark in Unterhachimg

eMove360° Fahrbericht: Aiways U5 – solides Raumwunder aus China

Aiways…. fragend sehen mich Kollegen und Freunde an als ich von meiner geplanten Tour mit dem Aiways U5 erzähle. Nein, es handelt sich nicht um einen Kaugummi, sondern um ein Mittelklasse-SUV aus China im BMW-iX3- oder Mercedes-EQC-Format. Die Elektroautomarke eines chinesischen Start-ups mit Hauptsitz in Shanghai wurde erst vor fünf Jahren gegründet und feierte bereits 2020 Premiere auf dem europäischen Markt – als erste chinesische E-Automarke überhaupt. Deutschland hat sich seitdem zum stärksten Absatzmarkt entwickelt.

Anfang August hole ich in der europäischen Aiways-Vertretung in München meinen Testwagen ab und schaue, was der Newcomer aus China alles kann. So viel vorweg: Er macht Spaß, bietet irre viel Platz, ist solide gebaut und mir gefällt auch die Optik – vor allem das minimalistische Interieur.

Großzügig: Serienausstattung

Die Zeiten scheinen vorbei, als aus China qualitativ minderwertige Fahrzeuge kamen. Der Aiways U5 – das XCITE-Modell gibt es ab 36.677 Euro (inkl. aller Förderungen: 30.677 Euro), die Prime-Variante für 42.567 Euro (36.567 Euro) – ist solide gebaut, Ausstattung und Materialien sind hochwertig. Auch die Spaltmaße genügen anspruchsvollen Autokennern. Für die Premium-Version unseres Testwagens gibt es teillederbezogene Türen, Klavierlack auf der Mittelkonsole, Ledersitze, Panoramaschiebedach und die kontaktlose Steuerung der Heckklappe im Serienpaket. Auch die Assistenzsysteme lassen keine Wünsche offen: Adaptive Geschwindigkeitsregelung mit Stop-and-go, Notbremsassistent, Vorwärtskollisionswarnung, Spurverlassen-, Spurhalte- und Fernlichtassistenten, Schildererkennung, Totwinkelwarnung – selbst ein Parkassistent samt Warnung vor dem rückwärtigen Querverkehr gehören dazu. Optisch gefallen mir seine stromlinienförmige Silhouette und ästhetische Details wie abgesenkte Türgriffe und der luftleitende Spoiler, die zudem für eine bessere Aerodynamik sorgen.

Fehlanzeige: Navi, Handschuhfach und Head-up-Display

Allerdings verzichen die Macher aus China auf ein Head-up-Display, an das man sich fast schon gewohnt hat. Außerdem gibt es kein Navigationssystem. Schließlich habe heutzutage jeder ein Smartphone mit einem aktuellen Navigationssystem bei sich, erklärt der Hersteller. Einfach das eigene Smartphone per Kabel mit dem Bediensystem verbinden und los geht‘s. Damit kann man bestens leben. Etwas ungewohnt ist allerdings das fehlende Handschuhfach. Als Ersatz dienen zwei, an der Konsole montierte Haken, die an Handtuchhaltern im Bad erinnern. Ablagen gibt es aber in der Mittelarmlehne. Davor befinden sich zwei Becherhalterund auch unterhalb der Mittelkonsole lassen sich ebenfalls einige Sachen ablegen.

Smart ist die Idee mit dem kleineren, zusätzlichen und in der Neigung verstellbaren Touch-Pad, der ausschließlich für die Steuerung der Belüftung/Klimaanlage/Heizung dient. Neben drei kleinen Anzeigen hinter dem Lenkrad schwebt ein großer Touchscreen in der Mittelkonsole, über den sich diverse Funktionen bedienen und einstellen lassen. Ich hatte anfangs etwas Schwierigkeiten zu den wichtigen Bedienfunktionen zu gelangen.

Gelassen bis schaukelig: Fahrgefühl

Der Aiways U5 hat mit 4,68 Meter Länge ungefähr das Format eines BMW-iX3 oder Mercedes-EQC. Er wiegt gerade mal 1,8 Tonnen. Der von Aiways selbst entwickelte permanent magnetische Elektro-Synchronmotor überträgt maximal 204 PS und 310 Nm an die Vorderräder. Der 63-kWh-Lithium-Ionen-Akku kommt vom größten chinesischen Hersteller CATL. Von Null auf 100 km/h geht es in 7,7 Sekunden, bei 160 km/h ist er abgeregelt. Spurrinnen oder seitlich abfallende Fahrbahnen bringen den U5 kaum aus der Ruhe. Etwas gewöhnen musste ich mich an die Dosierung der Bremse. Über das Menü auf dem großen Tochscreen lässt sich zwischen drei Rekuperations-Modi wählen. Ebenfalls gibt es drei Fahrmodi (eco-normal/sport) zur Wahl. Ruhig ist sein Fahrverhalten bei gemäßigten Geschwindigkeiten, bei höheren Geschwindigkeiten auf der Autobahn hatte der U5 eine leichte Schaukelneigung.

Verdeckt und leicht erreichbar: Ladeanschluss

Der Ladeanschluss versteckt sich hinter einer Blende unterhalb des linken Frontscheinwerfers. Mir gefällt es, bequem vorwärts an einer öffentliche Ladestation anzudocken statt bisweilen kompliziert rückwärts in eine Lücke hinein zu manövrieren, wie es bei vielen Konkurrenten nötig ist, die den Ladeanschluss hinten platziert haben. Offiziell gibt Aiways die Reichweite mit knapp über 400 Kilometer an. Außerdem ist er mit bis zu 90 kW zu laden. Bei unserer sommerlichen Testfahrt und Überland-Autobahn-Stadtkombi waren 340 Kilometer realistisch. Wir laden an der EnBW Schnelladepark in Unterhaching bei München mit knapp 70 kW. Die Aiways-Gibt man in die Aiways-App sein Fahrziel ein, wird die Route samt Ladestationen auf dem Smartphone angezeigt.

Vertrauen hat man in die eigene Qualität: Erst nach 100.000 Kilometern bzw. 36 Monaten ist ein Service fällig. Service und die Wartung übernehmen A.T.U. Auch gibt es kein klassisches Händlernetz. Den Vertrieb übernimmt der Elektronikhändler Euronics. Bestellt werden kann das Fahrzeug ausschließlich über die Internetplattform des Herstellers.

Ausgezeichnet: Primus in Sachen Platz

Der 4,68 Meter lange, 1,87 Meter breite und 1,7 Meter hohe Aiways U5 bietet viel Platz im. Vorne und hinten können Personen bis 1,90 Meter Körpergröße bequem sitzen, ohne mit Kopf anzustoßen. Auch die Beinfreiheit hinten ist auffallend großzügig. Der Kofferraum des U5 fasst in normaler Konfiguration 496Liter. Cool ist das clevere Sitzkonzept: Mit einem Handgriff ist die hintere Sitzlehne umgeklappt, mit einem weiteren die zugehörige Sitzfläche per Umlenkung hochkant an der Rückseite des Vordersitzes platziert – voilà  – entstanden ist eine flache Rückfläche – ideal für Transporte oder um auch mal darin zu übernachten – Matratze rein und gut ist.

Ausblick: U6 SUV-Coupé

Aiways hat verkündet, jedes Jahr ein neues Elektroauto-Modell auf den europäischen Markt zu bringen. Dr. Alexander Klose, Executive Vice President of Overseas Operations bei Aiways, erklärt: „Die Kundennachfrage nach Elektrofahrzeugen in Europa steigt und die Verkaufszahlen für den Aiways U5 SUV haben angezogen. Unser solides Vertriebsnetzwerk verleiht uns hier einen Vorteil gegenüber vielen Mitbewerbern, die sich erst noch eine Präsenz im Markt erarbeiten müssen. Wir freuen uns schon darauf, unsere europäischen Marktanteile in den kommenden Jahren weiter auszubauen, ganz besonders mit der Einführung unseres neuen U6 SUV-Coupé.“

Fahrbericht von Sabine Metzger

Die Technischen Daten und was der Aiways U5 als Mikrocamper taugt, lesen Sie im aktuellen eMove360° Magazin. Hier kostenlos downloaden. Für die Bestellung der Printversion genügt eine Email an sabine.metzger@emove360.com.

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15.09.2022   |  

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