Für die aktuelle Ausgabe des eMove360° Magazins, Fachzeitschrift für Elektromobilität und Autonomes fahren, hat Sabine Metzger den EQS SUV 580 getestet – ausgiebig auf einem 845 Kilometer langen Roadtrip von München in die südliche Toskana, genauer nach Porto Santo Stefano.
Normalerweise zählen die Großen nicht unbedingt zu meinen Favoriten. Zu wuchtig, zu kastig, zu groß eben. Doch obwohl der EQS SUV 5,12 Meter lang und ohne Außenspiegel fast zwei Meter breit ist, wirkt er nicht übergroß, sondern gefällig. Auch das schnörkellose, schlichte Design begeistert mich. Den Mercedes-Benz-Designern ist ein echtes Kunststück gelungen. Nur im direkten Vergleich neben anderen Fahrzeugen, beim Rangieren in einem engen Parkhaus oder beim Cruisen durch die engen Gassen unseres Urlaubsorts Porto Santo Stefano, wird deutlich, welche Ausmaße der EQS SUV eigentlich hat.
Im Innenraum ist reichlich Platz für Fahrer, Beifahrer und alle Insassen, egal, welcher Körpergröße. Der EQS SUV ist ein perfekter Reisegleiter für die ganze Familie. Das Kofferraumvolumen kommt auf 645 Liter, variiert man die Position der zweiten Sitzreihe, steigt es auf großzügige 880 Liter an. Klappt man die Rücksitzbank um, stehen sogar 2100 Liter zur Verfügung. Und faltet man im Kofferraum die zwei zusätzlichen Sitze aus dem Boden, können gar bis zu sieben Personen mit an Bord gehen. Wir sind zu zweit, haben aber reichlich Gepäck für fünf Tage in Bella Italia eingepackt – außerdem sind wir auf der Rückfahrt garantiert um ein paar Kisten Vino Rosso, Prosecco, Olivenöl und andere Spezereien reicher.
Eindrucksvoll ist der futuristische Hyperscreen, der auf 1,41 Metern die beiden äußeren 12,3-Zoll-Bildschirme und den 17,7 Zoll großen Zentralmonitor beherbergt. Konzipiert nach der Zero-Layer-Bedienlogik. Meint: Für alle wichtigen Funktionen soll immer nur ein Tastendruck genügen. Die Navigationskarte bildet das Grundlayout. Darüber sortieren sich die anderen Optionen. Alles ist schnell zu erfassen und leicht zu verstehen. Wer nicht wischen, drücken oder klicken will, nutzt die MBUX (Mercedes-Benz User Experience)-Sprachsteuerung. Cool: Auf dem Beifahrerdisplay kann man auch Filmchen laufen lassen. Doch Vorsicht: Sollte der Fahrer zu häufig auf den Bildschirm linsen, wird die Vorführung automatisch beendet.
„Navigiere nach Porto Santo Stefano“, bestimme ich über die Sprachsteuerung. 845 Kilometer sind es von München in das malerische Hafenörtchen am Monte Argentario. 200 Kilometer nach Pisa und 150 Kilometer vor Rom schiebt er sich in der südlichen Toskana als felsige Halbinsel ins Tyrrhenische Meer. Der Silberberg (wörtlich übersetzt) ist für sein klares Wasser, seine versteckten Felsbuchten und seine verwunschenen Villen und Wanderwege bekannt. Zwei langgezogene Naturdämme aus feinem Sand verbinden ihn mit dem Festland.
845 Kilometer, zwei Ladestopps, Trento Nord und Siena: Zuverlässig ist die Ladeplanung. Sobald man sein Ziel ins Navi eingegeben hat, berechnet die Navigation die schnellste und komfortabelste Route inklusive Ladestopps. Dynamisch passt sie sich beispielsweise Staus oder Änderungen der Fahrweise an. Dazu wird im Infotainmentsystem visualisiert, ob die Batterieladung ausreicht, um ohne Laden zum Startpunkt zurückzukehren. Manuell hinzugefügte Ladestationen entlang der Route werden bei der Routenberechnung bevorzugt. Vorgeschlagene Ladestationen können ausgeschlossen werden. Die voraussichtlichen Ladekosten pro Ladestopp werden berechnet. Der EQS SUV lädt am Schnelllader mit maximal 210 Kilowatt. Für einen Ladevorgang von 10 auf 80 Prozent SoC (State of Charge) sollte man rund 30 Minuten einplanen. Wer gern so wenig Zeit wie möglich an der Ladesäule verbringt, legt deshalb lieber zwei kurze Ladestopps bis maximal 50 Prozent SoC ein. Besonders komfortabel lädt man bei Ionity, da der EQS SUV dort Plug-and-charge unterstützt.
Unser Testmodell EQS 580 4matic SUV ist serienmäßig mit Luftfederung, adaptiven Dämpfern, Allradantrieb und Hinterachslenkung ausgestattet. Aerodynamik, Geräuschdämmung, Reichweite und Komfort sind beeindruckend. Gerade einmal elf Meter misst der Wendekreis. Die Beschleunigung ist ein Erlebnis: In 4,6 Sekunden schafft es der 2,8 Tonnen schwere EQS SUV 580 von Null auf 100 km/h. Die meiste Zeit aber cruisen wir in „unserem“ Schiff entspannt mit 130 km/h über die Autobahn und genießen die vorbeiziehende Landschaft. Lassen die Inntal-Autobahn, Innsbruck, den Brenner, die noch weißen Gletscherriesen, das Etschtal, Bozen, Meran, den Gardasee, Bologna, Florenz und Siena hinter uns. Freuen uns an den bewaldeten Hügeln des Apennins und den Weinbergen der Toskana, den sanften Hügeln, auf denen hoch oben mittelalterliche Städtchen thronen. Bis wir schließlich nach neun Stunden Fahrt den Hafen von Porto Santo Stefano erreichen. Dort gibt es zwei Ladestationen und in naher Umgebung mehrere Hotels mit Ladestation (siehe Kasten). Zeit für einen Aperitif in der Bar Giulia und ein paar Fotos von den Luxus-Yachten im Hafenbecken, bevor wir uns im Ristorante Il Moletto bei Branzino alla griglia und hausgemachtes Tiramisu auf unseren Kurzurlaub einstimmen. Nach fünf Tagen Akkuladen besteigen wir den elektrischen Luxusliner für die Heimreise zurück nach München und schieben die Gedanken an die baldige Trennung von „unserem“ Traumauto weit weg….
Fazit: Einsteigen, losfahren, wohlfühlen: Der EQS SUV ist für mich der derzeit komfortabelste und luxuriöseste Reisebegleiter auf dem Markt. Höchste Punktzahl für Fahrkomfort, Verarbeitung und Materialauswahl, die stattliche Reichweite von realistischen 500 Kilometern und das mehr als fürstliche Platzangebot. Es gibt einfach nichts zu bemängeln. Einzig der Preis: Mindestens 135.000 Euro sind leider jenseits von meinem Geldbeutel. Aber man darf ja noch träumen…
Hoteltipps mit Ladestation am Monte Argentario finden Sie im eMove360° Travelguide: Boutique Hotel Torre di Cala Piccola: Verträumtes Hideaway in einem alten Sarazenenturm an der Steilküste mit atemberaubender Aussicht auf das Mittelmeer und die Insel Giglio.