Andreas Haller. Foto: Quantron AG
Für die aktuelle Ausgabe des eMove360° Magazins hat sich Sabine Metzger mit dem Geschäftsführer der Quantron AG, Andreas Haller, über die erfolgreiche Entwicklung, die neuesten Projekte und Zukunftsvisionen von Quantron unterhalten.
Herr Haller, wir freuen uns, dass Sie sich Zeit nehmen. Im Oktober 2020 durften wir Ihnen die begehrte Sieger-Trophäe des eMove Award in der Kategorie Electric Vehicle überreichen. Zu Recht, beobachtet man die enorme Entwicklung von Quantron seither. Was ist seither passiert? Erzählen Sie kurz die Entwicklung in den vergangenen drei Jahren.
Andreas Haller: In den letzten drei Jahren ist QUANTRON stark gewachsen. Wir haben unser Team auf über 120 Mitarbeiter vergrößert und mit der Quantron Switzerland AG und Quantron US Inc. zwei weitere Standorte in der Schweiz und in den USA eröffnet. Auch unser Angebot an Nutzfahrzeugen und Dienstleitungen hat stark zugenommen. Während wir 2020 unseren Fokus noch überwiegend auf die nachträgliche Elektrifizierung von Fahrzeugen gelegt haben, bieten wir jetzt eigene Fahrzeuge der Marke QUANTRON an und haben zudem auch wasserstoff-betriebene Fahrzeuge entwickelt. Erst kürzlich konnten wir auf den Q-Days 2023 sowie auf der ACT Expo in Kalifornien unsere Topmodelle als Brennstoffzellen-Trucks präsentieren. Wir verstehen uns aber nicht ausschließlich als Nutzfahrzeughersteller. Mit Quantron-as-a-Service bieten wir eine Plattform, auf der der Kunde die Fahrzeuge und alles rund um deren Betrieb auf Kilometerbasis erwerben kann. Dazu zählen neben den Fahrzeugen die Angebotsbündelung von grüner Energie (insbesondere Wasserstoff), digitalen Services und Aftersales Lösungen in einem attraktiven pay-per-Kilometer Modell.
Sie sind ein Clean-Tech-Unternehmen? Welches Konzept, welche Philosophie verfolgt Quantron?
Haller: Ich habe QUANTRON mit dem Ziel gegründet, den Personen- und Gütertransport nachhaltiger zu gestalten. Mit unseren emissionsfreien Mobilitätslösungen wollen wir einen positiven Einfluss auf die gesamte Wertschöpfungskette ausüben. Unsere 360 Grad Plattform Quantron-as-a-Service setzt auf digitale Clean-Tech Lösungen, um die Transformation zu emissionsfreiem Transport voranzutreiben. Dabei arbeiten wir eng mit globalen Partnern im Rahmen der von uns initiierten Clean Transportation Alliance zusammen.
Quantron hat sich schon früh die Dekarbonisierung des Straßenverkehrs auf die Fahne geschrieben. Welche Rolle spielen dabei innovative Technologien wie Wasserstoff für emissionsfreie Fahrzeuge?
Haller: Ich bin fest davon überzeugt, dass innovative Technologien eine entscheidende Rolle bei der Schaffung emissionsfreier Mobilität spielen. Bei QUANTRON setzen wir sowohl auf batterieelektrische als auch auf wasserstoffelektrische Nutzfahrzeuge, da beide Antriebsarten in unterschiedlichen Bereichen die richtige Wahl sein können. Batterieelektrische Fahrzeuge sind für innerstädtische Transporte z.B. bei Lieferungen auf der letzten Meile ideal geeignet; Wasserstoff-betriebene Fahrzeuge machen insbesondere im Transport auf der Langstrecke über 350 km Sinn. Wir können mit Stolz sagen, dass wir mit dem QUANTRON QHM FCEV einen Lkw anbieten, der mit einem Tankvolumen von ca. 54 kg Wasserstoff eine Reichweite von rund 700 km erzielt und dazu noch die Einzigen auf dem Markt sind, die dabei die Wasserstofftanks vollständig in der Rahmenstruktur des Fahrzeugs integriert haben und dadurch keinerlei Nutzungseinschränkungen im Trailerbetrieb haben.
Was wünschen Sie sich von der Politik zum Thema Dekarbonisierung des Straßenverkehrs? Sind die Rahmenbedingungen dafür ausreichend?
Haller: Es ist von großer Bedeutung, dass wir jetzt schon Fahrt aufnehmen in Bezug auf Zero-Emission Transport, um die gesetzten CO2 Ziele im Bereich der Straßenverkehrs-Dekarbonisierung zu erreichen. Wir benötigen dringend Maßnahmen, die den Ausbau der Infrastruktur und die Förderung von nachhaltigen Technologien unterstützen. Denn zum Betrieb von emissionsfreien Fahrzeugen ist auch ein ausreichendes Netz an Ladestationen bzw. Wasserstofftankstellen erforderlich. Leider ist diese Infrastruktur derzeit noch kaum vorhanden. Die USA machen es mit dem Inflation Reduction Act vor und investieren schon jetzt signifikante Summen in die Wasserstofftechnologie.
Welchen Beitrag leistet Quantron?
Haller: Wir bringen nicht nur Fahrzeuge mit emissionsfreien Antrieben auf die Straßen, sondern setzen uns mit Quantron-as-a-Service auch für den Ausbau der Infrastruktur ein. Gemeinsam mit unseren Partnern arbeiten wir in der Clean Transportation Alliance daran, eigene QUANTRON Ladestationen und Tankstellen für grünen Wasserstoff aufzubauen. Damit gehen wir das Thema nachhaltige Mobilität von beiden Seiten an, um so das Henne-Ei-Problem zu lösen.
Aktuell: Welche Null-Emissionsfahrzeuge im Portfolio?
Haller: Wir bieten das umfangreichste Portfolio an emissionsfreien Fahrzeugen im Europäischen Markt an. Dazu zählen sowohl batterie- als auch wasserstoffelektrische Fahrzeuge von Bussen über Transporter ab 3,5 Tonnen bis hin zu Heavy-Trucks bis 44 Tonnen für die Langstrecke.
Im Zusammenhang mit dem QaaS wurden von Ihnen kürzlich Partnerschaften bekanntgegeben? Welches sind die wichtigsten Partner?
Haller: Bei der Clean Transportation Alliance handelt es sich um ein Netzwerk von globalen Partnern, mit denen wir Quantron-as-a-Service überhaupt erst möglich machen können. Zu unseren Partnern gehören unterschiedliche Unternehmen, die sich alle nachhaltigen Zielen verschrieben haben. Ballard Power Systems und NEUMAN & ESSER sind beispielsweise wertvolle Partner und zugleich Investoren, die uns wichtige Kerntechnologie für unsere Fahrzeuge wie beispielsweise die Brennstoffzellen liefern. NEUMANN & ESSER ist ein Champion in der der Wasserstoff-Infrastruktur und hilft bei deren Ausbau. Seit Kurzem arbeiten wir auch mit drei Waste-to-hydrogen Unternehmen zusammen, die zukünftig unsere Tankstellen mit grünen Wasserstoff aus der Verwertung von ansonsten unbrauchbaren Abfallstoffen versorgen können.
Welche Pläne hat Quantron für die nahe Zukunft?
Haller: Wir planen weiter, global zu expandieren und unter anderem unsere Niederlassung in den USA weiter zu vergrößern, um der steigenden Nachfrage nach Brennstoffzellen-Fahrzeugen dort gerecht zu werden. Zudem sind wir aktuell auf vielen Messen vertreten, um unsere Produkte dort vorzustellen. Im Juni sind wir beispielsweise auf dem Greentech Festival in Berlin vor Ort.
Wo sehen Sie Quantron in zehn Jahren?
Haller: In den nächsten Jahren werden wir gemeinsam mit unseren Partnern Quantron-as-a-Service im Markt etablieren und werden diese Plattform ganz bewusst ohne Herstellerbindung gestalten. Jeder Hersteller von Null-Emissions Fahrzeugen kann zukünftig seine Fahrzeuge über unsere Plattform anbieten. Wir wollen die führende Plattform für Null-Emissions Fahrzeuge im Bereich Personen- und Gütertransport werden.
Vielleicht gibt es ja 2023 schon wieder eine spannende technische Innovation, die Quantron für den eMove360° Award einreichen möchte. Wir würden uns sehr freuen und bedanken uns für das Gespräch.
