Sven Bauer, Group CEO BMZ Group. Foto: BMZ Group

eMove360° im Gespräch mit Mr. Battery Sven Bauer: „Machen! Selbst etwas bewegen und verändern!“

Bereits im Alter von neun Jahren nahm sich Sven Bauer vor, Unternehmer zu werden. 22 Jahre jung gründete er seine erste Firma, heute ist Bauer Gründer und Hauptanteilseigentümer sowie CEO eines stark wachsenden, global aufgestellten Konzerns, der zu den führenden Systemlieferanten für wiederaufladbare Akkus zählt. Mit der Übergabe des CEO-Postens des deutschen Headquarters BMZ Germany GmbH an Volkert Ritzert wird sich Sven Bauer künftig als Group CEO auf die Lenkung der globalen Geschicke der gesamten Unternehmensgruppe fokussieren.

Sabine Metzger hat sich für die aktuelle Ausgabe des eMove360° Magazins mit ihm unterhalten.

Herr Bauer, Innerhalb von 25 Jahren machten Sie die BMZ Group zum führenden Spezialisten für Akkulösungen in Europa. Erzählen Sie uns, wie alles begann?

Sven Bauer: Zugrunde liegt sicherlich meine, bereits in der Kindheit entwickelte, Begeisterung für das Unternehmertum und die damit einhergehende Chance, Menschen ihren Lebensunterhalt zu sichern.

Dazu müssen Sie wissen, dass ich selbst in eher ärmlichen Verhältnissen groß geworden bin. Hinzu kam später der Glaube an das Potential der Lithium-Ionen-Technologie, mit dem ich zunächst allein auf weiter Front war. Entgegen allen abweichenden Ratschlägen wusste ich einfach: Das muss ich jetzt tun!

Wofür steht die BMZ Group?

Bauer: Wir stehen für Schnelligkeit und neue Märkte für Innovation und Nachhaltigkeit sowie für die langfristige Sicherung regionaler Arbeitsplätze. Wir bauen die Zukunft unserer Kinder. Wir fertigen die Infrastruktur für die Energie- und Verkehrswende. Beide starke Schutzschilder gegen den rasant fortschreitenden Klimawandel und seine katastrophalen Folgen. Kurz gesagt: Wir bauen Zukunft! Wind und Sonne; Speicher und Solar; E-Mobility und Nachhaltigkeit.

Worin ist Ihr Erfolg begründet?

Bauer: Es ist das BMZ Team, die Mitarbeiter bei dem alle ihren Teil zum Erfolg haben. Ich bin dabei ein Rädchen. Wir lieben Innovationen, haben Spaß an Neuem und dürfen auf dem Weg auch Fehler machen.

Wie schätzen Sie den globalen Batteriemarkt ein?

Bauer: Öl und Gas, Atomkraft und Braunkohle … Das alles geht gar nicht … Kabelgebundene Werkzeuge und Verbrennungsmotoren, gehören der Vergangenheit an. Nicht nur Autos, auch E-Bikes, Roller, Busse, Kräne, Bagger, Staubsauger und Sonnenenergie, es gibt 1.000 neue Märkte, die hier kommen. Wir glauben, dass wir es schaffen können, die Welt zu verändern … Nachhaltig, grün, ökologisch, aber auch wirtschaftlich tragbar für alle.

Wie sehen Sie die Entwicklung auf dem deutschen Batteriemarkt?

Bauer: Was das Absatzpotential betrifft, entwickelt sich die Lage in Deutschland analog bzw. sogar etwas über dem globalen Potential. Deutschland ist oftmals ein Innovationstreiber für Europa. Das passt zu uns.

Zum 1. August haben Sie den CEO-Posten der BMZ Germany GmbH an Volkert Ritzert übergeben. Sie selbst wollen sich verstärkt um den globalen Markt kümmern. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?

Bauer: Unser immenses Wachstum nicht nur im Absatz, sondern auch durch die Eröffnung mehrerer internationaler Standorte in den letzten Jahren und Unternehmenszukäufe entlang der vertikalen Wertschöpfungskette der Batterieproduktion, sowie das Wissen, dass wir in der Zukunft in all diese Richtungen weiterexpandieren werden, erfordert meine Fokussierung auf die globale Steuerung des Gesamtkonzerns. So sind es zwischenzeitlich 12 Firmen weltweit, die dafür sorgen, dass unsere Kunden überall versorgt werden können. Mit hochtechnischen Lösungen, langlebig und nachhaltig.

Sie produzieren Akkus für e-Bikes, sind hier sogar Marktführer. Sie statten aber auch Autos und große Fahrzeuge mit Elektromotoren aus. Ist das ein Bereich, mit dem sie sich besonders befassen?

Bauer: Wir sind nicht Markführer im E-Bike Bereich, aber sehr dominant. Die Zukunft ist klar für alle. Deshalb verknüpfen wir Speicher zu Hause mit den Fahrzeugen. Schnelladen durch Speicher, Solar und auch Optimierung der Strombedarfe zwischen den Peaks und nachts. Deshalb statten wir gerne Fahrzeuge wie Busse, Kräne, Bagger, Kehrmaschinen oder Stapler aus, die 24h am Tag genutzt werden. Hier rechnet die Elektrifizierung sich extrem gut. Ungesehen der ökologischen Vorteile ist es auch ein Geschäftsmodel, das sich für unsere Kunden rechnet.

Wo sehen Sie neue Zukunftsmärkte für BMZ?

Bauer: Nahezu alles ist möglich. Aktuell wird in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen elektrifiziert. Alles, was Unabhängigkeit vom stationären Stromnetz schafft, ist im Trend. Selbst zu Wasser und in der Luft, ja sogar in der Raumfahrt werden Batterien gebraucht. Schauen Sie sich das 5G Netz an. Autonomes Fahren heißt auch „ausfallsicheres Netz“ das muss also gestützt werden mit Energie. Der Traum ist es alle Speicher in Deutschland zu vernetzen und für alle nutzbar zu machen.

Sie verstehen sich als THE GREEN ENERGY SYSTEM PROVIDER. Was bedeutet das?

Bauer: Das ist die knappe Zusammenfassung für: Wir bauen die Infrastruktur für die Energie- und Verkehrswende. Lösungen für jeden, vernetzt nachhaltig und intelligent. Wir bauen und liefern nicht nur. Wir optimieren den User und nutzen die Vernetzung vom Heimspeicher zum Auto auch als Smart Home.

Die Vernetzung mit allen Daten hilft allen, alle Speicher optimal zu nutzen.

Vor welchen Herausforderungen steht die BMZ Group? Die deutsche Batteriefertigung?

Bauer: Als Fertigungsstandort ist Deutschland wichtig für uns. Aber die Energiekosten laufen aktuell dagegen und lassen gerade kein wirtschaftliches Fertigen von Zellen zu. Wir produzieren aktuell in Asien und das mit Material aus Europa. Ein wichtiger Schritt und ich hoffe dass wir auch bald in Deutschland Zellen fertigen können. Das Know-how ist da.

Welche technischen Neuerungen gibt es bei BMZ?

Bauer: Was den Einsatz der Systeme betrifft, gibt es 1000 neue Entwicklungen. Von Smart Home zu bidirektionales laden, Peak Shaving, Optimierung der User Experience … bis hin zu Netzstabilisierung, Notstrom. Dann gibt es Forschungsaktivitäten bei der BMZ Group sowohl zu Themen rund um Na-Ionen Zellen inkl. Cell to Pack und Cell to Chassis Design wie auch next Gen Zellverbinder zur einseitigen Zellkontaktierung und Propagationsmitigation. KI in der Batterie ist die Basis für eine stabile Versorgung aller Bereiche. Das ist nicht nur die Zukunft, das ist jetzt …

Sie haben die Standardbatterien, entwickeln Sie auch neue Produkte in Zusammenarbeit mit den Kunden?

Bauer: Tatsächlich gibt es bei uns viel mehr kundenspezifisch entwickelte Produkte als Standardlösungen. Insbesondere im Automobilbereich sind die Anforderungen jedes Mal individuell. Es liegen immer andere Voraussetzungen bzgl. des Bauraums und der gewünschten Leistung zugrunde.

Wo sehen Sie sich und BMZ in 10 Jahren?

Bauer: Die BMZ ist wie ein Kind für mich. Allein schon im Sinne ihrer Mitarbeiter liegt mir das Fortbestehen meines Lebenswerks sehr am Herzen. Obwohl ich selbst große Freude daran habe, die Geschicke des Unternehmens noch lange zu leiten, mache ich sie jetzt, in meinen Fünfzigern, zukunftsfest und implementiere gerade eine starke internationale Führungsriege, damit die BMZ auch unabhängig von meiner Person stabil ist. Für die BMZ sehe ich noch viele Wachstumschancen. Organisch in neuen Märkten, international als auch branchenübergreifend aber natürlich auch anorganisch durch weitere Unternehmungen die wir in den Konzern integrieren werden. Mein persönliches Ziel: Safe the world – und das ist machbar … Daran arbeite ich mit all meinem Herzblut seit 30 Jahren. Nicht nur Demo oder Friday for Future, Klimakleber, … Machen! Selbst etwas bewegen und verändern …

Was tun sie persönlich, um Ihre Batterien wieder aufzuladen?

Bauer: Für mich ist mein Beruf zugleich Berufung. Ich bin jeden Tag mit Leidenschaft dabei und empfinde meine Arbeit nicht als Arbeit im klassischen Sinne. Wenn ich mir doch mal einmal eine Pause nehme, dann am liebsten zusammen mit meiner Frau auf langen Wanderungen oder E-Bike Touren oder bei diversen anderen Aktivitäten mit unseren vier Kindern.

Dieses Interview und weitere Beiträge zum Thema Elektromobilität und Autonomes Fahren lesen Sie im aktuellen eMove360° Magazin, das Sie sich kostenlos downloaden oder im Shop bestellen können.

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18.09.2023   |  

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