Ferngesteuert aus der Telefahrzentrale fährt das vollelektrische Auto von Vay durch Hamburg. Foto: Vay

Vay: Ferngesteuertes Taxi – im “Geisterauto” durch Hamburg

Was nach Zukunftsmusik klingt, ist in Hamburg seit Februar Realität: In der Hansestadt dürfen sich seit kurzem Autos fahrerlos im öffentlichen Straßenverkehr bewegen. Ferngesteuert aus der Telefahrzentrale fährt das vollelektrische Auto, ein Kia Niro, von Vay durch Hamburg. Erstmalig im europäischen Straßenverkehr ohne Sicherheitsfahrer im Auto. Die volle Fahrzeugkontrolle liegt bei Telefahrern. Diese sitzen an einer Telefahrstation mit Auto-Lenkrad und -Pedalen – entwickelt nach den Standards der Automobilindustrie. Die Route umfasst einen vordefinierten Bereich, auf dem ab jetzt telegefahrene Testfahrten ohne Sicherheitsfahrer durchgeführt werden.

Für Vays CEO und Mitgründer Thomas von der Ohe war diese erste Fahrt im Februar diesen Jahres ein großer Meilenstein: “Als führendes Telefahr-Unternehmen sind wir schon seit mehr als drei Jahren mit ferngesteuerten Elektro-Autos auf öffentlichen Straßen in Berlin und Hamburg unterwegs. Mit der seit Dezember 2022 vorliegenden Ausnahmegenehmigung konnten wir jetzt das erste Auto ohne Sicherheitsfahrer:in erfolgreich auf einer öffentlichen Straße fahren lassen. Das ist ein riesiger Erfolg für unser gesamtes Team, aber auch für Hamburg und Europa. Im Kontext der rechtlichen Ermöglichung neuer Technologien ist das ein bedeutender Schritt. Deutschland kann die weltweite Vorreiterrolle in der Telefahr-Technologie einnehmen.”

Nachhaltiger und günstiger Tür-zu-Tür-Service

Vay arbeitet an einem Tür-zu-Tür-Service, bei dem die Kunden per App ein elektrisches Fahrzeug bestellen. Das Einzigartige daran: Ein Telefahrer bringt das Auto direkt zu den Kunden – ferngesteuert aus der Telefahrzentrale in Hamburg. Dort sitzen die Fahrer an einer Telefahrstation mit allen notwendigen Bedienelementen. Über mehrere Bildschirme sowie Kopfhörer haben sie den Überblick über die Verkehrssituation. Wenn die Kunden an ihrem Ziel angekommen sind, übernimmt ein Telefahrer das Fahrzeug wieder. Die aufwendige Parkplatzsuche entfällt. Dabei soll der Service kostentechnisch bei Carsharing-Angeboten liegen und auf längere Sicht eine komfortable Alternative zum Privat-PKW sein.

“Mit unserem Service mit elektrisch betriebenen Autos können weniger Fahrzeuge mehr Menschen transportieren. Damit bleibt in den Städten mehr Platz zum Leben“, sagt Thomas von der Ohe. Hohe Kosten für Mobilität sollen gesenkt werden, die Sicherheit im Straßenverkehr hingegen erhöht werden. Vay möchte dazu beitragen, die vier Hauptursachen für tödliche Unfälle in Innenstädten durch Telefahren zu minimieren: Fahren unter Alkohol- und Drogeneinfluss, Geschwindigkeitsüberschreitung, Ablenkung und Müdigkeit.

Vay ist ein Deep-Tech-Unternehmen mit Sitz in Europa und den Vereinigten Staaten. Es hat kürzlich eine Series B-Finanzierungsrunde in Höhe von 95 Mio. Dollar abgeschlossen und ist damit eines der am höchsten finanzierten Start-ups in Europa, das sich mit selbstfahrenden Autos beschäftigt. Zu den Investoren gehören u. a. Kinnevik, Coatue, Eurazeo, Atomico, La Famiglia und Creandum. www.vay.io

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05.04.2023   |  

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