Polestar 2 Fahrbericht: Cruising-Spaß mit Suchtfaktor und Panoramagenuss

Eine Woche hatte das eMove360°-Team den Polestar 2 zum Testen. Während die Kollegen seine Stadttauglichkeit begutachteten, starte ich an einem sonnigen Spätwintertag von München über die Sudelfeldstraße hinunter ins Inntal und weiter an den Chiemsee. So viel vorweg: Ich bin begeistert – von Design, Fahrgefühl und Beschleunigung.

Von Sabine Metzger

FAHRGENUSS MIT REICHWEITE

Auf der A8 steige ich ins Gas. Die Beschleunigung ist mega sportlich: 4,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h, sagt der Hersteller. Sehr cool, sage ich. Kurz kann ich zwischen Holzkirchen und Weyarn die Spitzengeschwindigkeit von 205 km/h ausfahren. Immer noch ruhig. Die Batterie im Unterboden hat eine Kapazität von 78 kWh und ermöglicht dem Polestar 2 eine Reichweite von bis zu 470 Kilometer, in der Stadt von mehr als 550 Kilometern. Als durchschnittlichen Verbrauchswert gibt der Hersteller weniger als 20 kWh pro 100 Kilometer an. Auf meiner Testfahrt erscheint der Wert realistisch, obwohl ich durchaus auch mal kräftig beschleunige. Eindrucksvoll: Beide Elektromotoren liefern kombiniert 660 Newtonmeter und einen 300 kW/408 PS starken Allrad-Elektroantrieb.

BOXENSTOPP IRSCHENBERG: DINZLER UND DESIGN-STUDIEN

Da ich ein Fan vom röstfrischen Kaffee und ein noch größeren Fan von den Kuchenspezialitäten bei Dinzler bin, setze ich an der Ausfahrt Irschenberg den Blinker. Praktisch für alle E-Autofahrer: In unmittelbarer Nähe befinden sich E.ON Charger mit Chademo, CCS und Typ 2 Stecker. An der OMV Tankstelle etwas unterhalb gibt es sechs Tesla Supercharger und eine Smartrix Ladestation. An Wechselstrom-Ladesäulen kann der Polestar 2 mit maximal 11 kW geladen werden. Beim entsprechenden Gleichstrom-Pendant sind maximal 150 kW möglich. Im Idealfall ist er dann innerhalb von 40 Minuten von 0 bis 80 Prozent geladen. Ich genieße meinen Cappuccino und betrachte das Design des Polestar 2. Es ist absolut gelungen. Endlich mal kein SUV, sondern eine Schrägheck-Limousine mit klaren Linien (da kommt wohl die skandinavische DNA durch) und interessanten Ideen wie rahmenlose Außenspiegel und das Polestar-Logo im Panoramadach, das nachts sanft leuchtet. Üppige Front, markantes Heck mit durchlaufendem Leuchtband: Der Polestar 2 zieht die Blicke auf sich. Daumen hoch, gibt es beispielsweise auf der A8 von einem überholenden Mercedes-Coupé-Fahrer. Auch an den Ladestationen werde ich auf das „coole“ Auto angesprochen.

Und Innen? Dank des Panoramadachs wirkt der Innenraum sehr luftig. Die Verarbeitung genügt auch hohen Ansprüchen. Die Verkleidungen sind weitgehend mit Stoff und High-Tech-Kunststoffen überzogen. Auf der Rückbank finden zwei Erwachsene genügend Freiraum, auch in Sachen Kniefreiheit. Sogenannte Fußgaragen im Unterboden sorgen für angenehmen Sitzkomfort vorne. Etwas schwer tue ich mir mit der Sicht aus der Heckscheibe. Auch beim Kofferraum gibt es kleine Abzüge: Er fasst zwischen 405 bis maximal 1095 Liter. Dafür ist die Heckklappe recht groß und ideal zum Einladen sperriger Transportsachen. Ausweichen kann man auch auf das 35-Liter große Fach vorne im Polestar 2, in dem sich die zwei Ladekabel verstauen lassen.

   

HEY GOOGLE: PREMIERE FÜR ANDROID-BEDIENUNG

„Hey Google, navigiere nach Bayrischzell“, lautet meine erste Anweisung. Der Polestar 2 ist eines der ersten Fahrzeuge mit Android-Betriebsystem für das Infotainment. Somit bekommt man über den Elf-Zoll-Bildschirm an der Mittelkonsole im Auto auch Zugang zu Google Assistant (Sprachbedienung), Google Maps und zum App-Store Google Play. Das Betriebssystem gefällt mir rich-tig gut: Es funktioniert wie bei Smartphones und Tablets, die Bedienung ist quasi ohne Anleitung möglich. Google-Updates kommen automatisch – spezielle Google-Dienste sind in den ersten drei Jahren kostenlos. Und auch Apple-Fans dür-fen aufatmen: 2021 kommt wohl zusätzlich eine Apple CarPlay Schnittstelle dazu.Besonders in die Sprachbedienung habe ich mich verliebt. Nach einigen Fehlversuchen haben wir uns aneinander gewöhnt. „Hey Google, mach mir die Sitzheizung an“ oder „Hey Google, wie wird das Wetter Morgen in München“, ich komme fast ins Plaudern. Auch die Navigation funktioniert auf Anhieb. Der Pilot Assist unterstützt durch sanftes Eingreifen in die Lenkung dabei, den Polestar 2 in der Mitte der Fahrspur zu halten. Die Rundum-Kamera mit hoher Auflösung, der Abstandsregeltempomat und die Querverkehrswarnung lassen kaum Wünsche offen. Beim Cruisen wird der Fahrer durch die One-Pedal-Drive-Funktion un-terstützt. Sie erlaubt ein Heranrollen an die rote Ampel, ohne die Bremse betätigen zu müssen. Die Rekuperation gibt es in drei Stufen: sehr stark, etwas schwächer oder ganz schwach. Wenn man die Bremse drückt, wird trotzdem erst rekuperiert, bevor die normalen Bremsen benutzt werden. So kann man sich den Fahrstil aussuchen.

GENUSSFAHRT MIT WITZ
Vom Irschenberg cruise ich nach Bayrischzell. Einmalige Panoramablicke begleiten die Fahrt auf der Bergstraße vom Sudelfeld über den Tatzelwurm nach Oberaudorf ins 700 Meter tiefer liegende Inntal. Am Fuße des Wendelsteins liegen die Orte Flintsbach am Inn und Brannenburg. Über Nußdorf am Inn und Neubeuern gleite ich geräusch- und emissionslos durch die Voralpenlandschaft und erreiche mit grandiosem Ausblick auf die Kampenwand Aschau im Chiemgau und schließlich Bernau am Chiemsee. Die Sonne scheint, der See glitzert. Ich wechsle vom E-Auto auf die MS Edeltraud und genieße die Fahrt hinüber zur Herreninsel mit dem berühmten Schloss von König Ludwig II. und zur Fraueninsel mit ihrem Kloster Frauenwörth.

„Hey Google, navigiere nach Hause“, lautet drei Stunden später meine Anweisung. Und weil wir uns ja jetzt schon fast einen Tag lang kennen, füge ich übermütig hinzu: „Hey Google, erzähle einen Witz“. Auch das funktioniert und beschert mir eine unterhaltsame Heimfahrt.

Fazit Sabine Metzger: „Ich bin begeistert vom Polestar 2: Er hat nicht nur ein cooles Design, sondern bietet mit seinem extrem starken Antrieb jede Menge Fahrspaß, ohne dass man ständig die Reichweite im Blick haben muss. Eine glatte eins gibt es für das anwenderorientierte Bediensystem. Verliebt habe ich mich in die Plauderstündchen mit „meinem“ Polestar. Stichwort „Hey Google, erzähl mir einen Witz“. Und das Beste: Der Preis stimmt ebenfalls. Ich freue mich schon darauf, wenn im März der Polestar-Space in der Münchner Hofstatt eröffnet.“
Fazit von Herausgeber Robert Metzger: „Endlich ein Elektroauto, das es mit Tesla aufnehmen kann.“

Diesen und weitere interessante Beiträge zum Thema Elektromobilität finden Sie im aktuellen eMove360° Magazin. Hier geht es zum kostenlosen Download

 

Please follow and like us:

17.03.2021   |  

Das könnte Sie auch interessieren