Luise Müller-Hofstede (l. und Karolin Langfeldt. Foto: Circulor

Ziemlich beste Freundinnen und Women in Tech: Luise Müller Hofstede und Karolin Langfeldt

In unserer neuen Serie im eMove360° Magazin stellen wir inspirierende Frauen vor, die erfolgreich in der IT-Branche Fuß gefasst haben. Heute im Fokus: Luise Müller-Hofstede und Karolin Langfeldt von Circulor. Sie leiten das EU Headquarter von Circulor, einem Ableger der britischen Mutterfirma, in Berlin. Sie sind zuständig für die strategische Geschäftsentwicklung mit deutschen und kontinentaleuropäischen Unternehmen insbesondere in der Automobilindustrie. Circulor ist seit 2020 Firmenmitglied im eMove360° Club + Digital Hub.

Sabine Metzger hat im August mit den Beiden gesprochen.

Was steht auf Ihrer Agenda für das EU-Headquarter von Circulor in den kommenden Jahren?
Luise Müller-Hofstede: Unser Fokus liegt im Moment ganz klar auf der Automobilbranche und insbesondere natürlich auf der Elektromobilität. Die sofortige Dekarbonisierung des Verkehrssektors ist unabdingbar, um die Pariser Klimaziele zu erreichen und die Automobilbranche als auch Politik arbeitet mit Hochdruck dran. Doch die Dekarbonisierung ist kompliziert – denn der Teufel steckt im Detail oder auch in der Lieferkette. Laut eines WEF Reports sind acht Lieferketten verantwortlich mehr als 50 Prozent der globalen Emissionen. Zu diesen Lieferketten zählt auch die Automobilbranche.
Karolin Langfeldt: Doch CO₂ Emissionen sind nicht das einzige Problem, das sich in den Lieferketten von Elektrofahrzeugen verbirgt. Hinzu kommen Verletzungen von Menschenrechten, Kinderarbeit und Umweltzerstörungen. Wir helfen Unternehmen, sich diesen Verantwortungen zu stellen und Transparenz in ihre Lieferketten zu bringen. Ein weiterer Fokusbereich, der allerdings auch mit der Elektromobilität zusammenhängt, ist unsere Arbeit im Bereich Kreislaufwirtschaft und dem Battery-Passport.
Maßnahmen der Kreislaufwirtschaft können die CO₂-Bilanz von Elektrofahrzeugen um bis zu 40 Prozent verbessern. Außerdem können zirkulär gemanagte Batterien auch Europa aus seiner Ressourcenabhängigkeit befreien, zumindest ein Stück weit. Um aber EV Batterien richtig wiederzuverwerten oder zu recyclen braucht es Informationen über die Batterien – und zwar von der Produktion bis zum Lebensende und weiter durch den Recyclingprozess. Daran arbeiten wir gerade mit unseren Partnern, wie Volvo Cars, Polestar und der Finnish Mineral Group.

Meine Recherchen ergaben ein echt spannendes Profil: Friends for life, jahrelang als Journalistinnen durch die Welt gestreift, eigene ContentAgentur, außerdem scheint es auch so manchen Werbevertrag als Modell gegeben zu haben. Wie passt das zusammen bzw. wann haben Sie Ihre Tech-Affinität entdeckt?
Müller-Hofstede: Wir haben tatsächlich schon einiges zusammen erlebt und die Teamarbeit perfektioniert. Neue Technologien waren schon immer interessant. Erst gründete wir eine Digitalagentur in Berlin, und nebenbei bei widmeten wir uns wieder dem Journalismus und berichteten u.a. in der FAZ über Technologien die gesellschaftlich die größten Veränderungen brachten.
Langfeldt: Vor fünf Jahren haben wir uns dann 100%ig der Blockchain Technologie gewidmet erst auf dem Kunstmarkt, dann interessierten und Anwendungsbereiche wie die Energiewirtschaft und Lieferketten am meisten, da sie am vielversprechendsten schienen.

Und warum Circulor?
Müller-Hofstede: Circulor hat nicht nur unsere Leidenschaft und Expertise im Blockchain- und Lieferkettenbereich umfasst, sondern noch einen großen Faktor, der vorher fehlte, mit geboten: Impact. Wenn die Arbeit mal viel oder anstrengend wird, wissen wir warum wir das tun. Das macht den Unterschied, ob man 60 oder 100 Prozent bei der Arbeit gibt.

Gibt es Menschen, die Sie auf Ihrem Weg gefördert haben? Haben Sie Vorbilder?
Müller-Hofstede: Absolut. Aus jüngster Erfahrung war und ist es Circulor’s Geschäftsführer Douglas Johnson-Poensgen. Er hat an uns als Team mit mehr als diversem Hintergund von Anfang an geglaubt und uns mehr zugemutet, als wir es uns selbst taten. Sein Glaube und Vertrauen in uns, wurde zum Vertrauen in uns selber. Vorbilder müssen nicht unbedingt Frauen sein, sondern Menschen, die andere fördern.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag in Ihrer aktuellen Position aus?
Müller-Hofstede: Wir haben ein Büro im Herzen Berlins. Mit Blick auf den Potsdamer Platz und der Neue Nationalgalerie. Jeder Morgen beginnt mit einem Zoom Stand Up mit dem gesamten Team, das größtenteils in der UK, aber auch in Luxembourg, Western Australia, Ruanda, Kenia und Singapore sitzt. Danach sind wir durchgehend in Zoom, MS Teams,
Skype Meeting mit bestehenden oder potenziellen Kunden. Meistens sprechen wir mit Menschen, die im Procurement sitzen und führende Positionen in den Nachhaltigkeitsabteilungen haben. Die Themen, die wir besprechen, bewegen sich zwischen Nachhaltigkeit, Co2-Intensität und Menschenrechtsverletzungen in den Lieferketten unserer Kunden. Hierbei ist große Flexibilität gefragt, denn wir müssen uns auskennen mit Rohstoffen und deren Wertschöpfungsketten sowie Co2-Ökobilanzen und auch der Gesetzgebung, die versucht diese Verantwortlichkeit der Industrie zu regulieren.

Warum gibt es so wenige Frauen in der Tech-Branche? Welche Hürden müssen Frauen heute immer noch überwinden?
Müller-Hofstede: Das größere Problem ist, wo diese wenigen Frauen innerhalb der Branche sitzen. Ich würde mich selber nicht als unbedingten Verfechter einer Frauenquote sehen, mir persönlich ist es wichtiger weibliche Vorbilder innerhalb der Unternehmen zu sehen. Auch wenn Firmen gender equal sind, heißt es nicht, dass man eine Frau im C-level sitzen sieht. Das ist das Problem. Denn die Interessen sollten auf allen hierarchischen Ebenen vertreten sein.
Langfeldt: Die größte Hürde ist nicht zu überwinden, denn sie ist eine biologische. Frauen sind die diejenigen, die Kinder bekommen und sich deshalb in der Mitte ihrer Karriere eine oder mehrere Pausen, je nachdem wieviel Kinder man hat, nehme müssen, während männliche Kollegen die Karriereleitern weiterklettern können. Firmen müssen sich dieser Ungleichheit bewusst sein. Gleitzeit der Arbeitszeit, Remotes Arbeiten ggf von zu Hause, smoothe Wiedereinstiegsmöglichkeiten sind Maßnahmen, die angeboten werden müssen.

Wie sieht die Zukunft aus. Wird die Diversity-Debatte bald Geschichte sein?
Müller-Hofstede: Das Pendel ist sehr lange Zeit nur in eine Richtung geschlagen, jetzt muss
es auch mal stark in die andere Richtung ausschlagen, die Debatte um Gendersternchen und -sprache miteinbegriffen. Die Hoffnung ist, dass das Pendel bald einfach in der Mitte sein darf. Frauen dürfen dann auch mal wieder Schwäche zeigen, während sie sich jetzt gerade ganz stark geben müssen.

Kurzporträt Circulor: Circulor ist ein Technologieunternehmen, das Rückverfolgbarkeit und Transparenz in die Wertschöpfungskette von Ressourcen bringt. Circulor bietet eine Software-as-a-Service-Lösung an, die es Unternehmen ermöglicht, Ressourcen von der Quelle bis zum Endprodukt und am Ende des Lebenszyklus eines Produkts über den Recyclingprozess zurück in die Wertschöpfungskette zu verfolgen. Die neugewonnene Rückverfolgbarkeit auf Basis des Materialflusses ermöglicht es Unternehmen sicherzustellen, dass verantwortungsvolle Beschaffungsmaßnahmen und Klimaziele eingehalten werden entlang der gesamten Lieferkette. www.circulor.com

Diesen und weitere Beiträge zum Thema Mobilität 4.0 elektrisch-vernetzt-autonom finden Sie im druckfrischen eMove360° Magazin. Kostenloses Download-PDF.

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