eMove360° Fahrbericht: Kia Niro EV

Der kompakte Crossover mit markantem Design ist der Bestseller der KIA-Elektropalette hierzulande. Zu Recht? Das wollen wir auf einer Wochenendtour von München ins Salzkammergut testen. So viel vorweg: Der geräumige Niro EV macht Spaß und ist ein zuverlässiger und sparsamer Allround-Begleiter – und das nicht nur auf Sommerfrische im Land der Seen, des Salzes und der Berge. Ein Bericht von Sabine Metzger im aktuellen eMove360° Magazin.

Design: Vereinte Gegensätze und aerodynamische C-Säule

Erst einmal begutachten wir die äußeren Werte: Das Design der zweiten Niro-Generation ist auf Basis der neuen Kia-Philosophie „Opposites United“ (Vereinte Gegensätze) kreiert und verbindet elegante glatte Oberflächen und robuste Charakterzüge. Das typische „Tigergesicht“ erstreckt sich nun über die gesamte Breite der Front, deren seitlichen Abschluss das LED-Tagfahrlicht in Form einer „Herzschlagkurve“ bildet. Von seinen Hybridvarianten unterscheidet er sich vor allem in der Frontansicht durch den geschlossenen zweifarbigen Grill, das eigenständige Stoßfänger-Design und den Ladeanschluss in der Mitte der Front. In der Seitenansicht fallen besonders die „Aero“-C-Säulen ins Auge, die auch in Kontrastfarbe erhältlich sind (ausstattungsabhängig) und deren Kontur durch bumerangförmige LED-Rückleuchten betont wird. Warum Aero? Die Säulen beinhalten Luftkanäle, die zur hervorragenden Aerodynamik des Modells beitragen (cW-Wert Niro EV: 0,286).

Interieur: Geräumig und nachhaltig

Wir steigen ein und nehmen seine inneren Vorzüge ins Visier. Bequem sitzt man, leicht erhöht im Crossover mit einer guten Übersicht. Das großzügige Raumangebot resultiert aus der neuen „K“-Plattform-Generation und den um rund 30 Prozent schlankeren Vordersitzen, die die Beinfreiheit im Fond deutlich vergrößern. Das Volumen des Gepäckraums hat beim Niro EV um 24 Liter zugelegt. Praktisch: die faltbare Abdeckung, die auch als Sonnenschutz verwendet werden kann und aus recyceltem PET-Kunststoffgewebe besteht.

Bei der Materialauswahl – für meinen Geschmack ist der Mix etwas zu wild – setzt KIA verstärkt auf den Einsatz von wiederverwerteten Materialien: So besteht zum Beispiel der Dachhimmel überwiegend aus recycelten Papierfasern, und für die Ledernachbildung der Sitzbezüge wird Bio-Polyurethan (Bio-PU) mit Tencel ® aus Eukalyptusblättern verwendet.

Bedienbarkeit: Nicht aufs erste Mal

Das integrierte Panoramadisplay mit den beiden 26-cm-Displays (10,25 Zoll) des volldigitalen Kombiinstruments und des Navigationssystems, das die Online-Dienste Kia Connect beinhaltet, ist das zentrale Element im Cockpit. Nicht auf Anhieb finden wir heraus, dass die so genannte Multi-Mode-Bedieneinheit unterhalb des Touchscreens den Zugang zu den Funktionen des Infotainmentsystems und der Klimaautomatik darstellt. Diese separate Leiste auf der Mittelkonsole hat zwei unterschiedliche Grundeinstellungen. In der einen lassen sich die Funktionen der Klimatisierung und Heizung über Touchsymbole bedienen. In der anderen taucht die übergeordnete Menüstruktur zum Anwählen im Bildschirm auf: Karte/Navigation, Radio/Medien oder auch das Setup.

Beschleunigung: Zügig und kräftig

Wir fahren die A8 München Richtung Salzburg. Schon auf unserer Nebenstraße merken wir: Der Niro beschleunigt zügig und kräftig genug, wenn es beim Einfädeln an der Kreuzung oder beim Überholen drauf ankommt. Nur 3,6 Sekunden vergehen von 60 bis 100 km/h. Für die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h zählt Kia einen Wert von 7,8 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 168 km/h – das reicht natürlich völlig für den Alltag, auf einer A8 mit fast freier Fahrbahn zwischen Irschenberg und Weyarn hätte man doch Lust auf mehr. Uns gefallen das agile, angenehme Fahrverhalten und die gute Fahrstabilität des Niro EV. Mit den beiden Schaltpaddles am Lenkrad lässt sich die Kraft der Bremsvorgänge durch Rekuperation vorwählen, je nachdem, was gerade vom Fahrer gewünscht wird

Serienmäßig: Jede Menge Helferlein

Unser Testauto ist die derzeit einzig angebotene Modellvariante „Inspiration“ und bereits serienmäßig nahezu voll ausgestattet: navigationsbasierte adaptive Geschwindigkeitsregelanlage, Autobahnassistent, Frontkollisionswarner mit Abbiegefunktion, aktiven Spurhalteassistenten, Spurfolgeassistent, intelligenten Geschwindigkeitsassistenten, Müdigkeitswarner und Fernlichtassistent. Optional gibt es noch Autobahnassistent II mit Spurwechselunterstützung, erweiterter Frontkollisionswarner mit Quer- und Gegenverkehr-Erkennung (bei Spurwechsel), aktiver Totwinkelassistent, Ausstiegsassistent und Remote-Parkassistent für ferngesteuertes Ein- und Ausparken.

Ladestopp: Reichweitenstark

460 Kilometer Reichweite sind eine gute Ansage. Auf unserer Tour kommen wir auf ca. 410 Kilometer realistisch. Was auch noch sehr gut ist. An einer 80-kW-Schnellladestation lässt sich der Akku unter optimalen Bedingungen in nur 45 Minuten von 10 auf 80 Prozent aufladen, die neue serienmäßige Batterie-Vorkonditionierung trägt zu maximaler Ladeeffizienz bei. Standard sind zudem ein 3-Phasen-On-Board-Charger, der das Laden mit Wechselstrom beschleunigt, sowie ein Vorheizsystem für die Batterie. Die optionale V2D-Funktion macht den Ladeanschluss mithilfe eines Adapters zu einer leistungsstarken mobilen 220-Volt-Stromquelle (bis zu 3 kW). Über den Ladeservice Kia Charge können sowohl die Stationen des Schnellladenetzwerks Ionity genutzt werden als auch die über 450.000 öffentlichen Ladepunkte des DCS-Netzwerks, darunter nahezu alle Gleich- und Wechselstromladepunkte in Deutschland.

Cruisen: Im Eco-Modus auf Salzkammergut-Tour

Sparsam wählen wir die Stufe Eco (neben normal, Sport und Snow) und cruisen die Landstraße Richtung Fuschlsee, das smaragdgrüne Tor zum Salzkammergut. Auf dem See ist absolutes Motorbootverbot. Was ihm Trinkwasserqualität beschert. Wer Lust hat, kann um den See wandern und anschließend in der Schlossfischerei zu Schloss Fuschl auf einfachen Holztischen und -bänken frischen Saibling oder ofenwarmen Räucherfisch genießen. Natürlich kann man das auch ohne Wanderung als „Aperitif“.

Unser nächstes Ziel ist der Wolfgangsee. Schon meine Urgroßeltern waren begeistert von dem tiefgrünen See, idyllisch eingebettet in eine Wald-, Wiesen- und Berglandschaften. In Memoriam an die Operette „Im weißen Rössl am Wolfgangsee“ schlemmen wir auf der Hotelterrasse einen Wiener Eiskaffee und überlegen, ob wir mit der steilsten Zahnradbahn Österreichs auf den 1783 Meter hohen Gipfel des Schafbergs fahren sollen. Auch das hatten meine Urgroßeltern schon gemacht. Wir verschieben es und steuern Bad Ischl an. In der Kaiservilla verbrachten Franz Joseph I. und Kaiserin Sisi regelmäßig die Sommerfrische. Schleckermäuler statten danach der berühmten Konditorei Zauner einen Besuch ab und naschen ein Zaunerkipferl. Danach ist Zeit für ein Bad in einem der wärmsten Badeseen des Salzkammerguts, dem Mondsee, ein ideales Plätzchen für alle Wasserratten, Segler und Stand-Up-Paddler. Unser Einkehrtipp vor der Heimfahrt: Das Gasthaus Drachenwand (www.drachenwand.at) unterhalb des gleichnamigen Bergmassivs sorgt mit Most, einer Brettljause und Eispalatschicken für kulinarische WOW-Momente bevor es zurück nach München geht. Hoteltipp: www.emove360.com/travelguide.de

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16.06.2023   |  

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